SCO vs. Linux: SCO will gegen Autozone in Utah gewinnen

Während SCO im Prozess gegen den Autoteilehändler Autozone wegen seiner Linux-Entwicklungen auch die Tonlage gegenüber Novell verschärft, sieht der Netzwerk-Spezialist seine Linux-Strategie bestätigt.

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Von
  • Detlef Borchers

In dem Verfahren der SCO Group gegen den Autoteile-Versender Autozone um die Nutzung einer Reihe von Programm-Bibliotheken bei der Umstellung von SCO-Software auf Linux hat die SCO Group eine weitere Eingabe vor Gericht eingereicht. Mit diesem Schriftstück reagiert SCO auf Autozone, das um eine Verlegung des Gerichtsortes von Nevada (wo Autozone als Firma registriert ist) nach Tennessee ersucht hatte. In diesem Bundesstaat hat Autozone in Memphis sein Hauptquartier, in dem die IT-Abteilung sowie alle Linux-Entwickler ansässig sind. Zusätzlich hatte Autozone geltend gemacht, dass das zuständige Gericht von Western Tennessee wesentlich weniger überlastet sei und das Gerichtsverfahren erheblich schneller abwickeln könne als das Gericht in Nevada.

Gegen diese Verlegung ersucht die in Delaware registrierte SCO Group nun ihrerseits um eine Verlegung nach Utah, wo sich die eigene Zentrale befindet und man sich günstigere Verhandlungsbedingungen vor Gericht erhofft. Über die dort anhängigen Verfahren gegen Novell und IBM heißt es in der Eingabe von SCO, dass man jeweils zügig und umfassend geantwortet habe und die Schuld bei etwaigen Verzögerungen bei der Firma IBM liege, die immer noch nicht alle Versionen von AIX für die Suche nach dem von SCO vermuteten Code-Diebstahl zur Verfügung gestellt habe. In der Sache, was die von Autozone verlangten Beweise für eine Vertragsverletzung des Autoteilehändlers anbelangt, macht SCO keine Angaben. Sehr allgemein heißt es lediglich, dass Autozone eine eigene Vertragsverletzung begangen habe, die nicht mit dem Fall von IBM verglichen werden könne.

Die Verlegung nach Utah und die ebenfalls von SCO beantragte bevorzugte Behandlung der Klage gegen Autozone würden insgesamt darauf hinauslaufen, dass das Verfahren erheblich verzögert wird. In Utah hat die Firma eine Lobby und findet am ehesten Gehör. So wertete SCO-Sprecher Blake Stowell das von der OSDL angekündigte Developer's Certificate of Origin gegenüber der Salt Lake City Tribune als Schuldeingeständnis von Linus Torvalds und seinen Mitstreitern: "Nun schließen sie das Scheunentor, aber die Pferde sind längst ausgebüchst."

Die Eingabe im Verfahren gegen Autozone wird von den SCO-Rechtsanwälten auch genutzt, um die Vorwürfe gegen Novell zu verschärfen. Autozone hatte geltend gemacht, dass allenfalls Novell als Inhaber der Unix-Rechte klagen könnte. Eine Verlegung nach Utah könne helfen, die ungeheuerlichen Vorwürfe, mit denen Novell der SCO Group schweren Schaden zugefügt habe, besser zu klären, heißt es in dem Schreiben von SCO.

Novell selbst veröffentlichte neue Zahlen, mit denen man belegen will, dass der Zug Richtung Linux von den Entwicklern akzeptiert wird: So seien nach der Integration von Suse 10.184 Entwickler in Novells Developernet-Programm aufgenommen worden. Außerdem seien 380 Open-Source-Projekte auf Novell Forge beheimatet. Dies zeige, dass es Novell gelungen sei, sich als führender Anbieter von kommerziellen Linux-Lösungen zu etablieren.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)