Sternschnuppen-Jagd: Perseiden 2020 finden und fotografieren

Seite 2: Hilfreiche Apps und Rahmenbedingungen

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Wer seine Fototour konkreter planen will, findet einen geeigneten Standort auch mithilfe von Apps wie beispielsweise "PhotoPills" (für iOS und Android, kostenpflichtig) oder "Planit Pro" (für iOS und Android, kostenpflichtig). Sie zeigen nicht nur alle relevanten Informationen zu den Dämmerungszeiten, sondern simulieren auch Mond- oder Sonnenstand sowie den Verlauf der Milchstraße an einem beliebigen Fotospot und zu einem gewünschten Zeitpunkt. Nicht zuletzt kann die spätere Bildkomposition sogar virtuell begutachtet werden – entweder vor Ort mit der Augmented Reality (AR) Funktion in "PhotoPills" oder vom Sofa aus über die Virtual Reality (VR) Funktion in "Planit Pro".

Bei der einfachen Suche nach dem Sternbild helfen kostenlose Apps wie beispielsweise Star Walk 2 (als kostenlose Versionen für iOS und Android erhältlich), welche die Sensoren des Smartphones nutzen, um die am Himmel sichtbaren Objekte anzuzeigen. Mit Wetter-Apps und Lichtverschmutzungskarten stecken Sie weitere Rahmenbedingungen für Ihren Standort ab.

Sternschnuppen aufzunehmen ist kein Hexenwerk, erfordert aber dennoch ein paar Hilfsmittel, denn die Meteore bewegen sich sehr schnell. Erst auszulösen, wenn sie auftauchen, funktioniert in der Regel nicht. Unentbehrlich ist deshalb ein Stativ, auf dem Kamera und Objektiv über einen gewissen Zeitraum sicher und ruhig stehen. Dazu empfiehlt sich die Arbeit mit einem Intervallauslöser für Serienaufnahmen, der entweder in der Kamera integriert ist, oder extern angeschlossen wird.

Mit solchen Serienaufnahmen stellt man sicher, dass die Fotos in gleichen Abständen mit einer festgelegten Belichtungszeit gemacht werden. Das hat gleichzeitig den Vorteil, dass man sich selbst praktisch nicht mehr um die Ausrüstung kümmern muss, sondern entspannt das Schauspiel am Himmel beobachten kann.

Bei längeren Aufnahmeserien empfiehlt es sich zudem, mit einer Heizmanschette um das Objektiv beziehungsweise dessen Sonnenblende zu arbeiten, um die Linse vor möglichem Taubbeschlag zu schützen. Eine solche Heizmanschette gibt es mit USB-Anschluss, über welchen sie von einer Powerbank mit Strom versorgt werden kann. Zur Not hilft jedoch auch ein Taschenwärmer, der ans Objektiv geklebt wird. Eine Schwachstelle könnte außerdem der Akku sein, dessen Füllstand man im Auge behalten sollte. Gegebenenfalls ist es hier sinnvoll, über eine externe Stromversorgung nachzudenken. Es wäre schließlich mehr als ärgerlich, wenn man dadurch Aufnahmen verliert oder die Serienaufnahmen unterbrochen werden.

Wer auf Serienaufnahmen setzt, kann sie später beispielsweise nutzen, um Startrails samt Sternschnuppe zu erstellen.

(Bild: Katja Seidel)

Die Aufnahmeserie kann nämlich nicht nur für das Herauspicken einzelner Meteoraufnahmen genutzt werden, sondern alternativ zu Startrails oder Zeitraffern zusammengesetzt werden. Aus etwa 5 bis 25 nacheinander aufgenommenen Einzelbildern kann zudem mithilfe der Technik des Astrolandschaftsstackings ein rauschärmeres Gesamtbild erzeugt werden. Wie genau das gehen kann, zeige ich unter anderem in meinem Blog. Nicht zuletzt lassen sich natürlich auch alle Meteoraufnahmen wie im Aufmacherbild oben zu einer Collage zusammenfügen.

