Siemens-Korruptionsaffäre zieht weitere Kreise

Gegen insgesamt 270 Beschuldigte ermittelt die Staatsanwaltschaft in der Affäre um schwarze Kassen und Bestechungen bei Siemens, berichtet die Süddeutsche Zeitung.

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Von
  • Jürgen Kuri

Insgesamt 270 Beschuldigte hat die Staatsanwaltschaft in der Siemens-Korruptionsaffäre um schwarze Kassen und Bestechungen im Visier, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Dabei werde mittlerweile nicht nur der Telekommunikationsbereich COM durchleuchtet, in dem die Affäre ihren Ausgangspunkt nahm. Mittlerweile sind mehrere Konzernsparten ins Blickfeld der Ermittler gelangt, darunter die Bereiche Verkehrstechnik, Kraftwerksbau und Energieübertragung, schreibt die Zeitung. Beim Großteil der Beschuldigten soll es sich um derzeitige und ehemalige Siemens-Angestellte handeln, aber auch ausländische Geschäftsleute gehören dazu, die beim Anlegen von schwarzen Kassen geholfen haben sollen.

Am Wochenende war bekannt geworden, dass nach Aussagen eines Managers bei der Staatsanwaltschaft der frühere Konzernchef Heinrich von Pierer für ein Argentinien-Geschäft fragwürdige Provisionszahlungen angeordnet haben soll. Von Pierer wies die Vorwürfe aber zurück, Gespräche mit der Staatsanwaltschaft sollen am heutigen Montag fortgesetzt werden. Bislang hat die Staatsanwaltschaft auch die Position vertreten, der Führungsspitze der Siemens AG sei das System schwarzer Kassen nicht bekannt gewesen. Bei Siemens aber wird zumindest darüber debattiert, weitere frühere Verantwortliche zu belangen. Auf Ex-Chef von Pierer und andere frühere Siemens-Vorstände könnten damit Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe seitens des Konzerns zukommen.

Im Zuge der Aufdeckung der Siemens-Korruptionsaffäre kam heraus, dass in den vergangenen Jahren rund 1,3 Milliarden Euro über ein System schwarzer Kassen in dunklen Kanälen verschwanden und für Bestechungen zur Erzielung von Aufträgen verwendet wurden. Anfangs war nur von dubiosen Zahlungen bei COM die Rede gewesen. Hier hatte der Konzern fragwürdige Zahlungen in Höhe von 449 Millionen Euro identifiziert. Als Konsequenz akzeptierte der Konzern im Oktober ein Bußgeld in Höhe von 201 Millionen Euro. Später wurden dubiose Zahlungen auch in anderen Bereichen festgestellt, die sich dann auf 1,3 Milliarden Euro summierten. (jk)