SCO vs. Linux: Von Blickwinkeln und Winkelzügen

In der Auseinandersetzung zwischen der SCO Group und IBM um möglicherweise illegal in Linux eingewanderten Code sorgt ein vermeintlicher "Ausrutscher" der SCO-Anwälte vor Gericht für einiges Durcheinander.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

In der Auseinandersetzung zwischen der SCO Group und IBM um möglicherweise illegal in Linux eingewanderten Code hat SCO in einer Anhörung, wie am Freitag berichtet, unerlaubterweise aus vertraulichen IBM-Unterlagen zitiert und nicht nur dem Gericht auf einen für die Öffentlichkeit nicht einsehbaren Projektionsschirm präsentiert. Dies führte dazu, dass das Protokoll dieser Anhörung vom Gericht unter Verschluss genommen wurde. Der Formfehler der SCO-Anwälte zeitigt nun Folgen, nachdem ein Bericht der Linuxworld erschienen ist, der sich deutlich von anderen Reportagen und Augenzeugenberichten unterscheidet.

Unter anderem schreibt die Linuxworld-Autorin Maureen O'Gara über das, was auf dem Projektionsschirm angeblich zu lesen war. Außerdem berichtet sie über eine bislang nicht öffentlich bekannte dritte Klageserie (Third Amendment), die SCO gegen IBM vorbereitet. Diese Klage soll -- völlig abseits von dem angeblich illegal nach Linux kopierten SCO-Code -- sich mit AIX und dem Projekt Monterey befassen, bei dem die alte Santa Cruz Operation mit IBM zusammenarbeitete. Während dieser Zusammenarbeit soll IBM nach Darstellung von O'Gara unrechtmäßigerwiese proprietären SCO-Code für AIX auf dem Power-Prozessor entwendet haben.

Heise online hatte am gestrigen Sonntag ebenfalls über die von O'Gara vorgetragenen neuen Wendungen berichtet. Ob sie mit Fakten unterfüttert werden können, steht noch aus, nicht nur, weil die Verhandlung zur Verschlusssache erklärt wurde. So ist nicht einmal geklärt, ob der Artikel von Maureen O'Gara stammt, da ihr Linuxworld-Account in der Vergangenheit auch von anderen Autoren genutzt wurde. Weder von SCO noch von IBM gibt es obendrein Stellungnahmen zur dritten Klage. Die häufig hilfreiche Webseite Groklaw, die sonst jedes Detail von den von SCO geführten Prozessen berichtet, folgte dem Beschluss des Gerichts und zensierte entsprechend die Berichte der Augenzeugen, die zumindest hören konnten, was SCO bei IBM gefunden zu haben glaubt. Mit Spannung wird nun die Eröffnung der Website www.prosco.net zum 1. November erwartet, auf der die SCO Group die eigenen Dokumente veröffentlichen will.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)