Schnelles WLAN: EU-Kommission gibt Spektrum für Wi-Fi 6E frei

In der EU wird die Nutzung des 6-GHz-Bands für Funknetze harmonisiert. Das bringt mehr Kanäle für WLAN, was das Gedränge auf den alten Bändern mindert.

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(Bild: ZinaidaSopina/Shutterstock.com)

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Die EU-Kommission (EC) stellt mehr Frequenzen für modernes WLAN zur Verfügung: Sie hat am Donnerstag eine Entscheidung angenommen, mit der die Nutzung des 6-GHz-Bands für drahtlose Netze in der gesamten EU harmonisiert werden soll. Dies wird laut der Kommission eine "wachsende Zahl von Geräten, Online-Anwendungen und innovativen Diensten" unterstützen, die höhere Geschwindigkeiten benötigen. Dadurch könnten private Haushalte und Unternehmen bald stabilere Wi-Fi-Verbindungen bekommen, etwa für Videokonferenzen, Streaming und Telemedizin.

Durch den Harmonisierungsbeschluss, der voraussichtlich am Montag veröffentlicht wird, stellt die EU insgesamt 480 MHz zusätzliches Spektrum im 6-GHz-Band zur Verfügung. Damit verdoppelt sich nach Angaben der Kommission der für WLAN verfügbare Frequenzbereich nahezu: Bisher sind knapp 540 MHz im 2,4-GHz- und 5-GHz-Band freigegeben. Das erweiterte Spektrum werde die Netzüberlastung reduzieren und so die tatsächliche Geschwindigkeit erhöhen.

Möglich macht das die Standardergänzung Wi-Fi 6E, eine Erweiterung des 5-GHz-Funkbandes nach oben. Sie stellt zusätzliche Funkkanäle bereit, sodass sich WLAN-Systeme in dicht besiedelten Gegenden besser aus dem Weg gehen können, was Bandbreitenreserven schafft.

Router und Gegenstellen, etwa PCs oder Smartphones, benötigen für Wi-Fi 6E neue WLAN-Module wie Intels AX210. Manche Geräte, insbesondere Notebooks, haben diese bereits, benötigen jedoch Firmware-Updates zum Freischalten des in Europa neuen Bereichs.

Bis diese Freischaltung erfolgt und ab Werk Wi-Fi-6E-fähige Geräte in großer Zahl auf den EU-Markt kommen, wird es aber wohl noch etwas dauern. Denn die zugehörige europäische Norm EN 303 687, anhand derer Hersteller Konformitätserklärungen selbst ausstellen können, hat Ende Juni 2021 immer noch Entwurfsstatus (Draft 0.0.12).

Der neue Spektrumsblock soll in Deutschland durch eine Allgemeinzuteilung der Bundesnetzagentur nutzbar werden. Ein Sprecher der Regulierungsbehörde hatte im Herbst erklärt, dass der 6-GHz-Frequenzbereich hierzulande voraussichtlich im zweiten Quartal 2021 bereitgestellt werden könne. Auf Nachfrage von heise online hieß es nun von der Netzagentur, dass die Zuteilung zur WLAN-Erweiterung auf 5945 MHz bis 6425 MHz "in Kürze erfolgen" solle. Einen konkreten Termin dafür gebe es noch nicht.

Derzeit stellten Länder auf der ganzen Welt nach und nach Frequenzen im 6-GHz-Band zur Verfügung, erläutert die Kommission. Darunter seien etwa die USA, wo die lokale Regulierungsbehörde FCC bereits im April 2020 vorausging und einen zusätzlichen Frequenzblock zwischen 5,9 und 7,1 GHz freigab, und Großbritannien. Es sei daher davon auszugehen, dass bald "angepasste Geräte die neuen Vorteile problemlos nutzen können". Die Mitgliedsstaaten müssen die EC-Vorgabe nun bis zum 1. Dezember 2021 umsetzen und so das Spektrum für die Einführung von Wi-Fi 6E bereitstellen.

(mma)