SCO vs. Linux: Ciao, Baystar ...

Zumindest die Gefahr eines existenzgefährdenden Rechtsstreits mit dem Investor Baystar scheint SCO, im Rechtsstreit unter anderem mit IBM wegen angeblich geklauten Codes in Linux, abgewendet zu haben.

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Von
  • Jürgen Kuri

Nur wenige Tage vor der Vorstellung der Quartalszahlen am 31. August meint man bei SCO, einen existenzgefährdenden Rechtsstreit mit dem ehemaligen Investor Baystar beigelegt zu haben. Baystar hatte Anfang Juni den Ausstieg aus dem Investment in die Firma verkündet, die unter anderem gegen IBM wegen angeblich aus Unix System V geklautem Code in Linux klagt und mit Novell in juristische Auseinandersetzung um das Copyright an Unix verwickelt ist. Als abgeschlossenes Kapitel betrachtete Baystar dieses Investment nach dem verkündeten Ausstieg allerdings erst einmal noch nicht: Es gebe Widersprüche zu klären. Solange diese Widersprüche, die vor allem das Lizenzgeschäft von SCOsource betreffen, nicht geklärt seien, betrachte BayStar sein Engagement als nicht abgeschlossen, hieß es noch Ende Juli.

Für Baystar stellte sich offensichtlich die Frage, ob die Verantwortlichen von SCO gegenüber BayStar falsche Angaben zum kommenden Lizenzgeschäft gemacht haben. Hätten Schwindeleien zum Investment der Risiko-Banker geführt, hätte BayStar Regressforderungen anmelden können. Blake Stowell, PR-Chef von SCO, erklärte aber nun in dürren Worten, Baystar habe die beim Ausstieg ausgehandelten 13 Millionen Dollar und 2.105.263 handelbare Standardaktien angefordert. Dies sollte SCO im Ausgleich für die 40.000 Vorzugsaktien zahlen, die einen Nominalwert nach der Übernahme des Pakets durch Baystar von der Royal Bank of Canada von 40 Millionen US-Dollar hatten. SCO habe die Anforderung von Baystar erfüllt, den Betrag beziehungsweise die Aktienzertifikate nunmehr an Baystar übergeben; die 40.000 Vorzugsaktien seien damit aus dem Verkehr gezogen, betonte Stowell in einer Mitteilung.

SCO sieht damit das Investment durch Baystar und auch die Gefechte mit dem ehemaligen Investor beendet, der eigentlich darauf drängte, die Lizenzgeschäfte und damit auch die Klagen wegen angeblicher Verletzung der Rechte am geistigen Eigentum von SCO auszudehnen. Schon bei der Vorstellung neuer Unix-Angebote Mitte Juni hatte SCO darauf verwiesen, mit dem Ausstieg von Baystar sei man in der Lage, die geschäftliche Zukunft nicht mehr nur auf das Lizenzgeschäft zu bauen.

Von Baystar allerdings steht eine Stellungnahme zum laut SCO nunmehr endgültig abgeschlossenen Investment noch aus. Und auch SCO selbst ist in den letzten Tagen nicht unbedingt dadurch aufgefallen, die Klagen wegen angeblich geklauten Codes in Linux und Verletzungen des durch SCO beanspruchten Unix-Copyrights aufgeben zu wollen. Allerdings wird auch der Gegenwind für SCO stärker: IBM will nun SCO wiederum vor den Kadi zerren -- und das ausgerechnet wegen Verletzung der Urheberrechte von IBM durch den Klau von Code, den IBM zu Linux beigesteuert habe.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't): (jk)