So reagieren die Big-Tech-Aktien auf die Ă„ra Trump 2.0
Die zweite Amtszeit von Donald Trump hat Folgen fĂĽr die Technologiebranche. An der Wall Street schlagen die Aktienkurse sofort seismografisch aus.
Was für einen Unterschied zwei Wochen machen können. So lange ist der Ausgang der amerikanischen Präsidentschaftswahl tatsächlich erst her. Die Kapitalmärkte haben reflexartig den Schalter umgelegt.
An der Wall Street wurde der sogenannte "Trump-Trade" gespielt, der auch Big Tech betrifft. Die "Magnificent Seven"-Aktien (Nvidia, Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet, Meta und Tesla) legten zunächst größtenteils mit dem Markttrend zu, weil sich Börsianer von einer Trump-Administration und einem republikanisch dominierten Kongress und Abgeordnetenhaus tendenziell weniger Regulation versprachen. Gegen Alphabet, Meta und Apple wurden unter der Biden-Administration allesamt Kartellprozesse eröffnet, die nun in der Ära Trump 2.0 anders ausgehen könnten.
Tesla und Elon Musk größte Profiteure der Trump-Wahl
Zum eigentlichen Profiteur unter den Big Techs avancierte unterdessen Tesla. Elon Musks Allianz mit Donald Trump machte sich an der Wall Street sofort in Dollar und Cent bezahlt. In Zahlen: Der Elektroautopionier, der für den Löwenanteil von Musks Wohlstand verantwortlich ist, verbuchte seit der Wahlnacht massive Wertzuwächse – nämlich um 31 Prozent binnen einer Woche.
In der Spitze waren es gar enorme 43 Prozent – nämlich ein Anstieg von 250 auf in der Spitze fast 360 Dollar. Ergebnis: Tesla gelang eine Steigerung der Marktkapitalisierung um enorme 300 Milliarden Dollar binnen einer Woche auf einen Börsenwert von wieder über einer Billion Dollar – und damit das Comeback in die zehn wertvollsten Konzerne der Welt.
Musks Wahlkampfspenden zahlen sich aus
Profitiert hat natürlich auch Elon Musk höchstpersönlich. Den reichsten Mann der Welt machten die exorbitanten Tesla-Zuwächse in der Spitze um mehr als 60 Milliarden Dollar vermögender. Elon Musks Nettovermögen wird nun von Forbes auf 318 Milliarden Dollar taxiert – hauchdünn unter seinem Rekordwert von 2021. Musk besitzt weiter 13,4 Prozent an Tesla.
Für den omnipräsenten Marketing-Professor und Big-Tech-Kommentator Scott Galloway ("The Four") ist Musks Wahlkampf-Unterstützung für Trump, die auf Spenden in Höhe von 119 Millionen Dollar über einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten beziffert wird, bereits "der beste Trade 2024" oder "eine der besten Investitionen aller Zeiten“.
In seinem Podcast "Pivot" mit Kara Swisher kommentierte Galloway weiter: "Wenn jemand zu einem Milliardär oder einer Institution oder einem Hedgefonds sagen würde: 'Hier sind 119 Millionen Dollar, wenn Sie uns 119 Millionen Dollar geben, denken wir, dass es eine Zwei-Drittel-Chance gibt, dass Sie 15 Milliarden Dollar zurückbekommen' – man muss ihm Anerkennung zollen.“ Galloway bezog sich in seinem Podcast direkt nach dem Wahlausgang auf die Steigerung von Musks Nettovermögen, das seitdem synchron zum Verkauf der Tesla-Aktie weiter an Wert gewonnen hat.
Gewinner und Verlierer von Trump 2.0
Das andere Asset, das sich seit dem Wahlsiegs Trump im Überflieger-Modus befindet, ist natürlich Bitcoin. Donald Trump hatte sich im Wahlkampf mehrfach sehr positiv über Kryptowährungen – insbesondere Bitcoin – geäußert und erklärt, er wolle ähnlich wie bei Gold eine strategische, nationale Bitcoin-Reserve einrichten. Dies dürfte bedeuten, dass die US-Regierung signifikante Mengen an Bitcoin erwerben wird, um diese als strategischen Vermögenswert zu halten.
In der Folge haussierte die wertvollste Kryptowährung der Welt massiv und legte seit der Wahlnacht von unter 70.000 auf nunmehr neue Allzeithochs bei 94.000 Dollar zu. Doch nicht nur Kryptowährungen verbuchten massiv Kurszuwächse, sondern auch die Technologie-Unternehmen, die die Plattformen bereitstellen. Das sind entweder Handelsplattformen wie Coinbase, Neobroker wie Robinhood oder Fintechs wie Block (früher Square) vom Twitter-Gründer Jack Dorsey.
Lesen Sie auch
E-Auto: Tesla nimmt Fertigung des ĂĽberarbeiteten Model Y im Werk GrĂĽnheide auf
Tesla Model Y Juniper enthüllt: Facelift behält den Blinkerhebel
KI-Update kompakt: Anthropic Bewertung, Meta, Apple AI Summaries, Delta
Explodierter Cybertruck in Las Vegas: Mann am Steuer nutzte ChatGPT zur Planung
Las Vegas: Tesla öffnet explodierten Cybertruck aus der Ferne und sammelt Videos
Auf der Verliererseite befinden sich dagegen seit dem Wahltag fast ohne Unterlass chinesische Internet- und Technologieaktien, die wegen der Aussicht auf die hohen Einfuhrzölle für Waren aus dem Reich der Mitte in der zweiten Trump-Administration abverkauft werden. Die deutlichen Zugewinne von Alibaba, Tencent, Baudi, Pinduoduo oder JD.com zu Herbstbeginn sind damit inzwischen fast wieder vollständig verflogen.
"Trump-Trade" dreht ins Minus – Inflationssorgen belasten
Wie schnell Trends jedoch auch in der Gesamtheit wieder drehen können, mussten Tech-Aktionäre in den vergangenen Handelstagen mitansehen. Der "Trump-Trade" wurde zumindest in der Breite und vor allem bei Big Tech rückabgewickelt – praktisch alle "Mag 7" bis auf Tesla gaben ihre Zugewinne nach der Trump-Wahl wieder ab.
Der Auslöser für die jüngsten Kurseinbußen in den vergangenen Handelstagen war eine neue, bislang eher unterschätzte Variable: die mögliche Rückkehr der Inflation. Eine laxere, kapitalmarktfreundlichere Politik könnte in den kommenden Jahren nämlich zwar das Wirtschaftswachstum anschieben, aber damit die Aussicht auf Preisverteuerung wieder aufflammen lassen – und somit die Hoffnung auf umfassendere Zinssenkungen im Keim ersticken. Das alte Sprichwort, dass "politische Börsen kurze Beine haben", hat sich damit wieder einmal bewahrheitet.
(emw)