Sanyo-Chefin tritt zurück

Die ehemalige Journalistin Tomoyo Nonaka hat ihren Rücktritt eingereicht, bestätigte der Sanyo-Konzern und gibt offiziell "persönliche Gründe" an.

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Der japanische Elektronikkonzern Sanyo hat am heutigen Montag den sofortigen Rücktritt von Aufsichtsratschefin Tomoyo Nonaka bekannt gegeben. Damit bestätigt das Unternehmen einen heutigen Bericht der Wirtschaftszeitung Nikkei. Die 52-jährige Journalistin war seit 2002 Mitglied des Aufsichtsrats und wurde im Frühjahr 2005 überrraschend an die Spitze des Unternehmens berufen. Zunächst führte sie auch den Titel CEO, bis Sanyo im vergangenen Jahr diese Position gestrichen hatte.

Während Sanyo offiziell "persönliche Gründe" für Nonakas Schritt angibt, hatte die Zeitung ohne Angaben von Quellen über einen Zusammenhang mit der Aufklärung mutmaßlicher Bilanzmanipulationen aus dem Jahr 2003 berichtet. Darüber hinaus wird vermutet, dass Nonaka unter zunehmendem Druck großer Investoren stand, den angeschlagenen Konzern wieder auf Erfolgskurs zu bringen.

Nikkei hatte zuvor berichtet, Nonaka habe eine eingehende Untersuchung der Bilanz-Affäre und drastische Maßnahmen durchsetzen wollen, sei damit aber am Widerstand des Aufsichtsrats gescheitert. Das Unternehmen erklärte dagegen, das Gremium habe sich bereits auf geeignete Maßnahmen verständigt, ein Sprecher räumte aber Unstimmigkeiten in Detailfragen ein.

Sanyo steht unter dem Verdacht, im Jahresbericht 2003 Abschreibungsverluste bei Tochterunternehmen und Beteiligungen nicht ordnungsgemäß bilanziert zu haben. Die japanische Börsenaufsicht hat entsprechende Ermittlungen eingeleitet. Das Unternehmen will die Behörde unterstützen und überprüft die Bewertung von Beteiligungen in den Jahresberichten von 2000 bis 2004. Unbestätigten Berichten zufolge sollen insgesamt Verluste von bis zu 1 Milliarde US-Dollar (751 Millionen Euro) nicht korrekt verbucht worden seien.

Anderen Berichten zufolge soll Nanaka zum Rücktritt gezwungen worden sein, weil dem Gremium die nötige Sanierung des angeschlagenen Konzerns zu langsam voranschreitet. Im März 2006 hatten die Investmentbanken Goldman Sachs, Sumitomo-Mitsui und Daiwa Vorzugsaktien im Wert von insgesamt 300 Milliarden Yen (1,93 Milliarden Euro) erworben und sitzen nun mit im Aufsichtsrat.

Sanyo ist in der Krise und versucht seither, mit Umstrukturierungen, Arbeitsplatzabbau und dem Verkauf einzelner Sparten wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen. Zuletzt hatte das Unternehmen die im vergangenen Jahr angekündigten Sanierungsziele erneut nach unten korrigieren müssen. Sanyo erwartet für das am 31. März endende Geschäftsjahr erneut einen Verlust. (vbr)