Snapdragon 7+ Gen 2: Leistungssprung für die Smartphone-Mittelklasse

Qualcomms neuer Smartphone-Chip übernimmt viele Details aus dem High-End-Bereich. Konzipiert ist er für die Smartphone-Mittelklasse.

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Logo des Smartphone-Prozessors Qualcomm Snapdragon 7+ Gen 2

(Bild: Qualcomm)

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Inhaltsverzeichnis

Qualcomm hat mit dem Snapdragon 7+ Gen 2 einen neuen Prozessor für Smartphones der gehobenen Mittelklasse angekündigt. Gegenüber dem direkten Vorgänger, dem Snapdragon 7 Gen 1, spricht das Unternehmen von deutlichen Steigerungen der CPU- und Grafikleistung. Ob sich das in der Praxis bewahrheitet, dürften die kommenden Wochen zeigen. Denn erste Smartphones mit dem neuen SoC (System-on-Chip) sollen noch im März 2023 in den Handel kommen.

Die technischen Daten des Snapdragon 7+ Gen 2 erinnern an den im Mai 2022 vorgestellten Snapdragon 8+ Gen 1. Denn von letzterem übernimmt der neue Prozessor die CPU-Kerne und den grundsätzlichen Aufbau bestehend aus einem Prime-Kern (ARM Cortex-X2), drei Performance-Kernen (ARM Cortex-A710) und vier Efficiency-Kernen (ARM Cortex-A510). Mit maximal 2,91, 2,49 und 1,8 GHz erreichen die Kerne zwar geringere Taktraten als im Snapdragon 8+ Gen 1, für eine um 50 Prozent höhere CPU-Leistung gegenüber dem Snapdragon 7 Gen 1 soll es aber dennoch reichen.

Gleich eine Verdopplung der Leistung soll die Grafikeinheit (GPU) bieten, Details bleibt Qualcomm aber schuldig. Bekannt ist nur, dass die GPU unter anderem die Schnittstellen Vulkan 1.1, OpenGL ES 3.2 und Open CL 2.0 FP sowie Hardware-beschleunigtes Dekodieren der Video-Codes H.265 und VP9 unterstützt. Ebenso ermöglicht die Grafikeinheit die Wiedergabe der gängigen HDR-Formate (HDR10, HDR10+, HLG, Dolby Vision). Spieler sollen von Physically Based Rendering und Volumetric Rendering profitieren. Beides gehört zusammen mit Auto Variable Rate Shading (VRS) zu den Snapdragon Elite Gaming genannten Funktionen, die Qualcomm Entwicklern für eine höhere Leistung und ansprechendere Optik anbietet.

Die Änderungen gegenüber dem Vorgänger sollen beim Snapdragon 7+ Gen 2 für deutlich mehr Leistung sorgen. Das gilt insbesondere für die Grafik- und KI-Berechnungen.

(Bild: Qualcomm)

Ebenfalls vom Snapdragon 8+ Gen übernimmt das neue Modell den Bildprozessor Spectra ISP (Image Signal Processor). Es bleibt somit bei drei 18-Bit-Pipelines, was in erster Linie für den Burst-Modus – die Serienbildfunktion der Kamera – ohne Auslöseverzögerung entscheidend ist. Denn die Leistung reicht aus, um jeweils 30 Aufnahmen pro Sekunde von gleichzeitig drei Kamerasensoren mit 32 Megapixeln Auflösung zu verarbeiten. Bei zwei gleichzeitig verwendeten Kameras kann die Sensorauflösung bei 64 und 36 Megapixeln liegen, beim Einsatz von nur einer Kamera bei 108 Megapixeln. Für Einzelaufnahmen unterstützt der ISP Kamerasensoren mit maximal 200 Megapixeln Auflösung – solch hohe Auflösungen bei kleinen Smartphone-Sensoren sind allerdings primär fürs Marketing gut. Die weiteren Kamerafunktionen umfassen unter anderem 4K-Aufnahmen mit maximal 60 Bildern pro Sekunde, 10-Bit-Farbtiefe für Fotos und Videos sowie HDR-Aufnahmen (HDR10, HDR10+, HLG, Dolby Vision). Für Fotos bietet der Snapdragon 7+ Gen 2 das HEIC-Format, für Videos das HEVC-Format.

Die KI-Leistung soll ebenfalls von den Änderungen gegenüber dem Snapdragon 7 Gen 1 profitieren. Qualcomm spricht auch hier von einer Verdopplung, nennt aber keine Einzelheiten. Bekannt ist nur, dass sich die Leistung auf das Zusammenspiel von CPU, GPU, Hexagon-KI-Beschleuniger und Arbeitsspeicher bezieht.

