Spaniens "Porno-Pass" soll EU-Pläne umsetzen: Alterscheck mit Perso geplant
Die spanische Regierung hat eine Methode vorgestellt, mit der Pornoseiten das Alter ihrer Nutzer prüfen können. Noch freiwillig, doch die EU hat andere Pläne.
Spanien hat einen Vorstoß bei der Altersverifikation für die Nutzung von pornografischen Internetseiten gemacht. Die sogenannte "Cartera Digital Beta", auch "Porno-Pass" genannt, soll es allen Beteiligten recht machen. Jugendschützer können damit den Zugang zu nicht jugendfreien Inhalten beschränken, wie von der EU-Kommission gefordert.
Dem Publikum solcher Seiten will der "Porno-Pass" Diskretion ermöglichen und datenschutzkonform sein. Pornoseiten haben einen gesetzeskonformen Standard für den Alterscheck, der in der Praxis jedoch scheitern könnte.
Nach einmaliger Registrierung sollen Nutzer anonym bleiben
Noch im Spätsommer dieses Jahres soll der "Porno-Pass" als Smartphone-App mit einer Public-Key-Verschlüsselung kommen, heißt es in einer entsprechenden Präsentation der spanischen Regierung. Nutzer müssen sich hier einmalig mit Personalausweis registrieren. Dann können sie sich bis zu 30-mal pro Monat – anonym und mithilfe der App – auf Erwachsenenseiten anmelden.
Hierfür generiert die App – nach erfolgreicher einmaliger Registrierung mit Personalausweis – für jede Anmeldung auf einer Pornoseite einen Public Key, einen öffentlichen Schlüssel und einen jeweils zugehörigen Private Key, einen privaten Schlüssel.
Public-Key-VerschlĂĽsselung soll Diskretion bringen
Möchte sich ein Nutzer nun bei einer entsprechenden Seite mithilfe der "Porno-Pass"-App einloggen, fragt der Server der Seite einen entsprechenden Public Key in der App ab. Hier ist der passende Private Key hinterlegt, welcher das Smartphone, auf dem die App installiert ist, auch niemals verlässt. Gibt es zu dem entsprechenden Public Key einen passenden Private Key, meldet die App das an den Server zurück, damit hat der Nutzer sein Alter erfolgreich bestätigt.
Die Nutzeridentität soll für die Pornoseite dabei durchgängig unsichtbar und über die App nicht auslesbar sein. Unter anderem aus Angst vor Datenlecks ist das Verfahren aber nicht unumstritten.
Ab Spätsommer 2024 können Pornoseiten in Spanien den "Porno-Pass" freiwillig nutzen. "Wir handeln im Voraus und wir bitten die Plattformen, dies auch zu tun, da das, was auf dem Spiel steht, es erfordert", sagte Spaniens Digitalminister José Luis Escrivá. In Zukunft wird das System vermutlich vom angepassten digitalen Identitätssystem der EU, eIDAS2, ersetzt. Die im Mai in Kraft getretene, überarbeitete EU-Verordnung hierzu verlangt, dass alle Mitgliedsstaaten ihren Bürgern eine Wallet-App anbieten, mit der diese sich über das Internet ausweisen können.
FĂĽhrende Erwachsenenseiten bereits unter Druck
Die sehr großen Erwachsenenseiten stehen in der EU bereits unter zunehmendem Druck. So gelten die strengen Regeln nach dem Digital Services Act (DSA) der EU seit April für die Pornografieseiten Pornhub, Stripchat und Xvideos. Zu den Empfehlungen gehört auch, Online-Altersverifikationssysteme (AVS) einzuführen. Bei festgestellten Verstößen drohen horrende Geldstrafen.
Ob die Betreiber entsprechender Seiten das alles aber motiviert, ihr Publikum freiwillig vor technische Hürden zu stellen, ist fraglich. Und die Nutzer könnten selbst eine EU-weite AVS-Pflicht leicht umgehen – per VPN-Verbindung. Mit einem solchen Dienst kann die Verbindung zu einer Internetseite über einen Umweg, bzw. einen VPN-Tunnel hergestellt werden. Wer ohne Alterscheck Pornos schauen will, verbindet sich über einen Server im EU-Ausland mit der Seite.
Für den Server der Pornoseite kommt die Anfrage dann aus einem Land ohne die geplanten strengen Regeln, sodass die Seite vermutlich auf den – nur in der EU forcierten – Alterscheck verzichten würde.
(nen)