Ende vom Homeoffice: Grindr verliert nach Ankündigung Hälfte seiner Mitarbeiter

Grindr verlangt von seinen Mitarbeitern, zweimal pro Woche vom Büro aus zu arbeiten. Daraufhin habe fast die Hälfte der Angestellten gekündigt.

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(Bild: Shutterstock/Andrey_Popov)

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Anfang August teilte Grindr seinen Angestellten mit, dass einige Abteilungen ab Oktober zweimal pro Woche wieder im Büro arbeiten müssen, andere Teams sollen ab 2024 ebenfalls in die Büros zurückkehren. Nun hat fast die Hälfte der Mitarbeiter der Dating-App zum Monatsende gekündigt, berichtet das Wall Street Journal (WSJ) und bezieht sich auf Informationen der Gewerkschaft Communications Workers of America (CWA).

Mitarbeiter, die nicht in der Nähe der Büros wohnen, müssten demzufolge umziehen – dazu würde das Unternehmen Unterstützung anbieten. Für eine Entscheidung habe Grindr, das Unternehmen hinter der auf LGBTQ ausgerichteten Dating-App, den Angestellten eine knapp 14-tägige Frist eingeräumt. Betroffen seien die Mitarbeiter der Abteilungen Design, Technik und Marketing. Inzwischen hätten laut WSJ rund 80 der 178 Beschäftigten gekündigt.

George Arison, Chief Executive von Grindr, habe in einem Memo Anfang August erklärt, dass das Unternehmen nicht mehr "remote first" sei und ein hybrider Zeitplan den Bedarf an Flexibilität und Zusammenarbeit ausgleichen würde. Wie Arison selbst seien viele Teammitglieder nach dem Ausbruch der Pandemie eingestellt worden, als aus der Not heraus das Homeoffice-Modell eingeführt wurde. Nun müsse man aber anerkennen, dass die große Mehrheit der Unternehmen zu der Norm zurückkehre, die vor der Pandemie herrschte.

Die CWA und ein Gindr-Mitarbeiter hätten die wiederkehrende Büropflicht als Angriff auf die bevorstehende gewerkschaftliche Organisierung gedeutet, die Arbeitnehmer zum Schweigen bringen wolle. Ein Sprecher von Grindr habe die Behauptung für unbegründet erklärt. Die CWA habe am Freitag im Namen der Beschäftigten eine Klage wegen unlauterer Arbeitspraktiken (Unfair Labor Practice, ULP) beim National Labor Relations Board (NLRB) gegen Grindr eingereicht.

Die Grindr-Geschäftsführung habe eine Vergeltungspolitik für die Rückkehr ins Büro angekündigt, die sich auf die in den USA ansässigen Beschäftigten auswirke und Folge der kürzlichen Ankündigung zur Gründung ihrer Gewerkschaft sei. "Die Unternehmensleitung von Grindr ist laut dem nationalen Arbeitsrecht gesetzlich verpflichtet, die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten von Grindr United-CWA erst dann wesentlich zu ändern, wenn die Beschäftigten ihre Gewerkschaftswahlen abgeschlossen haben und ihre Arbeitsbedingungen direkt am Verhandlungstisch aushandeln können", schreibt die CWA

Viele Unternehmen ringen dem Bericht zufolge damit, wie sie ihre Mitarbeiter wieder in die Büros zurückbringen können, nachdem die Einschränkungen der Pandemie zurückgefahren wurden. Unternehmen wie Zoom – die mit Ihrer Videokonferenzsoftware während der Pandemie einen enormen Aufschwung erfuhr –, Meta und Google haben vor kurzem die Rückkehr ins Büro eingeführt. Die Mitarbeiter der Technologiefirmen sind mittlerweile daran gewöhnt, von zu Hause aus zu arbeiten, schreibt das WSJ.

(bme)