SCO vs. Linux: Analyse der Analysten

Im ausufernden Streit um Open Source und angeblich in Linux übernommenen Code, auf den SCO Copyright beansprucht, wird auch der Ton gegenüber den Beobachtern und Analysten härter.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Der Analyst Rob Enderle hat in einem Artikel seine Rede auf dem SCO-Forum in Las Vegas verteidigt. Die sehr emotional gehaltene Rede ("Free Software and the Idiots who Buy It") gegen die Linux-Community ist unterdessen auf dem Prüfstand der Logiker gelandet.

Ein Kernstück von Enderles Ausführungen ist seine Sicht der Website Groklaw, die das Geschehen rund um die SCO Group aus juristischer Perspektive betrachtet und jedes von den Beteiligten vorgebrachte Argument liebevoll seziert. Enderle betrachtet die Website als Propaganda- und Hass-Instrument. Dementsprechend sind für ihn Groklaw-Zuträger Spione, auch wenn diese an einem öffentlich zugänglichen Ereignis wie der Hausmesse von SCO teilnehmen.

Ein weiteres Kernstück seiner Ausführungen geht tief in die Vergangenheit zurück. So behauptete Enderle in seiner Rede, bereits 1994 erkannt zu haben, dass Linux ein unautorisierter Clone von Unix sei. Er habe aber dem System, ähnlich wie Plan 9, keine Chancen eingeräumt und es nicht weiter beachtet. Mit dieser Argumentation wird Rob Enderle vom bezahlten Redner auf SCO-Veranstaltungen zum Zeugen in der Frage, ob Linux möglicherweise illegal kopierten Code enthalte, der aus Unix System V stammt.

Im Jahre 1994 wechselte Rob Enderle zur Marktforschungsfirma Dataquest. In die Computerpresse geriet er mit seiner ersten Studie, die dem damals entstehenden Betriebssystem Windows 95 attestierte, bis Ende 1999 200 Millionen Nutzer vorweisen werden. Diskutiert wurde seine Aussage, dass sich Apple von diesem Schlag nicht mehr erholen werde. 1995 prognostizierte Enderle in einer Studie, dass Windows NT innerhalb von 5 Jahren Unix ablösen wird. In der Studie, von der es nur noch eine Zusammenfassung gibt, kommt Linux nicht vor, sie beschäftigt sich mit Novells UnixWare, SCO Unix, OSF/1, NextStep und Solaris. Im folgenden Jahr erneuert Dataquest seine Prognose für Windows NT, doch mit einem anderen Analysten. Rob Enderle wechselte zu diesem Zeitpunkt von Dataquest zur Giga Information Group, wo er als Analyst die Firma Microsoft und das Thema Internet betreute. Hier machte er sich einen Namen mit Prognosen, ab wann Microsoft die Infrastruktur des Internet beherrschen wird.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)