Die konkreten Aufnahmeparameter sind dabei stark ortsabhängig – und wahrscheinlich müssen sie im Laufe der Nacht durch den aufgehenden Mond entsprechend angepasst werden. Für eine runde Sternabbildung kann man als grobe Faustformel 300 durch die verwendete Brennweite teilen, um die maximale Belichtungszeit zu errechnen. Arbeitet man also mit einem 24-Millimeter-Objektiv teilt man 300 durch 24 und kommt auf eine Belichtungszeit von etwa 12 Sekunden. Dies gilt für Kleinbildsensoren (Vollformatkameras). Nutzt man dagegen beispielsweise eine APS-C Kamera, muss man die Brennweite des Objektivs vorher noch mit dem Crop-Faktor der Kamera (z.B. 1,6 bei Canon oder 1,5 bei Nikon) multiplizieren. Wenn nötig, addiert man noch ein paar Sekunden auf die errechnete Zeit – erst in der Vergrößerung des Bildes wird man leichte Strichspuren erkennen.

Um die ISO möglichst gering zu halten (nachts i.d.R. zwischen 1600 und 6400), empfiehlt es sich außerdem, mit geöffneter Blende zu arbeiten. Vorsicht jedoch an dieser Stelle: Manche Objektive erzeugen bei Offenblende keine scharfen Aufnahmen – dies sollte am besten vorher getestet werden. Grundsätzlich lohnt es sich, hier ein wenig experimentieren, um die passenden Einstellungen für das eigene Equipment zu finden.

Neben den drei Parametern der Belichtungszeit, ISO und Blende ist es wichtig, mindestens auch die folgenden Einstellungen an der Kamera vorzunehmen:

  • Aufnahme im Raw-Format, um bei der Bearbeitung die maximalen Möglichkeiten zu haben
  • Aufnahme im manuellen Modus, um Belichtungszeit, Blende und ISO selbst bestimmen zu können
  • Abschalten des Autofokus und Bildstabilisators
  • Displayhelligkeit herunterstellen, um sich nicht ungewollt von einem zu hell dargestellten Bild täuschen zu lassen
  • Aktivieren des Selbstauslösers mit mindestens zwei Sekunden Vorlauf (falls kein Intervallauslöser genutzt wird), um beim Auslösen keine Verwacklung zu erzeugen

Nun folgt die letzte aber zugleich meist größte Herausforderung in der Nachtfotografie: das Scharfstellen. Hierfür sollte das Objektiv bereits grob scharfgestellt sein – beispielsweise über die Entfernungs-Skala auf dem Tubus. Ist dies erledigt, aktiviert man den LiveView an der Kamera und stellt die maximale Vergrößerung ein. Nun "sucht" man mit dem Cursor nach eventuell sichtbaren Sternen (hellen Punkten). Sind welche zu sehen, gilt es vorsichtig am Fokusring des Objektivs zu drehen, bis die Punkte maximal klein sind. Das Objektiv ist nun erfolgreich auf unendlich fokussiert. Sollten keine Sterne im LiveView sichtbar sein, kann auch eine andere helle Lichtquelle oder ein mit der Taschenlampe beleuchteter Gegenstand in der Umgebung als Fokussierhilfe dienen. Die Entfernungsskala auf dem Objektiv ist erfahrungsgemäß nicht ausreichend für eine exakte Fokussierung.

Eine Probeaufnahme vor dem Start der Serienaufnahmen sollte am besten direkt vor Ort am Display überprüft werden – sowohl auf Schärfe als auch auf eine korrekte Belichtung. Zur Beurteilung der Schärfe hilft der maximale Zoom auf dem Kameradisplay. Die Helligkeit lässt sich am besten anhand des Histogramms überprüfen, da heutige Kameradisplays die Bilder häufig heller darstellen als sie tatsächlich sind. (ssi)