Schufa: Simulator soll Score durchschaubarer machen

Ein neues Tool zeigt Schufa-Kunden exemplarisch, welche Faktoren ihre Kreditwürdigkeit beeinflussen. Es könnte ein erster Schritt zu mehr Transparenz sein.

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(Bild: nitpicker/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Markus Montz

Die Schufa hat eine Transparenzoffensive angekündigt. Privatpersonen sollen ab sofort mithilfe eines kostenlosen sogenannten "Score-Simulators" besser nachvollziehen können, wie und mit welchen Variablen die Auskunftei Kreditwürdigkeiten (Bonitäten) berechnet – und wie sie diese verbessern können.

Der Simulator sei "ein weiterer Meilenstein der Schufa zu mehr Transparenz und Verbraucherfreundlichkeit" und mache "das Scoring-Prinzip der Schufa erstmals nachvollziehbar", erklärte die Vorstandsvorsitzende Tanja Birkholz. Ihr Unternehmen reagiere damit auch auf das 2018 veröffentlichte Gutachten "Verbrauchergerechtes Scoring" des Sachverständigenrates für Verbraucherfragen im Verbraucherschutzministerium.

Die Schufa will mithilfe des Simulators zudem die Finanzbildung von Verbrauchern verbessern, indem das Tool die Einflussfaktoren auf den Score genauer erklärt – so beispielsweise, wie sich Girokonten oder Kreditkarten auswirken. In der weiteren Zukunft sollen Verbraucher nach den Plänen der Schufa außerdem die Möglichkeit erhalten, ihre Kreditwürdigkeit aktiv durch die Weitergabe von positiv wirksamen Daten zu verbessern. Dazu zählen etwa pünktlich bediente Laufzeit-Mobilfunkverträge oder regelmäßiges Einkommen.

Der nun vorgestellte Simulator berechnet anonym einen groben "Bankenscore", der in fünf Stufen von "hervorragend" bis "ungenügend" reicht. Der Bankenscore ist lediglich eine von Dutzenden verschiedenen Bonitätsauskünften, die die Schufa über eine Person vorhält. Sie berechnet ihn auf Basis von 17 Parametern, die sie von Geschäftspartnern wie Banken oder Zahlungsinstituten erhält.

Anders als im Simulator, in dem die Schufa zur Vereinfachung zudem nur sieben dieser Parameter berücksichtigt, stellt die Schufa den Grad der Kreditwürdigkeit echter Personen als Punktwert ("Score") dar. Der Bankenscore ist nicht gleichzusetzen mit dem übergreifenden Basisscore, der die statistische Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls über alle Anwendungsgebiete hinweg abbildet. Er ist aber dessen wichtigster Bestandteil.

In einem ersten Versuch konnten wir mit Hilfe des Simulators vergleichsweise einfach erkennen, wie sich unterschiedliche Angaben auf die eigene Kreditwürdigkeit auswirken – so führten viele gleichzeitig laufende Ratenkredite oder Kreditkarten beispielsweise zur Abwertung (höheres Ausfallrisiko), während ein laufender Immobilienkredit oder ein bereits lange eingerichtetes Girokonto den Score verbesserten. Laut Schufa sind über 1800 Kombinationen möglich, über die Verbraucher mehr über die Bedeutung der Faktoren erfahren. Dazu zählt beispielsweise, dass gerichtsfest eingetretene Zahlungsausfälle automatisch zu ungenügender Bonität führen.

Mit einem Score-Simulator will die Schufa für mehr Transparenz sorgen und besser erklären, wie sie die Kreditwürdigkeit berechnet.

Der Simulator und auch die neue Offenheit einschließlich verständlicherer Sprache gegenüber Verbrauchern und Medien könnten ein Anfang sein, der auf mehr Transparenz hoffen lässt und Verbraucherschützern sowie Forderungen aus der Politik entgegenkommt. Die Schufa stand in den vergangenen Jahren immer wieder in der Kritik, etwa aufgrund der Datenweitergabe durch Mobilfunkanbieter oder beim Skandal um Dark Patterns in der Funktion "CheckNow" im Rahmen einer Kooperation mit O2/Telefónica vor zwei Jahren.

Zuletzt kündigte das Bundeskartellamt an, dass es untersuche, ob sich Onlinehändler bei der Prüfung der Zahlungsfähigkeit von Kunden an geltendes Recht halten. Auch aufgrund dieser Vergangenheit muss die Schufa noch zeigen, wie ernst sie ihre neue Öffentlichkeit meint. Schließlich zeigt sie vorerst nur einen kleinen Ausschnitt der Faktoren, die in die Bonitätsberechnung einfließen. Auch seine Algorithmen legt das Unternehmen weiterhin nicht offen. (mon)