Sextortion-Betrug: Meta löscht 70.000 Social Media-Konten in Nigeria

Meta hat in Nigeria 63.000 Instagram- und mehr als 7.000 Facebook-Accounts entfernt, die mit finanziellen sexuellen Erpressungsversuchen in Verbindung standen.

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(Bild: Michael Vi/Shutterstock.com)

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Von
  • Andreas Knobloch

Der US-Konzern Meta hat mehr als 70.000 Social-Media-Konten, darunter allein 63.000 Instagram-Accounts, in Nigeria entfernt, die versucht haben, sich an finanziellen sexuellen Erpressungsversuchen zu beteiligen. Das teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Die Erpressungen hätten hauptsächlich auf erwachsene Männer in den Vereinigten Staaten abgezielt. Auch 7.200 Facebook-Konten, -Seiten und -Gruppen, die Tipps für Betrügereien geben, wurden entfernt. "Ihre Bemühungen umfassten das Angebot, Skripte und Anleitungen zu verkaufen, die beim Betrug verwendet werden können, und die Weitergabe von Links zu Fotosammlungen, die für die Erstellung falscher Konten verwendet werden können", so Meta. Das Unternehmen entfernte nach eigenen Angaben auch ein kleineres koordiniertes Netzwerk von etwa 2.500 Konten, die mit einer Gruppe von etwa 20 Personen verbunden waren.

Bei der sexuellen Erpressung, auch als "Sextortion" bezeichnet, wird Menschen mit der Veröffentlichung kompromittierender echter oder gefälschter Fotos gedroht, wenn sie nicht für eine Nichtveröffentlichung zahlen. Die meisten Versuche der Betrüger waren laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters erfolglos. Obwohl sie in der Regel auf Erwachsene abzielten, gab es auch Erpressungsversuche gegen Minderjährige. Diese meldete Meta dem U.S. National Center for Missing and Exploited Children, einer gemeinnützigen Kinderschutzorganisation, die in den 1980er-Jahren vom US-Kongress gegründet wurde. Meta-Vertreter erklärten, nicht zum ersten Mal solche Betrüger-Netzwerke unterbunden zu haben. Die aktuelle Operation hätten sie offengelegt, um "das Bewusstsein zu schärfen".

Der Social-Media-Konzern ist in den vergangenen Jahren im Hinblick auf den Schutz von Kindern und Jugendlichen in die Defensive geraten. Ende 2023 erhob der US-Bundesstaat New Mexico Klage gegen Meta und dessen Chef und größten Aktionär, Mark Zuckerberg. Auf Facebook und Instagram sei eine große Menge an Kinderpornos und -prostitution zu finden, so der Vorwurf. Wenige Wochen zuvor hatten 41 US-Bundesstaaten sowie der District of Columbia Klage gegen Meta eingereicht. Darin wurde der Konzern beschuldigt, durch den Suchtcharakter seiner Social-Media-Plattformen zu psychischen Gesundheitsproblemen Jugendlicher beizutragen, darunter Depressionen, Angstzustände und Schlaflosigkeit.

Auf der anderen Seite nimmt die Zahl von Sextortion-Fällen zu. Davor warnte das US-amerikanische Federal Bureau of Investigation (FBI) unlängst. Künstliche Intelligenz (KI) erleichtere die Manipulation. Mit fortschreitender technischer Entwicklung lassen sich immer leichter Medieninhalte von Situationen generieren, die es so nie gegeben hat – die sprunghaften Entwicklungen von KI-Tools machen dies umso schneller möglich.

In dem von großen sozialen Unterschieden und Klassengegensätzen geprägten Nigeria mit seinen mehr als 200 Millionen Einwohnern haben Online-Betrügereien in den vergangenen Jahren zugenommen, wobei die Hinterleute von Studierendenwohnheimen, Elendsvierteln oder wohlhabenden Vierteln aus operieren, so Reuters. Nigerias Betrüger seien auch als "419-Betrüger" bekannt, nach dem Abschnitt des nationalen Strafgesetzbuchs, der sich mit Betrug befasst. Eine andere Bezeichnung für nigerianische Online-Betrüger ist "Yahoo-Boys" in Anspielung auf Betrug-E-Mails, in denen sie sich als Menschen in finanzieller Not oder als nigerianische Prinzen ausgeben, die eine hervorragende Rendite für eine Investition versprechen.

(akn)