Siemens-Mitarbeiter in Ungarn wegen Bestechung angeklagt

Zwei Beamte des ungarischen Verteidigungsministeriums sollen gegen Geld, Mobiltelefone und Haushaltsmaschinen einem Siemens-Mitarbeiter vertrauliche Informationen über ein geplantes Kasernen- Modernisierierungsprogramm zugespielt haben.

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Von
  • dpa

Die ungarische Staatsanwaltschaft hat gegen einen früheren leitenden Angestellten von Siemens in Ungarn Anklage wegen des Verdachts auf Bestechung erhoben. In dem seit 2004 laufenden Verfahren seien auch zwei Beamte des ungarischen Verteidigungsministeriums angeklagt, berichtete der ungarische Rundfunk am heutigen Donnerstag. Ihnen wird vorgeworfen, dem Siemens-Mitarbeiter vertrauliche Informationen über ein geplantes Kasernen- Modernisierierungsprogramm zugespielt zu haben. Im Besitz dieser Informationen habe sich der deutsche Konzern bei der Ausschreibung von Ausstattungsaufträgen im Wert von mehreren Millionen Euro glatt durchsetzen können. Die beiden Beamten hätten als Gegenleistung für ihre "Tipps" Geld, Mobiltelefone und Haushaltsmaschinen erhalten. Die Angeklagten bleiben auf freiem Fuß. Ein Gerichtstermin ist noch nicht angesetzt.

Eine Siemens-Sprecherin in Budapest wollte zu dem Verfahren nicht Stellung nehmen. Gegenüber ungarischen Medien bestätigte sie, dass der angeklagte Mitarbeiter weiter für das Unternehmen tätig sei, wenn auch nicht mehr in leitender Funktion. Unabhängig von diesem Fall hatte Anfang der Woche ein Budapester Medien-Unternehmer die ungarische Siemens-Tochter beschuldigt, von ihm als Gegenleistung für das Sponsoring seines inzwischen eingestellten Fernseh-Kanals Geldzahlungen verlangt zu haben. Siemens bestreitet die Vorwürfe.

Derzeit ermittelt auch die Staatsanwaltschaft in Deutschland gegen Siemens-Mitarbeiter wegen Bestechung und Untreue; am gestrigen Mittwoch wurden zwei weitere Mitarbeiter des Elektrokonzerns in Untersuchungshaft genommen. Insgesamt seien damit derzeit sechs Beschuldigte in U-Haft. Bei den Ermittlungen geht es im Kern um die Frage, ob Mitarbeiter der Siemens-Sparte Com Geld unterschlagen und für Schmiergeldzahlungen – auch im Ausland eingesetzt haben. (dpa) / (jk)