Kein Update, kein Setup: Kopfhörer Sonos Ace zwingen iOS-Nutzer zur Ortsfreigabe
Wer die AirPods-Max-Konkurrenten aktualisieren oder genauer einstellen will, benötigt eine App. Möchte man darin Ortsdaten für sich behalten, gibt's Probleme.
Menschen, die sehr auf ihre Privatsphäre bedacht sind, müssen sich überlegen, ob sie zu Sonos' erstem Kopfhörer überhaupt greifen, der im vergangenen Sommer erschienen ist: Der Hersteller verlangt von Nutzern seiner offiziellen iOS-App nämlich, ihren präzisen Standort freizugeben – und das aus eher fadenscheinigen Gründen. Schlimmer noch: Wer das nicht möchte, wird von der – ohnehin hochumstrittenen – Anwendung für die Kopfhörer ausgeschlossen, kann also weder ein Setup vornehmen mit weiteren Einstellungen, noch ein Update der Geräte auf eine neue Firmware.
Ăśberraschung beim Setup
Insgesamt, so zeigte auch der Test von c't, machen die Ace-Kopfhörer von Sonos einen ordentlichen Eindruck. Optik und Haptik sind gut, wenn auch leicht an Apples AirPods Max angelehnt, der Klang prima. Auch die aktive Geräuschunterdrückung kommt an die Konkurrenz heran. Zudem fehlt an üblicher Technik nichts: Es gibt einen Transparenzmodus, einen integrierten EQ und Spatial-Audio-Support. Wer bereits im Sonos-Ökosystem beheimatet ist, kann zudem Soundbar-Klang vom TV direkt per WLAN auf die Hörer holen. Höchstens der Preis ist mit 500 Euro etwas heftig, aber auf dem Niveau der AirPods Max. Zudem gibt's die Geräte im Handel (ab 333 €) auch deutlich darunter.
Verbindet man die Ace erstmals mit einem iPhone, erhält man den Hinweis, die offizielle App herunterzuladen. Diese verlangt dann beim ersten Start einige Freigaben. Dass die App Bluetooth-Zugriff benötigt, ist etwa klar – darüber wird ja mit den Ace kommuniziert. Die Freigabe fürs interne Netzwerk ist notwendig, um die erwähnte Soundbar-Übergabefunktion zu realisieren, doch sie ist kein Zwang für die App-Nutzung, man kann sie einfach unterlassen, wenn man sie nicht möchte oder benötigt. Die präzise Standortfreigabe ist hingegen Pflicht: Wer diese nicht erlaubt, bleibt im Setup – respektive bei späterer Abschaltung über die iOS-Einstellungen – in der App selbst hängen. Das Fenster lässt sich erst schließen, wenn die präzise Standortfreigabe erfolgt ist.
Wetter und nicht vorhandene Assistenz
"Sonos benötigt für die Einrichtung Zugriff auf den genauen Standort. Tippe in den iOS-Einstellungen auf "Standort" und "Beim Verwenden der App" und kehre dann zur Sonos App zurück", heißt es dort lapidar. In einer aufrufbaren Erklär-Box heißt es weiter, der Standort werde verwendet, "um Sonos-Produkte in der Nähe zu finden und zu verbinden und um mit Sonos Voice Control zu prüfen, wie das Wetter wird". Warum Sonos-Produkte nicht via Bluetooth und/oder WLAN allein erkannt werden können – und wie "Sonos Voice Control", eine Art "Hey Siri" oder "Hey Google", ohne weitere Sonos-Geräte überhaupt funktionieren soll – verrät der Hersteller nicht.
Immerhin: Bei unseren Experimenten war es zwischenzeitlich möglich, die Ortsfreigabe nachträglich zu deaktivieren und die App dennoch zu nutzen. Das klappte allerdings nicht ständig, offenbar scheint das Programm regelmäßig zu prüfen, ob es den Nutzer noch verfolgen darf. Wer die Ace verwenden möchte, ohne Sonos seine heimische Adresse zu verraten oder seine Wege durch die Stadt, muss das Setup an einem anderen Ort vornehmen und regelmäßig mit der Ortsfreigabe herumspielen, in der Hoffnung, dass die App zwischenzeitlich nicht streikt. Im Normalbetrieb wird die App eigentlich nicht mehr benötigt, doch Änderungen der Bedienoberfläche oder EQ- und Loudness-Einstellungen sind nur mit dieser möglich. Eine weitere Frage ist, ob das Unternehmen mit den Daten auch weitere Dinge tun kann – etwa sie zu Werbezwecken nutzen oder weiterverkaufen, wie dies Marketingfirmen tun. Wir haben bei Sonos angefragt, warum der Zwang zur präzisen Ortsfreigabe implementiert wurde und werden die Antwort als Update dieses Beitrags publizieren, sobald diese vorliegt.
(bsc)