Studie: Fachkräftemangel spitzt sich bis 2027 zu
Bis 2027 wird sich der Fachkräftemangel weiter zuspitzen, sagt eine IW-Studie. Auch wenn mehr Menschen in der IT arbeiten, fehlen zahlreiche Experten.
Der Fachkräftemangel verstärkt sich laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) bis 2027 zunehmend. Die Entwicklungen im IT-Arbeitsmarkt stechen in der Studie heraus: Von den größten Berufshauptgruppen steigt die relative Anzahl der Beschäftigten bis 2027 am stärksten in IT-Berufen. Zugleich ist hier die Nachfrage besonders hoch. Das geht aus der IW Arbeitsmarktfortschreibung 2027 hervor, für die das IW die Entwicklung von 1300 Berufen bis ins Jahr 2027 untersucht hat. Voraussetzung für die Entwicklung ist, dass sich der Trend der vergangenen sieben Jahre fortsetzt, teilen die Forscher mit. Als Prognose wollen sie ihre Ergebnisse deshalb nicht verstanden wissen.
In Deutschland fehlen laut der Studie bis 2027 zahlreiche Fachkräfte. Entwickelt sich der Markt in den kommenden Jahren weiter wie zuletzt, fehlt es vor allem in Verkauf, Kinderbetreuung und Sozialarbeit an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Im IT-Sektor fällt der Ausblick anders aus: Die Berufshauptgruppe kann ein Beschäftigungsplus von 27,1 Prozent gegenüber 2022 verzeichnen. Mit einem Zuwachs von 263.252 Beschäftigten auf 1.232.875 liegt die Branche in der Gesamtbetrachtung auf Platz fünf.
Nachfrage verschiebt sich von Spezialisten zu Experten
Besonders hoch – und ungedeckt – entwickle sich die Nachfrage nach Experten (Master/Diplom) der Informatik. In der vorjährigen Fortschreibung gingen die Forscher noch von 15.052 fehlenden Fachkräften in 2026 aus. Nach dem aktuellen Report seien dies 2027 bereits 19.022.
Bei den Experten für Softwareentwicklung geht das IW von 289.374 Beschäftigten im Jahr 2027 aus, was einem Wachstum von 44,8 Prozent seit 2022 entspricht. In der IT-Anwendungsberatung schätzen die Autoren, dass die Beschäftigtenzahl bis dahin um knapp drei Viertel auf 192.695 Experten ansteigt. Dieser Wert sei allerdings nur bedingt aussagekräftig, da sich der Markt verändert habe: In der IT-Anwendungsberatung verlagere sich das Anforderungsniveau seit Jahren von Spezialisten (Fortbildung/Bachelor) zu Experten (Master/Diplom).
Das gehe mit der Umschlüsselung von IT-Consultants im Jahr 2016 einher, was sich erst mit einiger Verzögerung in der Beschäftigtenstatistik gezeigt habe, heißt es in dem Report. "Die Fortschreibungen setzen diesen Trend fort, sodass die Beschäftigung von Spezialisten von 2022 bis 2027 um 35.729 sinken würde, während die von Experten um 82.123 steigt", so das Forschungsteam. "Gemeinsam betrachtet steigt der Bedarf an hochqualifizierten IT-Anwendungsberatern um 46.395 beziehungsweise 28,4 Prozent." Das sei insgesamt ein robustes Wachstum.
Einschränkend nennen die Forscher, dass in der Untersuchung keine Konjunkturprognose enthalten ist. Da die derzeitige Konjunktur schwach ist, die Autoren aber von einer durchschnittlichen Konjunktur ausgingen, fallen die Ergebnisse optimistischer aus als die aktuelle Entwicklung ist. Zudem ging die Fachkräftelücke 2023 leicht zurück – etwas stärker als in den Fortschreibungsergebnissen. "Der Fachkräftemangel bleibt jedoch trotz aller Krisen auf einem sehr hohen Niveau", heißt es in dem Report. Eine Entspannung sei derzeit nicht in Sicht. Als weitere Einschränkung nennt das Team, dass der Zensus 2022 ergab, dass 1,6 Prozent weniger Menschen in Deutschland leben als angenommen. Zwei Drittel davon entfallen auf die ausländische Bevölkerung. Die Partizipationsquoten der Ausländer liegen demnach höher als berechnet.
(are)