Spielehersteller warnt vor ĂĽberhastetem Verbot von "Killerspielen"

Ein Verbot von Spielen mit kriegerischem oder kämpferischem Inhalt würde zum Abdriften in eine unkontrollierbare Kriminalität führen, schreibt Zuxxez Entertainment in einem offenen Brief an die Innenministerkonferenz.

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In die Debatte um ein eventuelles Verbot von "Killerspielen" hat sich nun der Spielehersteller Zuxxez Entertainment eingemischt. Es gebe "offensichtlich Bestrebungen, so genannte Killerspiele durch überhastet erlassene, gesetzliche Regelungen zu verbieten", heißt es in einem offenen Brief an die Innenministerkonferenz (PDF-Datei). Der Begriff "Killerspiele" werde salonfähig gemacht, obwohl bisher eine genaue Definition fehle. "Eine Diskussion auf dieser Basis entbehrt jeglicher Sachlichkeit." Eine "neuzeitliche Prohibition" sei zudem technisch und faktisch nicht durchführbar.

Das Unternehmen Zuxxez, das in jüngster Zeit im Zusammenhang mit einer Strafanzeigen-Maschinerie gegen P2P-Nutzer in Erscheinung getreten ist, wurde offenbar unter anderem durch Bestrebungen von CDU-Innenministern der Bundesländer aufgeschreckt, "gewaltverherrlichende Computerspiele" strenger zu kontrollieren und Produktion und Vertrieb der "Killerspiele" zu verbieten. Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) arbeite nur sehr mangelhaft, kritisierten sie.

Zuxxez entgegnet, im Vergleich zum europäischen Ausland und den USA finde in Deutschland durch die USK "eine tatsächliche und vollständige Prüfung von Spielinhalten mit ausführlichen Berichten durch kompetente Personen" statt. Wenn Spiele mit Gewaltszenen dennoch in Kinderhände gerieten, liege das nicht an einer mangelhaften Arbeit der USK, sondern an der ungenügenden Kontrolle durch die Erziehungsberechtigten. Die USK müsse stärker gefördert und die Eltern besser über die Alterskennzeichnung aufgeklärt werden, fordert Zuxxez.

Kritiker würden die durch Entertainment-Software vermittelten Lerneffekte verkennen. "Ein solcher Populismus im 21. Jahrhundert ist bestenfalls das Armutszeugnis politischer Hilflosigkeit", heißt es im weiteren Verlauf des offenen Briefes. Ein Verbot von Spielen mit kriegerischem oder kämpferischem Inhalt würde "zum Abdriften in eine unkontrollierbare Kriminalität und damit zu einer gesteigerten Straffälligkeit bei Kindern und Jugendlichen führen". Anstatt der kontrollierten Abgabe über den Fachhandel würden Spiele unüberwacht über das Internet oder, ähnlich wie Drogen, "unter der Hand" auf den Schulhöfen gehandelt.

Zuxxez sieht sich als einzelnes Unternehmen zu einer Stellungnahme veranlasst, da sich die "Verbandslandschaft in der Spieleindustrie zurzeit im Umbruch befindet" und so kein koordiniertes Vorgehen der Publisher und Entwickler möglich sei. Es gebe aber in der Branche großes Unverständnis gegenüber den Aussagen einiger Politiker. Zuxxez habe selbst zwar bisher noch kein Spiel veröffentlicht, das nicht jugendgeeignet war, und lehne solche Spiele ab. Dennoch sieht das Unternehmen die Einstellung vieler Politiker und der Öffentlichkeit gegenüber der Spielebranche mit "größter Sorge".

Siehe dazu auch: (anw)