AMD: Windows 11 24H2 soll schwachbrüstigen Ryzen 9000 unter die Arme greifen

Windows 11 24H2 soll die Performance insbesondere der Ryzen-9000-CPUs verbessern. AMDs Kommunikation lässt aber weiter zu wünschen übrig.

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AMD Ryzen 9 9900X auf seiner Verpackung

(Bild: c't / chh)

Lesezeit: 4 Min.

AMD hat bei seinen eigenen Benchmark-Ergebnissen der Ryzen-9000-Prozessoren zu hoch gestapelt: In den vorab gezeigten Grafiken schaffen sie mehr Bilder pro Sekunde (fps), als Tester weltweit nachstellen können. In einem Blog-Beitrag versucht AMD, sich zu erklären.

Abseits womöglich abweichender Einstellungen wie Powerlimits und Speichergeschwindigkeit macht AMD Messungen mit administrativen Rechten in Windows 11 verantwortlich. Die Stellungnahme lässt allerdings Raum für Interpretationen (dazu unten mehr):

"Die 'Zen 5'-Architektur verfügt über eine verbesserte Sprungvorhersage als frühere 'Zen'-Generationen. Unsere automatisierte Testmethode wurde im 'Admin'-Modus ausgeführt, was zu Ergebnissen führte, die Optimierungen des Sprungvorhersage-Codes widerspiegeln, die in der Windows-Version, die die Tester für den Ryzen 9000 Series verwendet haben, nicht vorhanden waren."

Die Sprungvorhersage ist ein essenzieller Teil moderner Prozessoren. Sie versuchen, anhand des ausgeführten Codes vorherzusagen, welche Instruktionen zeitnah benötigt werden, und laden sie vorab in den Cache. CPUs ermitteln ganze Zweige an möglichen Instruktionen, deswegen der englische Name Branch Prediction.

Vorsicht ist bei AMDs Formulierung geboten: Der Admin-Modus schaltet nicht unbedingt die Code-Verbesserungen von Windows 11 24H2 frei, sondern soll ähnliche Performance-Werte abliefern. Zu den Details schweigt sich AMD abermals aus, was ins Bild der vergangenen Wochen passt: Das Problem, das zur Verschiebung der Ryzen-9000-CPUs führte, erklärt die Firma bis heute nicht. Auch vom Admin-Modus war im Reviewer's Guide nirgendwo die Rede. Die Performance-Verbesserungen mit Windows 11 24H2 erwähnte AMD bisher nirgendwo.

Reviewer's Guides unter sogenanntem Non-Disclosure Agreement (NDA) sind üblich, um Testern Anhaltspunkte zur Performance und verschiedenen Einstellungsoptionen zu geben. Sie schreiben keine Testprozedere vor. AMD nennt im Blog Performance-Werte für Windows 11 23H2 und 24H2, und nochmals andere im Guide. In den aufgeführten Beispielen reicht das Performance-Plus zwischen 23H2 und 24H2 von nicht messbar bis +13 Prozent.

AMD-Benchmarks zum Ryzen 9 9950X (Quelle: AMD, keine c't-Benchmarks)
Benchmark 24H2 23H2 Reviewer's Guide
Far Cry 6 [fps] 183 162 196
Cyberpunk 2077 [fps] 200 188 210
Hitman 3 [fps] 358 347 340
Watch Dogs: Legion [fps] 165 165 169
Cinebench 2024 Single Thread [Punkte] 140 140 140
Procyon Office [Punkte] 10.288 9.829 10.140

Spekulationen zufolge könnte Windows 11 zur Absicherung gegen Seitenkanalangriffe in die Sprungvorhersage eingreifen. Der Admin-Modus und das 24H2-Update verändern potenziell das Verhalten.

Gerade in Hinblick auf Windows 11 24H2 wirkt die Markteinführung der Ryzen 9000 abermals überhastet. AMD hatte keine Not – Intels Arrow Lake alias Core Ultra 200 kommt voraussichtlich erst im Oktober – und hat sich so die Vorstellung selbst versemmelt.

Interessierte können auf eigene Gefahr einen unfertigen Insider-Build von Windows 11 24H2 installieren. Dazu muss man dem Insider-Programm beitreten.

Einen "Admin-Modus" per se gibt es nicht. Microsoft hat in Windows 11 bloß die Möglichkeit eingebaut, über die Eingabeaufforderung (CMD) ein Konto mit dem Namen Administrator einzurichten. In diesem Konto ist die Benutzerkontensteuerung (UAC) deaktiviert; alle Programme starten mit administrativen Rechten. Das Admin-Konto ist eigentlich für Notfälle gedacht und würde dauerhaft genutzt die Sicherheit reduzieren. Zum einen wegen der Rechteausführung, zum anderen gibt es keinen Passwortschutz mehr. Wir raten ausdrücklich von der Nutzung ab.

Alternativ kann man auf ein Spiel rechtsklicken und dieses "als Administrator ausführen". Windows 11 sollte das Spiel dann genauso behandeln, als befände man sich im Admin-Konto ohne Benutzerkontensteuerung.

AMD arbeitet laut eigener Aussage mit Microsoft zusammen, um die Verbesserungen an der Sprungvorhersage als Windows-Update vor der 24H2-Verteilung zu bringen. Davon sollen übrigens auch die Ryzen-Prozessoren mit den Architekturen Zen 4 (Ryzen 7000, 8000G/F, 7040, 8040) und Zen 3 (Ryzen 5000, 6000, 7030) profitieren, allerdings im geringeren Maße.

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(mma)