Schweizer Covid-Warn-App wird (vorerst) eingestellt

Trotz hoher Corona-Infektionszahlen setzt die Schweizer Regierung auf den Stopp aller Schutzmaßnahmen. Schluss damit auch für die SwissCovid-App.

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(Bild: Elizaveta Galitckaia / Shutterstock.com)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Tom Sperlich
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Die Schweizer Covid-App SwissCovid wird Anfang April abgeschaltet. Eine offizielle, behördliche Mitteilung dazu gibt es allerdings noch nicht. Die Regierung, der Bundesrat, will die Abschaltung aber aller Voraussicht nach auf seiner nächsten Sitzung am 30. März beschließen. Bereits in der ersten Märzwoche meldeten Schweizer Medien das Vorhaben des Bundesrates. Damals hieß es, der Bundesrat wolle den Plan den Kantonen vorlegen, damit diese ihn ablehnen oder für gut befinden.

Die Schweizer Online-News-Site Watson berichtete am Mittwochabend, der Herausgeber der App, das Bundesamt für Gesundheit (BAG), habe bestätigt, dass SwissCovid in den App-Stores von Apple und Google ab dem 1. April nicht mehr verfügbar sein werde.

Eine Reaktivierung der App scheint aber nicht ausgeschlossen. Watson zitiert die Kommunikationschefin des BAG, Katrin Holenstein: "Je nach Entwicklung der epidemiologischen Situation im Winter 2022/2023 soll der Betrieb der SwissCovid-App rasch wiederaufgenommen werden können. Deshalb werden die notwendigen Informatik-Infrastrukturen im Hintergrund weiterhin aufrecht gehalten."

Welche Bedingungen für eine Wiederaufnahme des App-Betriebs eintreten müssten, lässt die BAG-Sprecherin offen. Es seien keine "konkreten Indikatoren definiert"; sollte sich die Lage verschlechtern, könnte eine Reaktivierungs-Entscheidung begünstigt werden.

Bereits Mitte Februar sind in der Schweiz die meisten Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus aufgehoben worden. Einzig die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr und in Gesundheitseinrichtungen gelten derzeit noch sowie die verpflichtende Isolation Corona-Positiver. Die Situation ist ähnlich wie in Deutschland, wo die bisherigen Rechtsgrundlagen für die meisten Corona-Schutzmaßnahmen am 19. März ebenfalls ausgelaufen sind. Allerdings sieht hierzulande eine Anschlussregelung noch einen sog. "Basis-Schutz" vor. Auch diesen wird es in der Schweiz ab 1. April voraussichtlich nicht mehr geben. Schweizer Behörden und die Politik setzen ausschließlich auf die "Eigenverantwortung" der Bürger.

Währenddessen in Deutschland seitens der Bundesregierung aber noch explizit zur weiteren Nutzung der Corona-Warn-App aufgefordert wird, zieht ihr der Bundesrat in der Schweiz den Stecker. Zur naheliegenden Frage, warum die App überhaupt abgeschaltet werde, äußerte sich BAG-Mediensprecherin Holenstein: "Mit der vom Bundesrat (…) beschlossenen Aufhebung der Isolationspflicht (…) sind die Voraussetzungen für eine wirksame Weiterführung der SwissCovid-App zumindest vorübergehend nicht mehr gegeben, da gleichzeitig mit der Aufhebung der Isolationspflicht das Contact Tracing stark abgebaut wird. Da die SwissCovid-App für ihr Funktionieren auf ein flächendeckendes Testen und ein breit durchgeführtes Contact Tracing angewiesen ist, soll diese vorübergehend deaktiviert werden."

Wenn Ende März die sogenannte "besondere Lage" ein komplettes Ende findet und alle Schutzmaßnahmen Geschichte werden, ergibt eine Contact-Tracing-App nicht mehr allzu viel Sinn. Immerhin wurde die SwissCovid-App bis heute fast 3,8 Millionen Mal heruntergeladen. Wirklich genutzt wurde sie aber selbst in ihren Spitzenzeiten im November 2021 nur von maximal 2,3 Millionen Menschen. Das entspricht ungefähr einem Viertel der Schweizer Bevölkerung.