Schlechte Zahlen bei Telekom-Halbjahresbilanz erwartet

Die Deutsche Telekom soll nicht nur im Festnetz, sondern auch im Mobilfunk zunehmend unter Druck geraten sein.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 33 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • dpa

Die Deutsche Telekom bekommt nach Experten-Einschätzung stärkeren Gegenwind zu spüren und hat in den vergangenen Monaten das hohe Tempo des ersten Quartals nicht halten können. Nachdem der Konzern im ersten Vierteljahr den Überschuss um knapp zehn Prozent auf 1,1 Milliarden Euro und den Umsatz um rund vier Prozent auf 14,8 Milliarden Euro gesteigert hatte, erwarten Analysten für das zweite Quartal ein schlechteres Ergebnis. Dabei soll der Bonner Riese nicht nur im Festnetz, sondern auch im Mobilfunk zunehmend unter Druck geraten sein. Eine Konsquenz: Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke, bis vor Kurzem noch als großer Sanierer nach der Ron-Sommer-Ära gefeiert, sitzt mittlerweile auf "einem heißen Stuhl", wie die Süddeutsche Zeitung die Situation des Telekom-Chefs umschreibt.

Vor allem der Hauptwachstumstreiber, das US-Mobilfunkgeschäft, könnte an Dynamik verloren haben, meinen die Marktbeobachter. In den USA begann am Mittwoch indes die Versteigerung von weiteren Mobilfunklizenzen. Die Telekom-Tochter dürfte dabei zu den eifrigsten Bietern zählen, weil das Unternehmen zum Ausbau seiner Aktivitäten auf dem wachsenden Markt auf weitere Spektren angewiesen ist. Die Telekom äußert sich unter Hinweis auf die harten US-Vorgaben nicht zu der Auktion. Beobachter gehen davon aus, dass der Bonner Riese 3 Milliarden bis 5 Milliarden Dollar ausgeben wird, um sich weitere Sendekapazitäten in Nordamerika zu sichern. Für den Netzausbau müsste dann noch mal eine ähnlicher Betrag investiert werden.

Das größte Sorgenkind des Konzerns bleibt die Festnetzsparte. Nach wie vor verliert die Telekom viele Anschlüsse an ihre Wettbewerber. Im vergangenen Jahr sollen es 1,2 Millionen gewesen, in diesem Jahr könnten es weitere 2 Millionen Anschlüsse sein. Dabei kämpft Ricke an mehreren Fronten, um das Ausbluten in dem traditionsreichen Geschäft zu stoppen. Hierzu gehört der Ausbau des Glasfasernetzes wie auch neue Kombiangebote oder die TV-Plattform T-Home.

Im vergangenen Jahr hatte der Vorstand angekündigt, sich im Jahr 2006 ganz für Umsatzwachstum ins Zeug zu legen und dabei vorübergehend auch auf Ertrag zu verzichten. Ob Ricke, dessen Vertragsverlängerung demnächst ansteht, das Ruder herumreißen und unter Anlegern wieder für mehr Wachstumsfantasien sorgen kann, bleibt abzuwarten. In der Branche wird nicht ausgeschlossen, dass die Telekom vor einer Gewinnwarnung stehen könnte. Ohnehin steht die T-Aktie in ihrem zehnten Jahr unter keinem guten Stern. Das Papier verliert ständig an Boden und notiert derzeit mit rund 12 Euro weit unter dem Ausgabekurs von 1996. In den vergangenen zwei Jahren verlor die Aktie mehr als 15 Prozent. (dpa) / (jk)