SCO vs. ...: Auf der Suche nach dem Streitobjekt

Linux existiere nicht, es sei eigentlich nur eine unlizenzierte Version von Unix, meint SCO Australien; IBM fordert dagegen, SCO solle endlich Beweise vorlegen, dass in Linux unrechtmäßig aus Unix System V geklauter Code eingeflossen sei.

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Von
  • Jürgen Kuri

"Linux existiert nicht": Während man in der US-Zentrale den inzwischen auch von Baystar bestätigten Abschluss des Streits über die Beteiligung der Investmentfirma vorbereitete, versuchte sich die australische Dependance darin, die Argumentation von SCO gegen Linux auf den Punkt zu bringen. Nach Aussagen von Kieran O'Shaughnessy, Chef von SCO Australien, gegenüber der Computerworld Australia, wisse doch jeder, dass Linux lediglich eine unlizenzierte Version von Unix sei. Daher existiere es in Wirklichkeit gar nicht.

Trotzdem aber sei SCO nicht der "Anti-Christ des Cyberspace" und man sei auch nicht nur darauf erpicht, durch Klagen Lizenzzahlungen einzuholen. "Der einzige Grund für die Klage gegen IBM ist, unser Unix-Geschäft zu verteidigen; wir sind keine Firma von Prozesshanseln, uns geht es um Unix auf Intel-Systemen", betonte O'Shaughnessy in dem Interview und nahm damit auch eine Argumentation auf, die SCO ins Feld führte, um das Ende des Baystar-Investments zu begründen: Baystar habe auf die Ausdehnung der Klagen gedrängt, um die Geschäfte zu fördern, während man selbst doch lediglich daran interessiert sei, das Hauptgeschäft mit Unix-Software zu schützen.

Das mag man bei SCO so sehen -- die IBM-Anwälte sind da ganz anderer Meinung. Bereits vor einer Woche warfen sie SCO in einem Antrag an das Gericht vor, Urheberrecht von IBM zu verletzen: IBM habe Code zu Linux beigesteuert, der zwar unter freien Lizenzen wie der GPL veröffentlicht wurde, an dem IBM aber weiterhin das Urheberrecht beanspruche. SCO aber habe die GPL angegriffen und gebrochen -- daher habe die Firma nicht das Recht, diesen Code zu benutzen. SCO soll aber 783.000 Zeilen Code aus 16 Paketen kopiert haben, an denen IBM die Rechte beansprucht. Mittlerweile hat IBM auch entsprechende Unterlagen bei Gericht eingereicht, die dies beweisen sollen -- öffentlich zugänglich sind sie allerdings nicht.

Dafür legte IBM zusätzlich von Groklaw veröffentlichte Schriftstücke vor, um SCOs weitere Anforderungen von Code und Dokumenten zurückzuweisen -- SCO wollte die Anschuldigungen, IBM habe unrechtmäßig Unix-System-V-Code in Linux übernommen, durch dieses zusätzliche Material beweisen können. Die Anwälte von Big Blue werfen SCO nun direkt vor, als Nebelwerfer zu arbeiten, um die Unangemessenheit der Vorwürfe zu verschleiern. Es sei nun an SCO, endlich handfeste Beweise vorzulegen -- genug Material habe die Firma von IBM bekommen. Man sei sich aber sicher, dass SCO keinesfalls genügend Beweise vorlegen könne, um in irgendeiner Weise die Anschuldigungen untermauen zu können. Daher solle das Gericht die Klage in diesem Teil zu Gunsten von IBM zurückweisen.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't): (jk)