SAP und Arvato versprechen "souveräne" Microsoft-Cloud für Behörden

Die beiden deutschen Konzerne wollen Clouddienste von Microsoft für den öffentlichen Sektor bereitstellen. So sollen Behörden die Dienste sicher nutzen können.

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Cloud, Rechenzentrum,

(Bild: Gorodenkoff / shutterstock.com)

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SAP und Arvato wollen ein Cloud-Angebot mit Microsoft-Software für Ministerien und Behörden in Deutschland aufbauen. Man werde "in eine souveräne Cloud-Plattform für die deutsche Verwaltung" investieren, kündigten die beiden Unternehmen am Donnerstag an. Dafür gründe man gemeinsam "ein neues deutsches Unternehmen".

Den Betrieb der Rechenzentren übernehme Arvato Systems, heißt es in der Pressemitteilung. Wie das Joint Venture heißen soll und wo in Deutschland die Rechenzentren stehen sollen, verraten die Partner allerdings noch nicht. Bereits vor einem Jahr war bekannt geworden, dass Microsoft der Bundesregierung angeboten hat, den Betrieb seiner Cloud-Angebote deutschen Unternehmen zu überlassen.

Das geplante Angebot soll Microsofts Cloud-Plattform Azure inklusive Office- und Kommunikationssoftware wie Microsoft 365 enthalten. Microsoft begnügt sich dabei jedoch mit der Rolle des Software-Zulieferers. Das deutsche Joint Venture sei "alleiniger Eigentümer" der Plattform, schreiben SAP und Arvato in ihrer Pressemitteilung. Die Daten würden in Deutschland gehalten und verarbeitet, es erfolge eine "vollständige Trennung von den globalen Microsoft-Rechenzentren".

Durch dieses Konstrukt wollen die Partner den Behörden von Bund, Ländern und Kommunen ermöglichen, die Clouddienste von Microsoft zu nutzen und gleichzeitig Anforderungen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erfüllen. Dazu werde man eng mit dem BSI zusammenarbeiten. Dabei geht es unter anderem um Geheimschutz, autarken Betrieb und die Kontrolle von Software-Updates.

"Gemeinsam stellen wir die neuesten cloudbasierten Technologien bereit und erfüllen gleichzeitig selbst die strengsten Anforderungen an Datensouveränität“, sagte SAP-Chef Christian Klein. Microsoft Chef Satya Nadella erklärte, dass man mit der "souveränen Cloud-Plattform" den Anforderungen der Verwaltung entspreche, um die digitale Transformation im Land voranzubringen.

In Frankreich verfolgt Microsoft ein ähnliches Konzept, dort haben Capgemini und Orange ein Joint Venture für den Betrieb einer Microsoft-Cloud gegründet. In Deutschland haben die Konkurrenten Google und Telekom ebenfalls den Aufbau eines "souveränen" Cloud-Angebots für den öffentlichen Sektor angekündigt, wobei die Server unter der Kontrolle von T-Systems in Google-Rechenzentren stehen sollen.

Die Bundesregierung steht diesen geplanten Angeboten wohlwollend gegenüber. Das federführend zuständige Bundesfinanzministerium will aber auch den Aufbau alternativer Cloud-Angebote auf Open-Source-Basis vorantreiben. "Auf Basis einer Multi-Cloud Strategie und offener Schnittstellen sowie strenger Sicherheits- und Transparenzvorgaben bauen wir eine Cloud der öffentlichen Verwaltung auf", heißt es zu dem Thema im Koalitionsvertrag zwischen SPD, Grünen und FDP.

[Update, 3.2., 16:30] Peter Ganten, Vorsitzender der Open Source Business Alliance, kritisierte gegenüber c't die Pläne von SAP, Arvato und Microsoft. Bei der Lösung könne nicht von einer offenen Plattform die Rede sein, "es wäre eine Bundescloud von Microsofts Gnaden". Die Bundesverwaltung würde sich damit ihrer Gestaltungschancen berauben und Innovationschancen verhindern.

Entscheidend für Innovation seien "Multi-Sourcing-Optionen sowie die Fähigkeit, den Programmcode anzupassen und ihn im Zweifel auch ohne den Hersteller pflegen und betreiben zu können", sagte Ganten. Die Möglichkeiten zum Aufbau von Open-Source-Alternativen müssten nun "mit Nachdruck angegangen werden". [\Update]

Hintergründe und einen Kommentar zur "souveränen" Microsoft-Cloud für den öffentlichen Sektor lesen Sie bei c't:

(cwo)