Spionageabwehr: Ukraine verbietet Telegram auf Diensthandys

Telegram fliegt von Mitarbeiter-Handys von Behörden, Infrastrukturbetreibern und Militärs der Ukraine. Grund: Russlands Dienste könnten Telegram überwachen.​

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Telegram-Icon auf einem Smartphone

Im Krisenfalle zu entfernen: Telegram in der Ukraine.

(Bild: Sergei Elagin/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Die Ukraine verbietet Installation und Nutzung der Messaging-App Telegram auf Diensthandys. Das gilt nicht nur für Behörden und Militär, sondern auch für Unternehmen im Bereich Verteidigung und Rüstung sowie bei Betreiber Kritischer Infrastruktur (KRITIS). Die Maßnahme dient der Spionageabwehr sowie der militärischen Landesverteidigung.

Der Leiter der ukrainischen Spionageabwehr habe "stichhaltige Beweise vorgelegt, dass russische Geheimdienste Zugriff auf persönliche Telegram-Korrespondenz, sogar gelöschte Nachrichten, als auch die personenbezogenen Daten der Nutzer haben", heißt es in einer offiziellen Mitteilung. Vertreter der Streitkräfte sowie des Inlandsgeheimdienstes hätten zudem beschrieben, wie Russland Telegram für aktive Angriffe nutze: Unter anderem verbreite Russland über Telegram Malware, fahre Phishing-Kampagnen, stelle die Aufenthaltsorte der Nutzer fest und passe Raketenangriffe entsprechend an.

Daher hat das Nationale Koordinierungszentrum für IT-Sicherheit Ende vergangener Woche entschieden, Telegram von Diensthandys zu verbannen. Die Ukraine muss sich seit Jahren gegen militärische Angriffe Russlands verteidigen; seit Februar 2022 versucht Russland, die gesamte Ukraine einzunehmen und zerstört dabei laufend auch zivile Einrichtungen. Das hat zahllose zivile Todesopfer zur Folge und viele Ukrainer in die Flucht getrieben.

Ausnahmen von dem Verbot für dienstliche Belange sind vorgesehen; Telegram ist auch für ukrainische Behörden vom Präsidenten abwärts ein probates Mittel, die eigene Bevölkerung mit Informationen zu versorgen. Telegram hat laut Medienberichten angegeben, keine Daten an Behörden herauszugeben – das will Telegram allerdings gerade ändern. Einmal gelöschte Nachrichten ließen sich nicht wiederherstellen.

Gruppenbild mit Dame: Sitzung des ukrainischen Nationalen Koordinierungszentrums für IT-Sicherheit vom 19. September 2024

(Bild: National Security and Defense Council of Ukraine)

Der ukrainische IT-Sicherheitsrat hat bei der Sitzung noch weitere Entscheidungen getroffen. Eine landesweite Initiative soll mehr Frauen dazu gewinnen, im Bereich IT-Sicherheit zu arbeiten. Gleichberechtigung der Geschlechter soll dabei helfen. Ein automatischer "Cybertracker" soll die Umsetzung der ukrainischen IT-Sicherheitsstrategie verfolgen und so deren Umsetzung beschleunigen.

Die Telecom-Netzbetreiber des Landes, die laufend russischen Angriffen sowohl mit Waffen als auch Malware und Social Engineering ausgesetzt sind, werden gemeinsam eine Einrichtung für Austausch über und Analyse von IT-Bedrohungen schaffen. Zudem sind Maßnahmen vorgesehen, die den Betrieb der Telekommunikationsnetze während der immer häufigeren Stromausfälle sichern sollen. Weitere Beschlüsse hinsichtlich der ukrainischen IT-Sicherheit wurden in geheimer Sitzung gefasst.

(ds)