Riesige Himmelsdurchmusterung bestätigt Standardmodell der Kosmologie weitgehend

Mit einer 570-MP-Kamera wurde für den Dark Energy Survey ein Teil des Himmels genau vermessen. Die ersten Daten bestätigen eine wichtige Theorie – größtenteils.

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Fast alle Objekte in diesem Ausschnitt des kartierten Himmelsabschnitts sind Galaxien.

(Bild: T.A. Rector (University of Alaska Anchorage/NSF’s NOIRLab), M. Zamani (NSF’s NOIRLab) & D. de Martin (NSF’s NOIRLab))

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Die bislang umfangreichste Karte der Verteilung naher und ferner Galaxien hat das sogenannte Standardmodell der Kosmologie weitgehend bestätigt, aber auch kleine Abweichungen gefunden. Das teilten die Verantwortlichen des sogenannten Dark Energy Survey (DES) nun mit und veröffentlichten gleich 29 wissenschaftliche Artikel. Denen liegen die Daten aus den ersten drei Jahren vor, in denen die benutzte 570-Megapixel-Kamera kontinuierlich fast ein Achtel des Sternenhimmels abgelichtet hat. Beobachtet wurden dabei rund 226 Millionen Galaxien, die bis zu sieben Milliarden Lichtjahre entfernt sind.

Die immense Himmelsdurchmusterung Dark Energy Survey wurde zwischen 2013 und 2019 am Cerro Tololo Inter-American Observatory in Chile durchgeführt, insgesamt wurden in 759 Nächten Daten gesammelt. Die nun vorgestellten Ergebnisse stammen aus den ersten drei Jahren dieser Beobachtungskampagne und ermöglichen bereits die präziseste Karte der Verteilung von Galaxien in der vergleichsweise nahen Vergangenheit, erklären die Verantwortlichen. Dafür war demnach unter anderem die Hilfe eines Supercomputers nötig. Insgesamt habe man das gegenwärtig beste Modell zur Entwicklung unseres Universums seit dem Urknall genauer prüfen können, als je zuvor – und es hat standgehalten.

Der Dark Energy Survey sollte über die genaue Kartierung sichtbarer Objekte auch für uns unsichtbare Gefüge finden und damit vor allem zur Erforschung der rätselhaften Dunklen Energie beitragen. Immerhin mache "normale" Materie nur etwa fünf Prozent des Universums aus, Dunkle Materie weitere 25 Prozent und Dunkle Energie die restlichen 70 Prozent. Deren Interaktion hat Einfluss auf großräumige Strukturen wie Galaxienhaufen, die mit der Durchmusterung genauer aufgezeigt wurden als bislang möglich. Der Blick auf vergleichsweise nahe und Milliarden Lichtjahre entfernte Galaxien hätte auch gleichzeitig mehrere Epochen in der Geschichte unseres Universums illustriert. Auch die konnten mit den Vorhersagen abgeglichen werden.

Die Dark Energy Survey camera (DECam)

(Bild: DOE/FNAL/DECam/R. Hahn/CTIO/NOIRLab/NSF/AURA)

Wie die Forscherinnen und Forscher noch erläutern, haben sie ihre Ergebnisse auch mit der Karte der kosmischen Hintergrundstrahlung überprüft, die das Universum rund 400.000 Jahre nach dem Urknall zeigt. Aus dem Standardmodell der Kosmologie ergebe sich, wie sich das Universum daraus entwickelt hat und das stimme größtenteils mit den Beobachtungen überein. Gleichzeitig habe sich aber auch einmal mehr gezeigt, dass das Universum um einige Prozent weniger stark "verklumpt" sei, als sich aus den Formeln ergebe. Diese Bestätigung früherer Abweichungen erfordere weitere Analysen, schreiben sie noch. Die wissenschaftlichen Artikel sind auf der Projektseite verlinkt.

(mho)