Erzwungene Interoperabilität: Beeper-App bringt iMessage auf Android

Eine neue Android-App spricht iMessage, dafür wurde Apples Protokoll nachgebaut. Offen bleibt, ob der iPhone-Konzern einschreitet.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 48 Kommentare lesen
Beeper Mini auf Android

(Bild: Beeper)

Lesezeit: 3 Min.

Neuer Anlauf für iMessage auf Android: Die im Google Play Store erhältliche Messaging-App "Beeper Mini" soll den Austausch von iMessages mit Apple-Nutzern erlauben – auch über die eigene Mobilfunkrufnummer. Dafür wurde ein anderer Ansatz gewählt als bei vorausgehenden Apps und Tools, die iMessage-Support in Android nachgerüstet haben.

Statt einen eigenen oder virtuellen Mac als Zwischenstelle zu betreiben, der sich bei iMessage anmeldet und Nachrichten an das Android-Smartphone weiterleitet, setzt Beeper Mini ganz auf Reverse Engineering: Es sei gelungen, das iMessage-Protokoll zu implementieren und dadurch direkt mit Apples Servern zu kommunizieren und so letztlich iMessages auszutauschen, teilte der Anbieter Beeper mit.

Die Entwickler haben neben der App auch den Quellcode veröffentlicht und stellen einen Proof of Concept zum Download bereit, der demonstrieren soll, wie der Austausch von iMessages auch auf Nicht-Apple-Geräten funktioniert. Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung des Dienstes bleibe dabei gewahrt.

Beeper Mini lässt sich – ebenso wie iMessage auf dem iPhone – direkt mit der eigenen Mobilfunknummer verwenden. Wahlweise ist es aber auch möglich, sich mit der Apple-ID anzumelden und so eine E-Mail-Adresse für iMessage zu verwenden. Die Accountdaten würden ausschließlich direkt an Apples Server übermittelt, betonte Beeper.

Ein vorausgehender Versuch, iMessage öffentlichkeitswirksam auf Android zu bringen, endete jüngst in einem Debakel: Der Hersteller Nothing musste seine Nothing-Chats-App direkt nach dem Start wegen massiver Sicherheitsprobleme zurückziehen. Dort wurde noch der alte Ansatz gewählt, iMessage-Kompatibilität über einen virtuellen Mac herzustellen. Hierbei mussten Nutzer nicht nur ihre Apple-ID an Dritte preisgeben, sondern es wurde auch bekannt, dass Nachrichten temporär im Klartext einzusehen waren.

Der Anbieter Beeper hat nun Sicherheitsforscher aufgerufen, die Umsetzung eingehend zu prüfen. Man habe selbst bereits ausgiebig getestet und keine offensichtlichen Schwachstellen gefunden. Beeper betreibt bereits seit mehreren Jahren einen Multi-Messaging-Dienst, der neben iMessage etwa WhatsApp und weitere Messenger unterstützt. Die App Beeper Mini soll 2 US-Dollar pro Monat im Abo kosten und künftig auch weitere Messaging-Dienste als nur iMessage unterstützen. Ob und wie Apple gegen die App möglicherweise vorgeht, bleibt vorerst offen.

Apple hat offensichtlich kein Interesse, iMessage selbst auf Android zu bringen. Zwar gab es vor rund zehn Jahren intern die Debatte, den Messaging-Dienst plattformübergreifend zu machen. Das wurde aber letztlich abgelehnt, es würde Apple mehr schaden als nützen. Derzeit steht noch im Raum, ob das europäische Gesetz über digitale Märkte künftig auch iMessage zur Interoperabilität zwingt – die EU-Kommission prüft das aktuell. Pünktlich zur Einspruchs-Deadline überraschte Apple jüngst mit der Ankündigung, den SMS-Nachfolger RCS ab 2024 in seiner Nachrichten-App zu unterstützen – parallel zu iMessage.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externer Preisvergleich (heise Preisvergleich) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (heise Preisvergleich) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

(lbe)