Santa Monica: KI-Überwachungssystem auf Bussen stellt Strafzettel aus

Die kalifornische Stadt Santa Monica hat KI-gestützte Kameras in Linienbussen getestet, um Halter Busspuren blockierender Fahrzeuge direkt zur Kasse zu bitten.

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HaydenAI sorgt dafür, dass die Busse von Big Blue Bus reibungslos fahren können.

(Bild: Big Blue Bus)

Lesezeit: 3 Min.

Das Problem existiert weltweit: Eigennützige Fahrer nutzen widerrechtlich Busspuren oder parken sogar darauf. Die kalifornische Stadt Santa Monica und ihr Nahverkehrsdienst The Big Blue Bus haben dagegen nun ein ungewöhnliches Mittel getestet: Sie haben die Linienbusse der Kommune mit Kameras zur intelligenten Videoüberwachung ausgerüstet, die mit einem System für Künstliche Intelligenz (KI) beziehungsweise Maschinenlernen gekoppelt sind. Dieses kann Strafzettel für erfasste Fahrzeuge, die Busspuren blockieren, automatisch quasi in Echtzeit ausstellen.

Die Stadt und der ÖPNV-Anbieter nutzten dafür eine Lösung von HaydenAI. Das Unternehmen stellt KI-gestützte Lösungen speziell für die Parküberwachung in Gemeinden her. Bei dem Experiment in der Kommune bei Los Angeles waren zwei Spezialkameras an der Windschutzscheibe angebracht, die das Geschehen auf der Busspur erfassten, berichten der lokale TV-Sender KTLA und andere US-Fernsehstationen. Die aufgenommenen Daten seien dann an eine im Bus installierte Computerbox gesendet worden. Diese analysiere mithilfe automatisierter Erkennungsmethoden, was auf den Fotos passiert.

Die Maschine ist den Berichten zufolge in der Lage, Autos und andere Vehikel zu kennzeichnen, die gegen die Regeln verstoßen, Nummernschilder aufzunehmen und auszulesen sowie Berichte zu erstellen. Ein Mitarbeiter im Ordnungsamt müsse dann nur noch auf einen Knopf drücken, um einen Strafzettel zu generieren und zu versenden. HaydenAI wirbt damit, dass die Kameras bis zu einem Abstand von 10 Zentimetern Gegenstände korrekt erfassen könnten. Sie seien auch in der Lage festzustellen, ob sich ein Fahrzeug bewegt oder anhält.

Bei Big Blue Bus sind die Passagierzahlen 2022 mit über 7,7 Millionen durchgeführten Fahrten angestiegen. Die Busse konnten den Zeitplan aber öfter nicht einhalten, weil sie auch auf extra eingerichteten Fahrbahnen nicht einfach durchkamen. "Es stellt sich die Frage, wie wir und andere Städte Fahrzeuge, die nicht auf der Transitspur sein sollten, davon fernhalten", erklärte Robert McCall, Leiter des Büros für Bürgerkontakte in Santa Monica, gegenüber KTLA. Ziel einer dauerhaften Einführung eines solchen Systems wäre es nicht primär, Einnahmen für die Stadt zu generieren, sondern "Verhalten zu ändern".

Während des 45-tägigen Pilotbetriebs der Technik wurden 511 Strafzettel ausgestellt, die jeweils mit über 300 US-Dollar zu Buche schlagen. Die Verantwortlichen in der Stadt überlegen nun, ob sie das Verfahren dauerhaft einführen wollen. New York, die US-Hauptstadt Washington und San Francisco sollen bereits zu den Kunden von HaydenAI gehören und ebenfalls mit dem System experimentieren.

(olb)