Russische Staatsanwaltschaft fordert drei Jahre Haft für AllofMP3-Chef

Im Verfahren gegen den früheren Betreiber des russischen Musik-Downloadportals hat die Staatsanwaltschaft in Moskau drei Jahre Haft wegen Verstößen gegen das Urheberrecht gefordert. Zudem soll Denis Kvasov 420.000 Euro an westliche Musikanbieter zahlen.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Dem früheren Betreiber des russischen Musik-Downloadportals allofmp3.com droht in seiner Heimat Gefängnis. Im Verfahren gegen den ehemaligen Eigentümer Denis Kvasov habe die russische Staatsanwaltschaft am heutigen Montag in Moskau drei Jahre Haft wegen Verstößen gegen das Urheberrecht gefordert, meldet die Deutsche Presseagentur (dpa). Zudem solle Kvasov die westlichen Musikanbieter EMI, Warner und Universal mit insgesamt 15 Millionen Rubel (420.000 Euro) entschädigen. Kvasov hatte bereits Anfang Juli in dem Verfahren ausgesagt.

Allofmp3.com war in den vergangenen Jahren vor allem wegen der niedrigen Kosten zu einem der beliebtesten russischen Musik-Downloadportale avanciert. Doch Ende Juni war dann Schluss – zumindest vordergründig: Das Portal wurde vom Netz genommen und der DNS-Eintrag gelöscht. Zwar gibt es mit dem Klon MP3sparks.com noch ein temporäres Aufflackern, doch der Druck von staatlicher Seite ist offenbar zu groß: Sogar eine Nichtaufnahme Russlands in die WTO stand im Raum, sollte das Geschäft von allofmp3.com nicht von der Bildfläche verschwinden.

Weiterhin verfügbar sind allerdings die Download-Server: Über eine von der russischen Alltunes.com vertriebene Player-Software lässt sich auf den ehemaligen AllofMP3-Katalog zugreifen. Alltunes.com konnte zuletzt sogar einen juristischen Sieg erringen: Der russische Partner des Kreditkartenunternehmens Visa wurde von einem Moskauer Gericht angewiesen, Zahlungen für den Download-Dienst auch weiterhin abzuwickeln. Ein pauschale Sperre, wie von Visa verhängt, sei unzulässig, befand das Gericht. Sperren könnten nur verfügt werden, wenn Rechteinhaber zuvor Urheberrechtsverletzungen gerichtlich geltend gemacht haben.

Zu den Hintergründen der AllofMP3-Schließung und zum umstrittenen russischen Musik-Download-Markt siehe auch den aktuellen c't-Artikel:

(pmz)