Telegram rückt IP-Adressen und Telefonnummern raus

Auf juristische Anfragen hin will Telegram Nutzerdaten herausgeben. Moderatoren entfernen mittels KI bereits problematische Inhalte aus den Suchergebnissen.

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Messenger mit Tastatur dahinter

(Bild: Mehaniq/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Die Kommunikations-App Telegram wird die IP-Adressen und Telefonnummern von Nutzern an die zuständigen Behörden weitergeben, wenn dies rechtlich zulässig ist. Das erklärte der Telegram-CEO Pawel Durow am Montag in einem Beitrag auf Telegram. Darüber berichtete unter anderem die Nachrichtenagentur Bloomberg. Demnach hat die Plattform ihre Nutzungsbedingungen geändert, um Missbrauch durch Kriminelle zu verhindern.

"Um Kriminelle weiter davon abzuhalten, die Telegram-Suche zu missbrauchen, haben wir unsere Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien aktualisiert, um sicherzustellen, dass sie weltweit konsistent sind. Wir haben klargestellt, dass die IP-Adressen und Telefonnummern derjenigen, die gegen unsere Regeln verstoßen, auf gültige rechtliche Anfragen hin an die zuständigen Behörden weitergegeben werden können", so Durow in seinem Telegram-Kanal.

Durow war Ende August in Frankreich festgenommen worden. Die französische Justiz wirft dem in Russland geborenen 39-jährigen Milliardär, der unter anderem die französische Staatsbürgerschaft besitzt, Komplizenschaft bei der Verbreitung von Material über sexuellen Kindesmissbrauch vor. Auch soll Telegram nicht ausreichend gegen die Verbreitung krimineller und extremistischer Inhalte auf der Plattform vorgehen. Durow nannte die Vorwürfe "absurd"; er habe "nichts zu verbergen". Mittlerweile kam der Telegram-Chef auf Kaution frei, darf Frankreich vorerst aber nicht verlassen.

Die Ankündigung, enger mit den Behörden kooperieren zu wollen, kann durchaus als Konsequenz auf die Verhaftung verstanden werden. Telegram stand bislang für die eher laxe Moderation von Inhalten und die Weigerung, Strafverfolgungsbehörden Daten zur Verfügung zu stellen. Bereits Anfang September war ein Umdenken festzustellen, als der Telegram-Chef eine bessere Moderation von Inhalten versprach und ankündigte, mehr gegen die Machenschaften Krimineller auf der Plattform unternehmen zu wollen. Nun erklärte Durow, in den vergangenen Wochen habe ein Team von Moderatoren, das künstliche Intelligenz (KI) nutzt, die Telegram-Suche viel sicherer gemacht und damit begonnen, zweifelhafte Inhalte aus den Suchergebnissen auszublenden. "Alle problematischen Inhalte, die wir in der Suche identifiziert haben, sind nicht mehr zugänglich."

In der Vergangenheit zog sich Telegram wegen der generellen Weigerung mit Behörden zu kooperieren, wiederholt den Zorn von Regierungen von Ländern der Europäischen Union, aber auch Staaten wie Russland und Iran zu. Die App wurde von Regierungsgegnern genutzt, um sich zu organisieren, aber ebenso zu einem Anziehungspunkt für Verschwörungstheoretiker und Extremisten.

(akn)