Sicherheitslücke in Microsoft Edge ermöglicht Codeschmuggel

Verleitet ein Angreifer sein Opfer zum Öffnen einer präparierten Datei, kann er eigenen Code in Microsofts Browser ausführen. Edge 120 schafft Abhilfe.

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Microsoft hat eine neue Version des Edge-Browsers mit Versionsnummer 120 veröffentlicht, der neben vom Chromium geerbten Bugs auch mehrere Edge-spezifische Sicherheitslücken behebt. Die schwerste der Lücken erlaubte Angreifern, eigenen Code einzuschmuggeln.

Der Fehler mit der CVE-ID CVE-2023-35618 (CVSSv3.1: 9.6) – von einem anonymen Sicherheitsforscher an Microsoft gemeldet – kann Ausbruch aus der Browser-Sandbox und Codeausführung ermöglichen, wenn Angreifer ihr Opfer etwa mittels Phishing auf eine speziell präparierte Webseite lotsen. Damit ist es jedoch nicht getan – das Opfer muss zudem auf dieser Webseite noch eine Datei öffnen. Welche, darüber schweigt sich der Microsoft-Sicherheitshinweis aus.

Auf den ersten Blick irritiert die Einstufung des Schweregrads. Während das CVSS-Punktesystem die Sicherheitslücke als "kritisch" einstuft, geht Microsoft eigene Wege und stuft die Lücke auf ein nur mittleres Risiko herab. Wie die Redmonder auf ihrer Bug-Bounty-Seite zu Edge erläutern, müsse ein Sicherheitsleck mit einem oder weniger Klicks, Tastendrucken oder anderen Vorbedingungen ausnutzbar sein, um als kritisch gelten zu können ("If a bug requires more than a click, a key press, or several preconditions, the severity will be downgraded.").

Für den meldenden Anonymous bedeutet diese Herabstufung nicht zuletzt einen finanziellen Nachteil. Während Microsoft für einen gut aufbereiteten Sandbox-Ausbruch kritischen Schweregrads 30.000 US-Dollar Belohnung in die Hand nimmt, sechstelt sich der Betrag im Falle einer Herabstufung.

Eher unter "ferner liefen" rangieren die Sicherheitslücken CVE-2023-36880 und CVE-2023-38174. Bei beiden Bugs handelt es sich um Informationslecks mit niedrigem Schweregrad und 4.8 respektive 4.3 CVSS-Punkten.

Um die drei Edge-Lücken und fünf weitere Sicherheitsprobleme zu beheben, die sich der Microsoft-Browser über Code des Chromium-Projekts zugezogen hat, hat Microsoft Version 120.0.2210.61 des Browsers herausgegeben.

Etwas versteckt in den Versionshinweisen findet sich die leicht kryptische Policy-Änderung "Edge 3P SERP Telemetry Enabled". Mit dieser Konfigurationseinstellung genehmigt sich Microsoft, Suchverläufe an externe Stellen weiterzuleiten. Nutzer und Systemverwalter müssen die Einstellung explizit wieder deaktivieren – ansonsten bleibt sie standardmäßig aktiv.

In Kürze möchte Microsoft seinen Browser auch mit dem hauseigenen KI-Produkt CoPilot verheiraten, hat diesen Schritt jedoch anders als die obengenannte Telemetrie-Änderung öffentlichkeitswirksam angekündigt. (cku)