Spekulationen über neue AMD-Prozessoren für Desktop-Rechner

Angeblich will AMD im November einen 15-Watt-Prozessor vorstellen und im Januar die ersten 45-Nanometer-Vierkerne mit bis zu 3 GHz Taktfrequenz.

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Einem Internetbericht zufolge will AMD nicht nur im Oktober den bereits auf Preisvergleich-Webseiten aufgetauchten 45-Watt-Doppelkernprozessor Athlon X2 5050e vorstellen, sondern das Angebot an besonders sparsamen Prozessoren für Desktop-Rechner im November noch um zwei 65-Nanometer-Produkte mit lediglich 15 beziehungsweise 22 Watt Thermal Design Power (TDP) erweitern. Dabei handelt es sich um den Einzelkern-Prozessor Athlon 2650e mit 1,6 GHz Taktfrequenz und 15 Watt TDP sowie um den Dual-Core Athlon X2 3250e mit 1,5 GHz und 22 Watt TDP. Der PC-Hersteller Lenovo hat mit dem ThinkCentre A62 bereits einen angeblich besonders sparsamen und mit einem US-Listenpreis ab 399 US-Dollar auch billigen Rechner angekündigt, in dem der Athlon 2650e zum Einsatz kommen soll. Deshalb spricht einiges dafür, dass die von der chilenischen Hardware-News-Webseite ChileHardWare veröffentlichte Grafik tatsächlich aus einer inoffiziellen AMD-Roadmap stammt.

Aus diesem Dokument geht weiter hervor, dass AMD am 8. Januar 2009 – an diesem Tag beginnt in Las Vegas wieder die Consumer Electronics Show (CES) – zwei Phenom-X4-Prozessoren mit dem 45-Nanometer-Quad-Core Deneb vorstellen will. Sie sollen bei einer TDP von 125 Watt mit bis zu 2,8 beziehungsweise 3,0 GHz Taktfrequenz laufen und wären damit schneller als das bisherige Phenom-X4-Spitzenmodell 9950 Black Edition (2,6 GHz, 140 Watt). Der 45-nm-Deneb soll zudem einen deutlich größeren L3-Cache mit 6 statt wie bisher 2 MByte Kapazität bringen.

Auf der CeBIT 2008 hatte AMD erste Auslieferungen von 45-Nanometer-Vierkernen noch im Jahr 2008 versprochen und einen PC mit laufendem 45-nm-Vierkern gezeigt. Welche 45-nm-Prozessorversionen – etwa Opterons für Server oder Phenoms für Desktop-Rechner – nun noch im Jahr 2008 ausgeliefert werden sollten, verriet AMD damals nicht. Man geht aber davon aus, dass zunächst Shanghai-Opterons produziert und ausgeliefert werden, denn bei diesen Serverprozessoren erzielt AMD höhere Gewinnmargen und kann darauf hoffen, vor allem bei Maschinen mit vier oder acht CPU-Fassungen gegen die in diesem Bereich noch bis Mitte 2009 aktuellen Xeons des Konkurrenten Intel punkten zu können. Der neue AMD-CEO Dirk Meyer hatte anlässlich der Vorstellung der jüngsten Quartalsergebnisse "Shipments for Revenue" von 45-nm-Produkten noch im Jahr 2008 zugesichert. Mit dieser Formulierung ist wahrscheinlich gemeint, dass erste 45-nm-Prozessoren an Direktkunden ausgeliefert werden, diese CPUs aber noch nicht im Einzelhandel, in der freien Distribution oder in kompletten Systemen erhältlich sein werden. Mit diesem aktuellen Terminplan liegt AMD allerdings ein wenig hinter den Plänen von Mitte 2007.

Die besonders sparsamen 15- und 22-Watt-Prozessoren sind laut dem vermeintlichen AMD-Dokument nur zur Lieferung an PC-Hersteller ("direct OEM only") und für sogenannte Ultra-Value Clients (UVC) gedacht. Schon bisher liefert AMD 8- und 9-Watt-Versionen von AMD64-Einzelkernprozessoren im Rahmen des Embedded-Lieferprogramms aus. Einen Athlon 64 2100+ etwa verwendet HP für Blade-PC-Einschübe. Dieser erreicht aber lediglich 1,2 GHz Taktfrequenz. In der aktuellen Embedded-Produktübersicht (PDF-Datei) von AMD findet sich bereits ein 1,6-GHz-/15-Watt-Einzelkern (Athlon 64 2600+, ADG2600IAV4DRE); der Dual-Core-Prozessor Embedded Athlon 64 X2 3400e (ADJ3400IAA5DOE) bringt es demnach bei 22 Watt TDP sogar auf bis zu 1,8 GHz. Eigentlich handelt es sich bei Athlon 2650e und Athlon X2 3250e also nicht um komplett neue Produktvarianten; möglicherweise verkauft sie AMD aber deutlich billiger als die entsprechenden Embedded-Versionen, um den aktuellen Trend zu billigen und sparsameren Desktop-Rechnern bedienen zu können. Intel kombiniert für die vom Marktführer "Nettops" genannten Rechner den Atom 230 (1,6 GHz/4 Watt TDP) mit dem älteren Chipsatz 945GC, der 22 Watt TDP erreicht.

Athlon 2650e und Athlon X2 3250e sind nicht für jene zurzeit viel diskutierten Billig-Notebooks gedacht, die Intel Netbooks nennt. Über Pläne von AMD für einen Netbook-tauglichen 8-Watt-Prozessor war im Juni spekuliert worden, AMD-CEO Meyer hatte sich dazu später positiv geäußert. Gegenüber InfoWorld hatte AMD-Marketingchef Pat Moorhead die Netbook-Pläne dann aber wieder dementiert. In seinem Blog berichtet er nun über enttäuschende Erfahrungen mit dem Atom-Netbook MSI Wind U100. (ciw)