Ein Erbe des Snapdragon 7 Gen 1 ist das Modem Snapdragon X62. Es unterstützt neben LTE auch 5G mit Downlink-Übertragungsraten von bis zu 4,4 Gbit/s. Der Einsatz ist im Standalone- (5G SA, ausschließliche Verwendung von 5G) und Non-Standalone-Modus (5G NSA, Datenübertragung per 5G, Kontrollfunktionen per LTE) möglich. Zudem beherrscht es Sub-6-GHz- und mmWave-Netze. Letztere dürfte im Laufe des Jahres 2023 auch in Europa vermehrt verfügbar werden, wenn auch nur in besonders stark frequentierten Bereichen wie Flughäfen oder den Zentren großer Städte.

Für den Datenaustausch per WLAN und Bluetooth steht das Modul FastConnect 6900 zur Verfügung – wie schon im Snapdragon 8+ Gen 1. Es bietet Wi-Fi 6E mit maximal 3,6 Gbit/s sowie Bluetooth 5.3 inklusive der Audio-Codecs Bluetooth LE Audio, aptX Lossless und aptX Adaptive. Zu den weiteren, ebenfalls vom 8+ Gen übernommen Eckdaten gehören die Fertigung mit 4-Nanometer-Strukturen beim Chipauftragsfertiger TSMC, UFS 3.1 für den Flash-Speicher und die Schnellladetechnik Quick Charge 5 mit einer maximalen Ladeleistung von mehr als 100 Watt.

Zu den ersten Partnern, die den Snapdragon 7+ Gen 2 verbauen wollen, gehören Redmi und Realme. Um welche Smartphone-Modelle es sich dabei handeln wird, ist nicht bekannt. Ebenso ist unklar, in welchem Preissegment die Geräte platziert werden sollen. Einen Hinweis könnte allerdings das im Februar 2023 vorgestellte Xiaomi 13 Lite liefern, dessen unverbindliche Preisempfehlung bei etwa 500 Euro liegt. Denn in dem steckt mit dem Snapdragon 7 Gen 1 der Vorgänger des neuen Qualcomm-Prozessors.

Update

Wir haben die Meldung um die folgenden Leistungsmessungen und eine erste Einschätzung erweitert.

Bereits auf dem MWC Barcelona konnte heise online den Snapdragon 7+ Gen 2 auf Basis eines Qualcomm Reference Designs (QRC) mit 12 GByte Arbeitsspeicher und 256 GByte Flash-Speicher (UFS 3.1) ersten Leistungsmessungen unterziehen.

Die CPU-Leistung – gemessen mit Geekbench 5 – erreicht dabei Werte, die bei Android-Smartphones bislang High-End-Chips vorbehalten war. Bei Einzelkernmessungen landet der Snapdragon 7+ Gen 2 auf dem Niveau des Snapdragon 8 Gen 1 und somit unter anderem deutlich vor Googles Tensor 2, der etwa im Pixel 7 Pro verbaut ist. Gegenüber dem Snapdragon 7 Gen 1 beträgt das Plus rund 50 Prozent. Bei den Mehrkern-Tests erreicht der neue Chip Werte, die nur knapp hinter denen das Snapdragon 8+ Gen 1 liegen. Letzter ist in diesem Punkt nur noch 5 Prozent schneller, das Topmodell Snapdragon 8 Gen 2 bietet etwa 20 Prozent mehr CPU-Leistung.

Ähnlich sieht die Reihenfolge im Hinblick auf die Grafikleistung aus. In GFXBench – Manhattan 3.0 und 3.1. jeweils Off-Screen – bietet der neue Prozessor um 170 beziehungsweise 110 Prozent höhere Werte als der Snapdragon 7 Gen 1. Gegenüber dem Snapdragon 8 Gen 1 beträgt das Plus in beiden Testszenarien mehr als 100 Prozent. Im 3DMark Wildlife Extreme Unlimited ist der Snapdragon 7+ Gen 2 im Vergleich mit dem Snapdragon 8 Gen 1 mehr als doppelt so schnell. Der Abstand zum Plus-Modell sowie zum Snapdragon 8 Gen 2 ist aber groß. Ersterer erreicht eine um etwa 40 Prozent höhere Wertung, letzterer erhält eine um 90 Prozent höhere Einstufung.

Die ersten Leistungsmessungen bescheinigen dem Snapdragon 7+ Gen 2 eine deutliche Steigerung gegenüber dem Snapdragon 7 Gen 1 sowie allen anderen Smartphone-Prozessoren der Mittel- und Oberklasse. Selbst High-End-Geräte, die Anfang 2022 auf den Markt kamen, können in Teilen nicht mithalten. Das führt jedoch beinahe zwangsläufig zu der Frage, in welchen Preisregionen Smartphones mit Qualcomms neuen Chips landen werden. Die Nähe zum Snapdragon 8+ Gen 1 in Hinblick auf Technik und Leistung dürfte einen Aufschlag bedeuten. Zudem bleibt abzuwarten, was der Leistungssprung in der gehobenen Mittelklasse für das neue Prozessor-Topmodell bedeutet, das Qualcomm mit hoher Wahrscheinlichkeit Ende 2023 vorstellen wird. Hier müsste das Unternehmen CPU und Grafikeinheit stärker als zuletzt beschleunigen, um den bisherigen Abstand zwischen den Chip-Familien wiederherzustellen.

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