Sony BMG schraubt Erwartungen an Dual Disc herunter

In den USA wurde etwa Bruce Springsteens neues Album ausschließlich als Dual Disc veröffentlicht; Dual Discs bringen neben der CD-Seite auch eine DVD-Seite für Video-Clips, 5.1-Sound oder DVD-Audio mit.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der Musikkonzern Sony BMG rechnet für sein Kombi-Medium Dual Disc mit vergleichsweise bescheidenen Verkaufszahlen in Deutschland. Bis zum Ende des laufenden Jahres möchte das Unternehmen nach Informationen der Financial Times Deutschland hierzulande zwischen 180.000 und 200.000 Stück der Dual Disc verkaufen.

Anfang April hatte Maarten Steinkamp, Europachef von Sony BMG, der Dual Disc noch eine große Zukunft prophezeit. "Es kann durchaus sein, dass es in zwei oder drei Jahren keine CDs mehr gibt", prognostizierte Steinkamp anlässlich des offiziellen Starts von Sony BMG. Die Dual Disc, eine Kombination aus Musik-CD und DVD auf einer Scheibe, soll in Europa nach bisherigen Planungen bis zum Jahresende in vier Schüben in den Handel kommen. Ende August will das Unternehmen die Dual Disc auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin präsentieren.

Die Dual Disc ist seit Januar bereits in den USA erhältlich. Nach Angaben von Bloomberg hat Sony in den ersten drei Monaten dort insgesamt eine halbe Million Stück verkauft. Die Dual Disc lässt sich auf einigen herkömmlichen CD- und DVD-Playern abspielen und bietet für einen Aufpreis von rund 2,50 Dollar gegenüber normalen CDs zusätzlich zur Musik bis zu 30 Minuten Video-Material. Angesichts des steigenden Marktes für digitale Musik zum Herunterladen aus dem Internet soll sie für gekaufte CDs einen Mehrwert bieten und zudem schwerer zu kopieren sein.

Die Dual Disc bringt neben der CD-Seite auch eine DVD-Seite für Video-Clips, 5.1-Sound oder DVD-Audio mit. Da die CD-Seite der DualDisc allerdings nicht den Spezifikationen des Redbook entspricht, kann sie nicht von allen CD-Spielern abgespielt werden -- auch nicht auf allen Laufwerken und Playern von Sony. So hat die DualDisc zwar den offiziellen Segen des DVD-Forums, nicht jedoch den der Lizenzwächter von Philips, die über die Audio-CD-Spezifikation wachen. CDs und DVDs sind jeweils 1,2 mm dick. Bei einer DVD befindet sich die Datenschicht in der Mitte, wird also von einer 0,6 mm dicken Polycarbonatscheibe bedeckt. Bei der CD ist die Datenschicht 1,1 mm von der Unterseite entfernt und wird auf der Label-Seite nur von einem 0,1 mm dicken Lack geschützt. Die DualDisc müsste also eigentlich 1,7 mm dick sein, wollte sie auf der einen Seite zur CD und auf der anderen zur DVD optisch kompatibel sein. Tatsächlich ist die DualDisc aber nur 1,5 mm dick, die CD-Deckschicht wurde auf 0,9 mm verringert. Um dies optisch auszugleichen, wurden die Pitlänge und Datenspurbreite vergrößert, sodass nur 65 Minuten Musik auf die CD-Seite passen.

Der Musikkonzern will den Verkaufsstart seines neuen Formats mit einer breit angelegten Marketingkampagne und besonderen Verkaufsaktionen im Handel unterstützen, berichtet die FTD. In einem ersten Schub werde Sony BMG Ende August 20 Alben von internationalen Künstlern sowie bis zu fünf Alben nationaler Künstler im Dual-Disc-Format auf den Markt bringen. Mindestens die Hälfte der Dual Discs, die Sony BMG auf den deutschen Markt bringen werde, seien Dauerbrenner aus dem Repertoire, etwa ältere Alben von AC/DC, Miles Davis, David Bowie oder Usher. Die Neuerscheinungen unter den Dual Discs sollen im Vergleich zu den als Dual Disc neu aufgelegten Alben relativ hohe Verkaufszahlen erreichen: Für Bruce Springsteens neues Album erhoffe sich Sony BMG nach Angaben der Zeitung einen Absatz von 15.000 Stück in der ersten Verkaufswelle. In den USA ist Springsteens neues Werk Devils & Dust seit kurzem im Handel -- ausschließlich als Dual Disc. (jk)