SCO vs. Linux: Unbotmäßige Börsen und schwindende Einnahmen [Update]

Das Geschäft mit der so genannten Antidot-Lizenz für von SCO reklamiertes Copyright am Linux-Code läuft nicht berauschend. Und über den Handel der SCO-Aktien im deutschen Freiverkehr ist die Firma auch nicht glücklich.

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Von
  • Detlef Borchers

Die SCO Group, die unter anderem gegen IBM wegen angeblich aus Unix System V geklautem Code in Linux klagt und mit Novell in juristische Auseinandersetzung um das Copyright an Unix verwickelt ist, hat die Finanzzahlen für das am 30. April abgelaufene Quartal bekannt gegeben. Sie weisen einen Verlust aus, der nach Mitteilung der SCO Group vor allem auf das Geschäft mit so genannten Antidot-Lizenzen zurückzuführen ist -- diese "Intellectual-Property-Lizenzen" dienen nach Ansicht von SCO zur nachträglichen "Legalisierung" von Linux bei Endanwendern. So nennt die für das Lizenzgeschäft zuständige Abteilung SCOSource 4,48 Millionen Dollar für juristische Auslagen, konnte jedoch nur eine Lizenz im Werte von rund 11.000 Dollar als Einnahme verbuchen. Bei dieser Lizenz handelt es sich nach den Angaben von SCO-Chef Darl McBride in der Telefonkonferenz zur Bilanzvorlange nicht um diejenige des Providers EV1Servers.net; die Einnahmen daraus beliefen sich auf einen sechsstellige Betrag, lägen aber unter 250.000 US-Dollar und würden erst im dritten Quartal gebucht.

Insgesamt setzte SCO 10,137 Millionen US-Dollar im abgelaufenen Quartal um, verglichen mit 21,369 Millionen im Jahr 2003. Die Quartalszahlen führen zu einem ausgewiesenen Verlust von 14,959 Millionen, wobei die Kosten für die Umwandlung der Vorzugsaktien von Baystar in Höhe von rund 13 Millionen noch nicht enthalten sind. Im jetzt ausgewiesenen Minus enthalten sind Goodwill-Abschreibungen von 2,5 Millionen Dollar, die darauf zurückzuführen sind, dass SCO einen überhöhten Preis beim Kauf von Vultus Software zahlte. Vultus ist eine Firma aus der Canopy-Firmengruppe, zu der auch SCO gehört.

In einer vorbereiteten Presseerklärung zu den Zahlen wird CEO Darl McBride mit der Aussage zitiert, dass die Quartalszahlen im Einklang mit den Erwartungen der Firma seien. Während der Telefonkonferenz äußerte sich McBride zur Zukunft der Firma: "Es ist ein Krieg der Geduld", gab sich aber überzeugt davon, die laufenden Prozesse zu gewinnen. Schuld an der maladen Situation sei einzig Novell mit seinem unmöglichen Verhalten, das potenzielle Lizenznehmer von Antidot-Lizenzen zögern lasse. Mc Bride beschwerte sich über "IBM-Agenten", die ein für SCO schädliches Meinungsklima erzeugten. Finanzchef Bert Young erklärte, man habe etwa 48 Millionen in der Kriegskasse und könnte die Prozesse mindestens 2 Jahre lang weiter führen.

Die Nachricht von den anhaltenden Verlusten bei SCO wurde von einer gleichzeitig veröffentlichten Meldung überschattet, nach der SCO seine Rechtsabteilung angewiesen hat, gegen die deutschen Börsen Berlin-Bremen, Stuttgart und Frankfurt vorzugehen. Nach Darstellung der Firma werden dort SCO-Aktien im ungeregelten Freiverkehr gehandelt, ohne dass dies von SCO abgesegnet wurde. Mit dieser Meldung stellt sich SCO in eine Reihe von anderen   Firmen, die beklagen, über den deutschen Freiverkehr in ein "StockGate" verwickelt zu sein. Dabei werde der Kurs der Aktien von einer "Verschwörung gewisser Broker" niedrig gehalten, so der Vorwurf. Für die auf den Handel mit Auslandsaktien spezialisierte Berliner Börse hat Pressesprecherin Eva Klos die Vorwürfe als Unterstellungen zurück gewiesen.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)