Sommer: Am Absturz der T-Aktie sind die Medien schuld

Die Telekom-Aktie ist auf Tiefststand, Konzern-Chef Ron Sommer gerät immer stärker unter Druck.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die Aktien der Deutschen Telekom haben am heutigen Donnerstag – nach einem historischen Tiefststand am Vortag – zwar wieder etwas an Boden gut gemacht, der Druck auf Telekom-Chef Ron Sommer wächst aber zunehmend. Die Aktie der Telekom verbesserte sich am Vormittag auf bis zu 26,64 Euro, büßte davon aber wieder einiges ein und notierte kurz nach Mittag bei 25,26 Euro, ein Plus von 0,28 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Vortag.

"Dieser Kursgewinn ist nur eine marginale Steigerung nach den großen Verlusten der vergangenen Tage", sagte Telekom-Analyst Werner Stäblein von der BHF-Bank der dpa. Gerade am Mittwoch hätten die Anleger nach der Wertberichtigung der Firmenimmobilien "überreagiert". Mit der Korrektur sei nun wenigstens die lang anhaltende Diskussion um dieses Thema beendet. Ob der Zeitpunkt der Veröffentlichung "glücklich" gewählt worden sei, ließ der Analyst dahingestellt. "Langfristig gesehen steht die Telekom aber immer noch gut da", glaubt Stäblein.

Die Aufregung um die berichtigten Konzernbilanzen könnte sich aber noch als größerer Stolperstrick für Ron Sommer erweisen. Denn die Frage der zutreffenden Bewertung wurde schon im vergangenen Jahr virulent, nachdem der ehemalige Personalvorstand der Telekom und spätere Immobilien-Chef Frerich Görtz den langjährigen Finanzchef Joachim Kröske wegen des Verdachts betrügerischer Bilanzmanipulationen angezeigt hatte, meint die Süddeutsche Zeitung. Eine daraufhin von seinem Nachfolger Eick in Auftrag gegebene Untersuchung durch die Immobiliengesellschaft Jones Lang Lassalle brachte den Stein jetzt ins Rollen.

Nach dem neuen Kurstief der T-Aktie in den letzten Tagen wächst zudem die Kritik an der Unternehmenspolitik von Sommer. Der Vorsitzende des Deutschen Verbands für Post und Telekommunikation, Manfred Herresthal, sagte gegenüber BILD: "Ron Sommer hat eindeutig Missmanagement betrieben. Er muss jetzt seine persönlichen Konsequenzen ziehen." Auch der Wettbewerbsexperte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hartmut Schauerte, kritisierte Sommer: "Wenn er nicht aufhört, die Schuld bei anderen zu suchen, ist ein Rücktritt unausweichlich."

Zudem treten die Aktionärsschützer auf den Plan: Nach der Immobilien-Wertberichtigung prüfen sie juristische Schritte gegen das Bonner Unternehmen. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) teilte am Donnerstag in Düsseldorf mit, sie prüfe die Möglichkeit einer Prospekthaftungsklage. Dabei werde vor allem untersucht, ob bei den Prospekten für den zweiten und dritten Aktientranche das Aktualitätsgebot ausreichend beachtet worden sei. Der Immobilienmarkt sei schon vor einigen Jahren nach unten gegangen.

Ron Sommer allerdings sieht das alles ganz anders: Die Telekom habe nichts falsch gemacht, am Kursverfall der Aktie sind allein die Medien schuld. In einer Mitteilung an die Telekom-Mitarbeiter meinte er: "Wir alle wissen, dass es zwischen veröffentlichter Meinung und Kursentwicklung Zusammenhänge gibt. Und nachdem die eher negative Schlagzeile mehr Aufmerksamkeit und Interesse verspricht, hat ein Unternehmen wie unseres, das verstärkt im öffentlichen Rampenlicht steht, zusätzlich zu den Herausforderungen, die unsere ganze Branche weltweit durch die Entwicklung an den Finanzmärkten gegenwärtig zu meistern hat, noch Probleme in der öffentlichen Berichterstattung." Die negative Kursentwicklung der T-Aktie der letzten Tage sei jedenfalls durch "unternehmensbezogene Fakten" nicht zu begründen. "Die positiven Stimmen, von denen es in Wirklichkeit eine Menge gibt, gehen in dem diffusen vielschichtigen Meinungsumfeld fast vollkommen unter."

Die Entscheidung, den US-Anbieter VoiceStream zu übernehmen, sei richtig gewesen, worüber sich auch alle ernstzunehmenden Beobachter einig seien, meinte Sommer. Und die Zukunftsinvestitionen der Telekom stünden auf einer stabilen finanziellen Grundlage. Auch bei den Verbindlichkeiten stünde die Telekom zu manchem internationalen Konkurrenten weit besser da. Und kaum ein Unternehmen sei so gut positioniert wie die Telekom, aus UMTS sehr schnell Umsätze und Gewinne zu erzielen, betonte Sommer. "Selbstverständlich trage ich die Verantwortung für die Strategie des Unternehmens. Der daran geübten Kritik habe ich mich auch als erster zu stellen", erklärte der Telekom-Chef zu den immer wieder auftauchenden Rücktrittsforderungen. "Die Spekulationen um meine Person in den letzten Tagen entbehren jedweder Grundlage", dementierte Sommer aber erneut jedwede Rücktrittsabsichten.

Siehe dazu auch: Dokumentation: Ron Sommer an die Telekom-Belegschaft (jk)