SAP gelingt Befreiungsschlag

Ob der Weltmarktführer für Unternehmenssoftware 2007 mit einem Happy End abschließen kann, entscheidet sich aber erst in den letzten Monaten des Jahres.

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Von
  • Bernd Glebe
  • dpa

SAP hat den Befreiungsschlag geschafft. Nachdem Europas größter Softwarehersteller durch die Industriespionagevorwürfe des Erzrivalen Oracle arg in Bedrängnis geraten war, legte der Walldorfer DAX-Konzern am heutigen Donnerstag starke Zahlen für das zweite Quartal vor. Damit schaffte der Weltmarktführer für Unternehmenssoftware nicht nur eine Korrektur seines zuletzt arg angekratzen Images. SAP gelang auch es auch, die Talfahrt an der Börse zu stoppen und wieder ins Plus zu drehen.

Trotz der positiven Trendwende kamen von Vorstandschef Henning Kagermann keine triumphalen Gesten. Weder erhöhte der Top-Manager des Weltmarktführers für Unternehmenssoftware die Prognose für das Gesamtjahr. Sticheleien in Richtung seines Hauptkonkurrenten Oracle verkniff sich der 60-Jährige ebenfalls bei der Präsentation der Halbjahreszahlen in London: "Wir haben unser Ergebnis mit organischem Wachstum erreicht und liegen beim Marktanteil klar vor Oracle", war nahezu der einzige Kommentar zu dem US-Konzern, der zuletzt rund 25 Milliarden Dollar für Zukäufe ausgegeben hatte.

Dass die Klage von Oracle-Chef Larry Ellison wegen Diebstahls geistigen Eigentums aber weiter wie ein Schatten über der Walldorfer Softwareschmiede hängt, konnte auch Kagermann nicht verhehlen. Er habe mit vielen Kunden über die Industriespionagevorwürfe gesprochen, erklärte der Manager. Diese hätten zwar versichert, dass sie SAP für ein vertrauenswürdiges Unternehmen halten. SAP habe aber dennoch wegen der juristischen Auseinandersetzung mit Oracle Rückstellungen gebildet. Diese liegen laut Kagermann bei unter zehn Millionen Euro.

und eine Woche nach Kagermanns 60. Geburtstag ließ sich die Börse aber nicht von den dürren Worten zu dem schwebendem Verfahren leiten, sondern setzte die SAP-Aktien zeitweise mit einem Plus von 5,43 Prozent auf 39,85 Euro an die DAX-Spitze. Das weltweit drittgrößte Softwareunternehmen war zuvor der einzige DAX-Wert, der sich seit Jahresbeginn im Minus bewegt hatte. Dagegen ist der deutsche Leitindex seither um mehr als 20 Prozent gestiegen. Alle Kennziffern lägen über den Erwartungen, erklärten Händler nun das nachträgliche Geburtstagsgeschenk für den Vorstandchef. Außerdem sei SAP auf einem guten Weg, im Mittelstand neue Kunden zu gewinnen.

Ob der Weltmarktführer für Unternehmenssoftware 2007 mit einem Happy End abschließen kann, entscheidet sich aber erst in den letzten Monaten des Jahres. Am 4. September will das Bezirksgericht in San Francisco entscheiden, wie das Eingeständnis von Kagermann zu werten ist, dass die SAP-Tochter TomorrowNow Wartungsdokumente des US- Konkurrenten in "unangemessener Weise" von der Oracle-Internetseite heruntergeladen hat. Die Auswirkungen der Entscheidung werden dann wohl im vierten Quartal zu spüren sein. Die letzten Monate das Jahres gelten auch beim Verkauf der Softwarelizenzen als maßgeblich. Erfahrungsgemäß wird dann in den Vorstandsetagen entschieden, wie die Unternehmen abschließend ihre IT-Budgets verteilen. (Bernd Glebe, dpa) / (jk)