Springer verzichtet auf Übernahme der ProSiebenSat.1-Gruppe

Wegen zahlreicher wirtschaftlicher und juristischer Unsicherheiten verzichtet der Zeitungsverlag auf die Übernahme der Senderkette. Medienberichten zufolge sucht Pro7-Eigner Haim Saban bereits nach einem neuen Käufer.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Die Axel Springer AG verzichtet auf die Übernahme der ProSiebenSat.1 Media AG. Nach "intensiver Prüfung und sorgfältiger Abwägung" sei man zu der Auffassung gelangt, dass auf Grund der zahlreichen wirtschaftlichen und juristischen Unsicherheiten für alle Beteiligten unzumutbare Risiken entstünden, teilte Springer am Morgen mit. Die angestrebte Übernahme der TV-Senderkette hatte bereits die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) abgelehnt, vor wenigen Tagen untersagte das Kartellamt die Fusion. Daraufhin hatte Springer zunächst angekündigt, die ihr zur Verfügung stehenden Rechtsmittel und Optionen zu prüfen. Zu den Optionen gehörte eine so genannte Ministererlaubnis durch Bundeswirtschaftsminister Michael Glos, die die Untersagung durch das Kartellbehörde hätte aufheben können.

Der Rückzug von den Übernahmeplänen sei mit den ProSiebenSat.1-Besitzern, einem Investoren-Konsortium um den US-Milliardär Haim Saban, abgestimmt, hieß es bei Springer. Saban zeigte sich enttäuscht über das Scheitern der Fusion. Dennoch seien er und seine Investoren weiterhin extrem zufrieden mit der Entwicklung von ProSiebenSat.1 und mit ihrem Investment, erklärte er in einer Mitteilung. Nun würden alle Alternativen geprüft. Medienberichten zufolge hat Saban bereits mit der Suche nach neuen Käufern begonnen.

ProSiebenSat.1 sondiere die Situation, berichtet die Financial Times. Mögliche Interessenten seien der französische Fernsehkonzern TF1 und der Luxemburger Medienkonzern SBS. Weitere Kandidaten seien die US-Beteiligungsgesellschaft Blackstone, die General Electric-Tochter NBC Universal und Viacom. Auf Grund solcher Interessenten, die den Fernsehkonzern statt der Axel Springer AG übernehmen könnten, wurden in der Medienwelt Stimmen für eine "nationale Lösung" laut: Selbst der rheinland-pfälzische Landeschef Kurt Beck (SPD), verantwortlicher Ministerpräsident für die Koordination der Medienpolitik der Bundesländer, sowie die Intendanten Fritz Pleitgen (WDR) und Markus Schächter (ZDF) für eine Minstererlaubnis plädiert, die Springer die Übernahme von ProSiebenSat.1 ermöglicht hätte. (ssu)