Wegen Bioziden: Rund 300 Einwendungen gegen LNG-Terminal Wilhelmshaven
FĂĽr das in Bau befindliche LNG-Terminal in Wilhelmshaven fehlt bislang noch die wasserrechtliche Erlaubnis. Gegen diese gibt es wegen Bioziden viel Gegenwehr.

Blick auf die Bauarbeiten am LNG-Terminal in Wilhelmshaven
(Bild: NPorts)
7,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas – 8,5 Prozent des deutschen Gasbedarfs – soll das künftig vom Energiekonzern Uniper betriebene LNG-Terminal in Wilhelmshaven jährlich umschlagen. Der große Knackpunkt beim laufenden wasserrechtlichen Genehmigungsverfahren ist jedoch weniger, was durch die Gasrohre geleitet wird, als vielmehr das, was aus für die Verarbeitung notwendigen anderen Rohren rauskommt und in die Nordsee abgeleitet werden soll.
Zum Fristende der Einwendungsphase liegen nun rund 300 Einsprüche vor, die von der zuständigen Behörde bearbeitet werden müssen. In den meisten Fällen geht es um mit Chlor behandeltes Abwasser, was aus der schwimmenden Regasifizierungseinheit abgeleitet werden soll.
Der Bau des Terminals an Land und zu Wasser begann zwar schon Anfang Juli. Das Terminal in Wilhelmshaven sowie weitere geplante in Stade, Brunsbüttel und Lubmin sollen Deutschlands Erdgasversorgung unabhängiger von Russland machen. Seit der Stilllegung und später der Zerstörung großer Teile der Nord Stream-Gaspipelines in der Ostsee ist der Druck, Alternativen zu schaffen, weiter gestiegen.
Mehrere Genehmigungen liegen vor
Im Sommer hatte das staatliche Gewerbeaufsichtsamt in Oldenburg den vorzeitigen Start genehmigt. Um die regulären Verfahren kommt das LNG-Terminal trotz aller Eile in der Energiekrise aber nicht vorbei. Am 13. Oktober überreichte der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) zum Beispiel die Genehmigung für das Vertiefen der Zufahrt und der sogenannten Liegewanne an die landeseigene Hafengesellschaft Niedersachsen Ports.
Doch so geräuschlos wie bei der Liegewanne läuft das bei der wasserrechtlichen Genehmigung des Terminalschiffs "Höegh Esperanza", das zuletzt im französischen Brest gesichtet wurde, nicht. Umweltverbände laufen Sturm gegen die Floating Storage and Regasification Unit (FSRU), die doch das Herzstück des schnell verfügbaren Flüssigerdgas-Terminals sein soll. Auf den umgebauten Tankern wird das -160 Grad kalte Gas wieder gasförmig gemacht. Erst dann kann es an Land weiterverwendet werden. Die Deutsche Umwelthilfe fordert, die Betriebserlaubnis auf zehn Jahre zu beschränken – vorgesehen sei bislang eine Genehmigung bis zum Jahr 2043.
Chlor im Abwasser
Mehr noch geht es aber um Seewasser, das von der FSRU verwendet wird, um das kalte Gas wieder auf Temperatur zu bringen, bestätigte eine Sprecherin des NLWKN gegenüber heise online. Damit die Rohre, durch die das Wasser fließt, nicht von Muscheln und Seepocken besiedelt und in der Folge verstopft werden, sollen Biozide verwendet werden, die mit dem Abwasser auch in die Jade und damit letztlich in die Nordsee gelangen. Von 178 Millionen Kubikmeter Wasser ist die Rede. Der BUND Niedersachsen hält die Abwässer für gefährlich für Wasserorganismen.
Aktuell sichtet und prüft die Genehmigungsbehörde alle Einwendungen, teilte die NLWKN-Sprecherin mit. Die Frist für Eingaben endete am 19. Oktober um 24 Uhr.
(mki)