Sparpreis-Ticket nur gegen Daten: Verbraucherschützer protestieren

Sparpreistickets sind ab Oktober im DB-Reisezentrum nur gegen Kontaktdaten erhältlich. Digitalcourage und Verbraucherschützer sehen das kritisch.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 144 Kommentare lesen

Detail eines ICE.

(Bild: heise online / anw)

Lesezeit: 3 Min.

Ab dem 1. Oktober müssen Kunden der Deutschen Bahn, die im Reisezentrum ein Sparpreisticket kaufen wollen, dabei ihren Namen, dazu Mobiltelefonnumer oder E-Mail-Adresse angeben. Das sehen der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und der Verein Digitalcourage kritisch. "Die Digitalisierung darf nicht zum Ausschluss der Schwächsten führen. Die Deutsche Bahn sollte alle bei der Digitalisierung mitnehmen, statt Fahrgäste zu vertreiben", sagte vzbv-Vorständin Ramona Pop laut einer gemeinsamen Mitteilung der beiden Organisationen.

Viele alte oder eingeschränkte Menschen fühlten sich von der Online-Welt bereits heute überfordert, sagte Pop. "Digitalisierung muss den Menschen nützen. Wer ein Sparpreis-Ticket kauft, darf nicht gezwungen werden, Daten preiszugeben", Rena Tangens von Digitalcourage ergänzt: "Unsere Mailadresse oder Telefonnummer werden nicht gebraucht, um uns befördern zu können – deshalb gehen sie die Bahn nichts an." Bahnfahren sei umweltfreundliches Reisen und gehöre zur Grundversorgung – "es muss ohne Datenspuren und Digitalzwang möglich sein".

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Umfrage (Opinary GmbH) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Opinary GmbH) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

vzbv und Digitalcourage kritisieren allgemein, dass die Deutsche Bahn "immer mehr analoge Wege zum Kauf von Fahrscheinen" abschneide. Seit Mai 2023 könnten telefonisch keine Tickets mehr über die Servicenummer der Deutschen Bahn gekauft werden. Ohne Angabe von Daten können Sparpreis-Tickets ab 1. Oktober noch an Automaten gekauft werden, doch diese Option solle es nur noch bis Ende dieses Jahres geben.

Eine Sprecherin der Deutschen Bahn versicherte gegenüber heise online, die E-Mail-Adresse oder Handynummer werde ausschließlich für vertragliche Zwecke genutzt, also zur Übermittlung der Tickets und für Informationen zur Reise. Zu Werbezwecken würden die Daten nicht genutzt. "Für die Deutsche Bahn hat der sorgsame und gesetzeskonforme Umgang mit den Daten ihrer Kund:innen selbstverständlich höchste Priorität", sagte die DB-Sprecherin. Ihr Unternehmen tausche sich dazu regelmäßig mit den zuständigen Datenschutzbehörden und einem Kreis unabhängiger Expert:innen im DB-Datenschutzbeirat aus.

"Das digitale Ticket, das nun auch im Reisezentrum ausgegeben wird, ermöglicht es uns, unsere Kund:innen bei Änderungen zu ihrer Reise im Rahmen der digitalen Reisendenbegleitung besser zu informieren", erklärte ein DB-Sprecher Mitte September gegenüber heise online. Die Kundschaft könne so während der Reise Informationen wie Ankunfts- und Abfahrtszeiten, Informationen zu Gleiswechsel oder alternative Reisemöglichkeiten per Mail erhalten.

Wer ab dem 1. Oktober ein Spar- oder Supersparpreis-Ticket am Reisezentrumschalter kauft, kann seine eigenen Kontaktdaten, aber auch die von Dritten angeben. Das digital verkaufte Ticket soll in die Bahn-App DB Navigator geladen werden können. Auf Wunsch wird das digitale Ticket auch ausgedruckt. Längerfristig will die Bahn in den Reisezentren weniger verkaufen, sondern mehr Beratung anbieten.

(anw)