Stromproduktion Deutschlands sinkt im ersten Halbjahr um 11,4 Prozent
Eine schwächere Konjunktur und Einsparungen vor allem der Industrie sorgten dafür, dass in der ersten Jahreshälfte weniger Strom ins Netz eingespeist wurde.
In der ersten Hälfte 2023 wurden in Deutschland 233,9 Milliarden kWh Strom erzeugt und in das Netz eingespeist. Das sind 11,4 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, berichtet das Statistische Bundesamt nach vorläufigen Zahlen. Die im Netz verfügbare Strommenge sank aber nur um knapp 7 Prozent, da der Stromimport um 30,8 Prozent anstieg, dem gegenüber der Export um 18,1 Prozent zurückging. Dennoch überstiegen die deutschen Stromexporte mit 32,6 Milliarden kWh wieder die Stromimporte, die sich auf 30,6 Milliarden kWh summieren.
Konjunkturelle Abschwächung und Einsparbemühungen besonders in energieintensiven Industriezweigen sieht das Bundesamt als Gründe für die geringere verfügbare Strommenge im ersten Halbjahr. Zudem wurden zum 15. April die drei letzten Atomkraftwerke abgeschaltet. Die dadurch weggefallene Strommenge wurde vor allem durch Stromimporte ausgeglichen, während die Stromerzeugung aus Kohle deutlich sank, schreibt das Statistische Bundesamt.
53,4 Prozent des ins Netz eingespeisten Stroms stammte aus erneuerbaren Energiequellen gegenüber 48,4 Prozent im ersten Halbjahr 2022. Dementsprechend betrug der Anteil konventioneller Energieträger 46,6 Prozent nach 51,6 Prozent im Vorjahr.
Windkraft wichtigster Energieträger
Die Stromerzeugung aus Windkraft ging im Vorhalbjahresvergleich um 1,2 Prozent zurück. Wegen der insgesamt geringeren Stromerzeugung stieg der Anteil der Windenergie am inländisch erzeugten Strom dennoch von 25,6 auf 28,6 Prozent. Damit war die Windkraft der wichtigste Energieträger in der Stromerzeugung. Die Stromeinspeisung aus Photovoltaik sank gegenüber dem relativ sonnigen 2022 um 5,9 Prozent, ihr Anteil an der gesamten Einspeisung stieg jedoch von 11,2 auf 11,9 Prozent.
Die Strommenge aus Kohlekraftwerken ging um 23,3 Prozent auf einen Anteil von 27,1 Prozent an der gesamten Stromerzeugung zurück gegenüber 31,3 Prozent im Vorjahr. Angestiegen ist dagegen die Stromerzeugung aus Erdgas, nämlich von 11,9 auf 13,9 Prozent. Für die Atomkraft blieb ein Anteil von 2,9 Prozent an der gesamten Strommenge. Bis zur Abschaltung speisten AKW noch 9,1 Milliarden kWh Strom ins Netz ein.
Deutlich geringerer ExportĂĽberschuss
Die nach Deutschland importierte Strommenge stieg um 7,2 Milliarden auf 30,6 Milliarden kWh. DemgegenĂĽber sank die exportierte Strommenge um 7,3 Milliarden auf 32,6 Milliarden kWh. Der deutsche ExportĂĽberschuss schrumpfte also von 16,5 Milliarden auf 2,0 Milliarden kWh. Allein im zweiten Quartal, in dem die AKW noch 1 Milliarde kWh Strom erzeugten, wurde mit 18,5 Milliarden kWh deutlich mehr Strom importiert als exportiert. Der ImportĂĽberschuss von 7,1 Milliarden kWh entspricht etwa der Strommenge, die im zweiten Quartal 2022 noch von den drei AKW eingespeist worden war.
Mit 4,7 Milliarden kWh wurde der meiste Strom im ersten Halbjahr aus den Niederlanden importiert, knapp 38 Prozent mehr als im Vorjahr. Den stärksten Anstieg bei den Importen verzeichnete Frankreich. Von dort wurden 4,4 Milliarden kWh Strom importiert, 148 Prozent mehr, nachdem die Stromimporte aus Frankreich im ersten Halbjahr 2022 nach Problemen in den dortigen AKW deutlich zurückgegangen waren. Damals waren die Stromexporte nach Frankreich höher als die Stromimporte aus Frankreich nach Deutschland.
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Das Statistische Bundesamt erfasst in diesen Zahlen alle Kraftwerke und Erzeugungsanlagen in Deutschland, die Strom in das Netz für die allgemeine Versorgung einspeisen. Nicht enthalten ist Strom, der in Industriekraftwerken erzeugt und direkt in den Industriebetrieben wieder verbraucht wird. "Die im Inland erzeugte und ins Netz eingespeiste Strommenge ist auch deshalb nicht gleichzusetzen mit dem Stromverbrauch, da auf dem Weg zu den Verbrauchsstellen sogenannte Netzverluste auftreten sowie der Saldo aus Stromimporten und -exporten berücksichtigt werden muss", erklärt das Bundesamt weiter. Auf mögliche Effekte von privaten "Balkonkraftwerken" geht es nicht ein.
(anw)