Spiele-Klassiker "Unreal" und "Unreal Tournament" jetzt kostenlos und legal
Ein Deal mit Epic macht's möglich: Die ersten beiden Unreal-Spiele kann man unter Windows 11 nun gratis und originalgetreu spielen. Wir haben es probiert.
Seit Kurzem sind die 1998 und 1999 erschienenen Spiele "Unreal" sowie "Unreal Tournament" kostenlos und legal spielbar. Möglich gemacht hat das das Fan-Projekt "OldUnreal", das seit 2008 an Patches und Erweiterungen für die Klassiker arbeitet. Beide Spiele waren mit ersten Versionen der Unreal-Engine sowohl grafisch als auch spielerisch maßgebend und legten vor allem mit "Unreal Tournament" den Grundstein für den heutigen Erfolg von Epic mit "Fortnite" bei Multiplayer-Gefechten.
Wie OldUnreal selbst angibt und Epic gegenüber PC Gamer bestätigt hat, sind die Aktivitäten von Epic abgesegnet. Die originalen ISO-Images der CDs von "Unreal Gold" und "Unreal Tournament – Game of the year Edition" darf OldUnreal selbst nicht zur Verfügung stellen. Um die Spiele trotzdem auf modernen PCs lauffähig zu machen, wurden daher für die Titel eigene Installationsprogramme erstellt. Sie laden die ISOs aus dem Internet Archive herunter und patchen sie anschließend mit automatischen Downloads per Wget von OldUnreal an einer Windows-Eingabeaufforderung.
Das sieht für Unbedarfte vielleicht ein bisschen wüst aus, ist nach unseren Experimenten auf zwei PCs aber sowohl sicher als auch zuverlässig. Das gerade nach Cyberattacken wieder im Aufbau befindliche Internet Archive ist derzeit bei Downloads nur ein bisschen langsam, jedes Spiel brauchte auch bei schneller Verbindung rund eine halbe Stunde für den Download. Danach befinden sich die Spiele in C:\Unreal und C:\UnrealTournament. Diese Ordner lassen sich auch ohne weitere Installation auf andere Rechner kopieren.
Volles Tempo auch mit integrierter Grafik
Die Patches haben den Spielen nicht nur zahlreiche Bugfixes beigebracht, sondern auch Grafikschnittstellen, die bei Erscheinen noch gar nicht verfügbar waren, bis hin zu Direct3D 9. Mit dieser API haben wir auf zwei PCs mit Nvidia-Grafikkarten (RTX 2070 Super und RTX 4070 Laptop) auch das flüssigste Spielerlebnis erzielt. Je nach Display laufen die Spiele entsprechend eingestellt auch mit bis zu getesteten 240 fps, selbst die integrierte Grafik eines Core i9-13950HX reicht dafür aus – kein Wunder nach über 25 Jahren.
Verschwunden sind auch die zahlreichen Grafikfehler, welche die Spiele je nach API bei ihrem Erscheinen noch plagten. DirectX war damals noch neu und wurde erst kurz vor Fertigstellung des ersten "Unreal" unterstützt. Herstellereigene Schnittstellen wie Glide von 3Dfx und das Texturformat S3TX des GPU-Herstellers S3 boten zu dieser Zeit das meiste Tempo und Bildqualität. Die HiRes-Texturen aus späteren Patches werden durch die Installer gleich mit auf die SSD befördert. Der reine Software-Renderer, also ohne GPU-Unterstützung, ist ebenfalls für originalgetreuen Look enthalten. Spezielle Kompatibiltätseinstellungen für die alten Windows-98-Spiele waren auf unseren Rechnern nicht nötig. Nicht ausprobiert haben wir bisher die Serverfunktionen für Multiplayer-Matches.
Macht immer noch SpaĂź
Schon im Singleplayer und erst recht in den Botmatches machen beide Spiele nach wie vor großen Spaß, vor allem, wenn man mit aktiviertem V-Sync die Rasanz des Gameplays auf schnellen Displays voll ausreizt. Die schon damals sogenannte und branchenführende "Künstliche Intelligenz" der Bots ist heute für geübte Spieler aber leicht zu durchschauen, auch in höheren Einstellungen. Dann treffen die Bots zwar besser, bleiben aber wie bei den Originalversionen Ende der 1990er Jahren oft an bestimmten Stellen der Maps hängen, sodass man ihnen leicht auflauern kann.
Etwas aus der Zeit gefallen ist die Single-Player-Kampagne von "Unreal" ohne große Story und Zwischensequenzen: Level erkunden, Monster killen und den Ausgang finden reichte 1998 für rund fünf Stunden Spielspaß, entsprechende Hardware vorausgesetzt. Ladezeiten gibt es heute auf aktuellem Gerät kaum noch. Die Atmosphäre ist immer noch dicht, der Gruselfaktor der ungeschnittenen Version durch die Pixelgrobheit vielleicht nicht mehr allzu hoch. Etwas dämlich sind aus heutiger Sicht die Bosse mit immer gleichen Angriffsstrategien. Die dynamische Musik und die Soundeffekte überzeugen immer noch, bei "Unreal Tournament" vor allem die "Taunts", automatische Beleidigungen der Bots: "Anyone else wants some?" Auch das inzwischen legendäre stotternde "M-o-o-o-nster Kill" stammt im Übrigen aus "Unreal Tournament".
Die aktuellen Community-Installer fĂĽr beide Spiele finden sich unter den folgenden Links: Unreal Gold und Unreal Tournament.
(nie)