Schweizer Uhrenindustrie: Keine Angst vor Apple

Auch wenn es Apple gelungen ist, sofort zum größten Smartwatch-Hersteller aufzusteigen, glaubt die Industrie in der Schweiz weiterhin an Luxusprodukte.

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Apple Watch

Goldene Apple-Watch-Geräte (hier rechts) gibt es mittlerweile nicht mehr.

(Bild: dpa, Apple Inc)

Lesezeit: 3 Min.

Auf der in dieser Woche in Genf startenden Luxusuhrenmesse SIHH ist Apple mit seiner Apple Watch einmal mehr ein Thema. Die Frage, ob die Schweizer Uhrenbranche den Trend zur Smartwatch verpasst hat, stellt sich weiter.

Zwar hat der Konzern aus Cupertino im Herbst mit dem Verkauf besonders teurer Apple-Watch-Modelle mit Echtgold, die 10.000 Euro und mehr kosteten, aufgehört. Dennoch dominiert der Konzern weiterhin den Markt der Computeruhren – und ist auch insgesamt im Nullkommanix zu einem der größten Uhrenhersteller der Welt geworden, kurz hinter Rolex.

Auf Smartwatches kann man sich Termine anzeigen lassen, Emails lesen, navigieren, Fitness messen, Fernseher ein- und ausschalten und – natürlich: auch die Uhrzeit ablesen. Doch auf Luxusuhren habe das keinen Einfluss, meint Analyst Jon Cox vom Finanzdienstleister Kepler Cheuvreux in Zürich. "Niemand kauft sich eine Rolex oder Philippe Patek-Uhr, um darauf Emails zu lesen", sagt er. "Wer so etwas trägt, will zeigen, dass er reich ist. Und der kann sich auch zusätzlich eine Smartwatch leisten, wenn er will." Der Trend treffe mehr Hersteller im tieferen Preissegment, etwa die Swatch Group, den größten Uhrenkonzern der Welt.

Deren Gründer und Chef Nick Hayek bleibt aber der Oberoptimist, auch nach einem Einbruch seines Betriebsgewinns im ersten Halbjahr 2016 um mehr als 50 Prozent. Die Gruppe legt demnächst ihre Zahlen vor und will sich deshalb jetzt nicht zur Marktlage äußern. Aber Hayek sagte der Handelszeitung im Dezember: "Es gibt keine Krise." Er spricht vom starken Franken, die Branche reagiere manchmal kopflos, er sei einer für langfristige Strategien. Bei Mikroelektronik und Mikromechanik sei die schweizerische Uhrenindustrie Weltmeister. "Aber wir wollen zuerst eine Uhr machen mit intelligenten Zusatzfunktionen, und nicht ein verkleinertes Telefon für das Handgelenk."

Derzeit verhageln vor allem die Chinesen den Schweizern das Geschäft mit den Luxusuhren. Das Wohl und Wehe der Industrie mit Exporterlösen von gut 20 Milliarden Schweizer Franken (18,6 Milliarden Euro) im Jahr entscheidet sich in China: "Zwei Drittel des Exportvolumens entfällt auf Uhren für durchschnittlich 17.000 Franken", sagt Analyst Cox. "Etwa die Hälfte der hochpreisigen Uhren wird von Chinesen gekauft."

Doch deren Kauflust war zuletzt aber stark gebremst. Antikorruptionskampagnen machten es uncool, Luxusuhren zu tragen, die zu unangenehmen Fragen hätten führen können. "Wir unterstützen diesen Kampf", sagt Jean-Daniel Pasche, Präsident des Verbandes der Schweizerischen Uhrenindustrie. "Wir sind aber Nebenopfer." (mit Material der dpa) / (bsc)