Studie: So heftig wird das Domain Name System manipuliert

Seite 2: Darum geht es den Zensoren

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Allerdings ergibt sich ein völlig anderes Bild, wenn man statt einzelner Domains thematische Gruppen von Domains betrachtet. Dabei liegen verschiedene Domains aus den Alexa-Top-10.000 auf Platz 1 (36 Länder), gefolgt von Webseiten mit freier Meinungsäußerung (35 Länder) und Webseiten mit Informationen über P2P-Filesharing (34 Länder).

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Seiten mit Informationen über Menschenrechte werden in 31 Ländern behindert, Glücksspiel oder Sportwetten und Pornographie in 29 Ländern. In 28 Ländern sind Angaben über Alkohol und Drogen schwieriger zu beziehen. Auf Platz 8 liegen Domains, über die Hilfestellungen für Anonymisierung und Zensur-Umgehung abrufbar sind (24 Länder). Hassrede (22) und Multimedia-Sharing (21) vervollständigen die Top 10.

Gruppiert man Google-Domains zusammen, landen sie auf Platz 20 (16 Länder). Facebook-Domains liegen auf Platz 34 (10 Länder), Twitter-Domains auf Platz 38 (9 Länder).

Für ihre Statistiken haben die Wissenschaftler insgesamt 13,5 Millionen valide DNS-Antworten aus 151 Ländern ausgewertet. Dafür hatten sie zunächst den gesamten IPv4-Adressraum nach offenen DNS-Resolvern abgesucht und dabei 4,2 Millionen Treffer gelandet. Aus ethischen Gründen, insbesondere zum Schutz privater DNS-Betreiber, nutzten die Wissenschaftler schließlich 6020 DNS-Resolver in 151 Ländern. Bei jedem dieser Server fragten sie dieselben 2.303 Domainnamen ab.

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Das war einerseits eine Liste besonders zensurgefährdeter Domainnamen, die vom Citizen Lab erstellt wird und über 1300 Einträge zählt. Andererseits nahmen die Forscher rund 1000 zufällig gewählte Domainnamen aus der Alexa-Top-10.000-Liste. Dazu kamen drei unverdächtige Kontrolldomains, die von den Wissenschaftlern selbst verwaltet werden und keine Zensur anziehen dürften.

Die Auswertung ist aber nicht trivial. Denn nicht jede DNS-Antwort ist falsch, nur weil sie von einer anderen, als korrekt bestätigten Antwort abweicht: Insbesondere größere Webseiten haben aufgrund von Content Delivery Netzen regional unterschiedliche IP-Adressen. Diese harmlosen Divergenzen dürften die Forscher durch automatisierte Analysen von HTTP-Inhalten, HTTPS-Zertifikaten, und diversen Metadaten weitestgehend eliminiert haben.

(ds)