Start-up: Besserer Kaffee mit KI

Tragbare Spektrometer und maschinelles Lernen sollen die Kaffeeindustrie aufmischen, hofft die Firma Demetria.

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(Bild: Demetria)

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Ein kolumbianisch-israelisches Startup hat eine App entwickelt, die Kaffeebauern erlaubt, die Qualität von Kaffeebohnen zu messen. Dafür arbeitet Demetria mit einem tragbaren Infrarot-Sensor, der von einer Smartphone-App ausgelesen wird. Die wiederum klassifiziert mit Hilfe des „spektralen Fingerabdrucks“ die grünen Bohnen nach Qualität und Geschmack.

Traditionell wird die Qualität der Kaffeebohnen durch das sogenannte Cupping bestimmt. Dabei rösten zertifizierten Verkostungsexperten den Rohkaffee mit einem standardisierten Temperaturprofil, brühen den Kaffee dann nach ebenso streng definierten Vorschriften auf und verkosten ihn dann. In letzter Zeit gibt es aber eine ganze Reihe von Forschungsprojekten, um diesen teuren, aufwendigen und dabei immer noch subjektiven Prozess zu automatisieren.

Dreh- und Angelpunkt ist dabei die Spektroskopie. Denn insbesondere Infrarot-Spektroskopie verrät etwas über die in der Bohne enthaltenen organischen Moleküle. In verschiedenen Arbeiten wurde beispielsweise gezeigt, dass IR-Spektroskopie geeignet ist, die geographische Herkunft von Kaffee zuzuordnen oder die Qualität grüner Kaffeebohnen zu bestimmen. „Dazu braucht man aber in der Regel ein Labor“, sagt Felipe Ayerbe, CEO and Cofounder von Demetria. „Wir haben das Verfahren für den Einsatz vor Ort weiterentwickelt“.

„Wir machen genau das gleiche, was bei der Ausbildung eines Cuppers gemacht wird“, erklärt Ayerbe. „Nur dass der Sensor jetzt die Zunge des Cuppers ersetzt. Wir korrelieren das Spektrum mit einem Geschmacksprofil von einem erfahrenen Cupper und machen sehr viele Cupping-Tests. Nach einer Weile versteht das System, wie der Kaffee schmecken wird, dessen spektralen Fingerabdruck wir sehen“. Eine zweite App analysiert ein Foto der grünen Bohnen, um ihren Feuchtigkeitsgehalt zu bestimmen, und zu prüfen, ob die Bohnen Schäden aufweisen.

Die Technologie werde die Kaffee-Industrie in das 21. Jahrhundert führen, sagt Ayerbe. Denn bisher hätten die kleinen Kaffeebauern oftmals keinen Zugriff auf die teuren Experten, könnten die Qualität ihres Kaffees nicht objektiv belegen und müssten ihre Ware daher im Zweifelsfall unter Wert verkaufen. Das kann sich mit den neuen Sensoren nun ändern. „Es wird mehr Wettbewerb geben und die Position der Farmer wird gestärkt“

.Noch ist es allerdings nicht so weit. In einem ersten Schritt hat Demetria seine Sensoren zunächst für einen großen Kaffeeröster trainiert, der damit gezielt nach Premiumkaffees suchen will. Im zweiten Schritt will Demetria auch die Farmer mit Sensoren ausstatten. Ein Sensor, schätzt er, werde 300 bis 400 Dollar kosten - die Auswertung der Daten pro Jahr noch einmal etwa genau so viel.

(wst)