Stundensätze für Freiberufler auf neuem Höchststand

Der durchschnittliche Stundensatz von IT-/Engineering-Freelancern hat einen neuen Höchststand erreicht. Und er steigt weiter.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

75 Euro pro Stunde verlangt ein IT-/Engineering-Freiberfler im Schnitt aktuell von seinen Auftraggebern. Das zeigt die aktuelle Stundensatzauswertung von Gulp, die jährlich im August durchgeführt wird. Grundlage der Analyse sind die Stundensatzforderungen, die die mehr als 85.000 in die GULP Profiledatenbank eingetragenen IT-/Engineering-Selbstständigen in ihrem Profil angeben. Der derzeitige Durchschnitt von 75 Euro bedeutet demnach einen neuen Höchsstand und setzt damit den Trend der letzten Jahre zu steigenden Honoraren fort. Lediglich 2009 mussten die Freelancer einen kleinen Rückschlag hinnehmen, damals sanken die Honorare krisenbedingt vorübergehend von 71 auf 70 Euro. Seitdem geht es pro Jahr um durchschnittlich einen Euro nach oben.

Allerdings zeigen die Ergebnisse eben nur den Durchschnitt, in der Praxis klafft die Schere durchaus weit auseinander: 17,3 Prozent der Freiberufler bekommen pro Stunde mehr als 100 Euro, 34,1 Prozent erhalten hingegen nur Stundensätze, die deutlich unter 70 Euro liegen. Der Anteil der Auftragnehmer, die Stundensätze unterhalb des Durchschnitts verlangen, nimmt aber kontinuierlich ab und ist in den letzten fünf Jahren um 10,7 Prozent gesunken. Fast die Hälfte der Freiberufler fordert Honorare zwischen 70 und 90 Euro, vor fünf Jahren taten das noch 6,1 Prozent weniger.

Stundensätze von IT-Freiberuflern (4 Bilder)

(Bild: Gulp)

Wie viel Geld in die Kasse fließt, wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, wie die Auswertung weiter zeigt. Die Rolle des Selbständigen im jeweiligen Projekt, der aktuelle Markt, das Land, die Berufserfahrung und das Alter: Sie alle beeinflussen den Stundensatz.

Überdurchschnittlich hohe Stundensätze werden für Projektleiter (84 Euro) oder Berater (80 Euro) gezahlt. Trainer sind mit 74 Euro noch einen Euro vom Durchschnitt entfernt. Hardware-Entwickler (64 Euro) und Administratoren (61 Euro) liegen deutlich drunter. Die Qualitätssicherungsexperten, die aktuell rund 67 Euro in der Stunde fordern, sind der Statistik zufolge die einzigen, die in den letzten zwölf Monaten ihre Honorarforderungen nicht erhöht haben. Betrachtet man die Ergebnisse der letzten fünf Jahre, haben sich die Honorare der Trainer und Projektleiter am besten entwickelt.

Das Stundensatz-Maximum haben IT-/Engineering-Freelancer übrigens im Alter von 40 bis 50 Jahren erreicht: Mit 78 Euro fordern sie im Durchschnitt so viel wie keine andere Altersgruppe. 45,4 Prozent der in der Analyse bewerteten Freelancer fällt in diese Kategorie. Natürlich zahlen die Auftraggeber aber eigentlich nicht nach Alter, sondern für die mit den Jahren erworbene Expertise, wie die weitere Auswertung zeigt. Die höchsten Honorare verlangen und bekommen Freelancer mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung (78 Euro). Den größten Unterschied gibt es aber an der 10-Jahres-Grenze. Freiberufler, die mehr als zehn Jahre Berufserfahrung haben, verlangen durchschnittlich 76 Euro pro Stunde. Die Kollegen, die unter 10 Jahren liegen, verlangen im Schnitt nur 61 Euro pro Stunde und damit 15 Euro weniger.

Am besten verdienen im deutschsprachigen Raum die Schweizer: Schweizer IT-/Engineering-Selbstständige fordern aktuell im Schnitt 94 Euro pro Stunde und liegen damit ganze neun Euro über dem Schnitt. Auch die IT-/Engineering-Selbstständigen in Österreich bekommen überdurchschnittliche 76 Euro pro Stunde. ()