Silk-Road-Prozess beginnt: Angeklagter beteuert Unschuld

Wer ist Dread Pirate Roberts? Hinter diesem Pseudonym verbarg sich der Betreiber des Drogenmarktplatzes Silk Road. Zum Prozessbeginn bestritt der Verdächtige Ross U. dieser Hauptschuldige zu sein.

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Hammer auf Richterbank

(Bild: FBI)

Lesezeit: 3 Min.

Zum Auftakt des Prozesses um die weltweite Drogenhandelsplattform Silk Road hat sich der Hauptangeklagte für nicht schuldig erklärt. Der 30 Jahre alte Ross U. habe die Seite zwar erfunden, bald aber an andere abgegeben, sagte sein Anwalt der New York Times zufolge. Vor dem Gericht in Manhattan demonstrierten mehrere, teils vermummte Unterstützer des Angeklagten. Zudem dreht ein Filmemacher gerade eine Dokumentation über ihn.

U. habe nur eine Handelsplattform "für alles außer ein paar verbotener Dinge" aufbauen wollen. Missbraucht hätten sie letztlich andere. U. war im Oktober 2013 verhaftet worden, die Ermittler sollen die Server der Silk Road durch einen Programmierfehler – ein unanonymisiertes Captcha – aufgespürt haben.

Die Staatsanwaltschaft wirft U. vor, unter dem Namen "Dread Pirate Roberts" bis zuletzt die Fäden hinter der Silk Road gezogen zu haben. Er habe mit 10 bis 12 Prozent von jedem Verkauf auf der Plattform kräftig profitiert. Sein Vermögen in der Internetwährung Bitcoin soll damals mehr als 50 Millionen US-Dollar betragen haben, von denen die Strafverfolger einen großen Teil beschlagnahmten. Die Anklage wirft U. sogar vor, er habe die Ermordung von Gegenspielern veranlassen wollen. Sie räumte jedoch ein, dass keine Informationen über tatsächliche Morde vorliegen.

U. bezeichnet sich hingegen als Sündenbock für die Bereicherung anderer. Für die Variante seiner Verteidigung spräche ein Interview von 2013, dass der mutmaßliche "Dread Pirate Roberts“ dem US-Magazin Forbes gab. Dort sprach der Dread Pirate davon, die Silk Road von einem Vorgänger übernommen zu haben, der auch für die Entwicklung verantwortlich war. Einen Beweis für diese Version gibt es bislang allerdings nicht. Das FBI habe ihm gegenüber diese Darstellung als Lüge bezeichnet, schreibt der damalige Interviewer Andy Greenberg in einem Bericht für die Wired.

Auch nach den Razzien finden sich noch die Nachfolger der Silk Road.

(Bild: Screenshot)

Auch der Betreiber des kurz nach Aushebung der Silk Road an den Start gegangenen Nachfolger Silk Road 2.0 agierte online unter dem Piraten-Pseudonym. Im November wurde diese Plattform und zahlreiche wie Hydra und Pandora bei der globalen Polizeioperation Onymous kaltgestellt. Dennoch scheinen die nach dem Vorbild der Silk Road gestrickten Handelsplätze, die sich hinter Anonymisierungsdiensten wie Tor verbergen und Zahlungen über Kryptowährungen abwickeln, nicht mehr zu verschwinden.

Die Digital Citizens Alliance, die den "dunklen Markt" analysiert, stellte im Dezember zwar einen Einbruch in der Zahl der Angebote fest. Zugleich konnte sich bei zwölf beobachteten Märkten offenbar mit Evolution ein neuer Spitzenreiter etablieren, der rund 50 Prozent aller illegalen Offerten auf sich vereinte. Erst vor kurzem machte die Silk Road Reloaded als Neuzugang von sich reden, die statt auf Tor auf I2P setzt und mehrere verschiedene Kryptowährungen akzeptiert. Das einschlägige Blog DeepDotWeb zählt Mitte Januar 23 aktive Marktplätze in den schattigen Ecken des Webs.

Bereits vor der Verhandlung hatte der US Marshall Service Bitcoins aus Silk-Road-Beständen versteigert. Im Juni 2014 kamen 30.000 Kryptomünzen unter den Hammer, die direkt von den Servern der Silk Road konfisziert worden waren. Im Dezember fanden 50.000 der insgesamt 144.000 Bitcoins von den Rechnern des Verdächtigen Ross U. einen neuen Besitzer – wobei U. diesen Versteigerungen laut US-Behörden zugestimmt hatte. Die enorme Menge an Bitcoins in seinen Besitz wirft jedenfalls Zweifel auf die Version der Verteidigung. (Mit Material der dpa) / (axk)