Freelancer: Die Stundensätze steigen, die Mulmigkeit auch

Freelancer in Deutschland konnten im Schnitt ihre Stundensätze steigern. Die Bedenken um Altersvorsorge und Auftragslage steigen aber mit.

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Person an einem Computer, daneben liegt ein Smartphone

(Bild: Bits And Splits/Shutterstock.com)

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Auch 2025 hat sich der Aufwärtstrend bei den Stundensätzen für Freiberufler fortgesetzt, wie aus dem aktuellen Freelancerkompass des Vermittlungsportals Freelancermap hervorgeht. Laut der Erhebung könnten die Freelancer durchschnittlich 104 Euro pro Stunde abrufen. 2024 habe der Durchschnittssatz noch bei 102 Euro gelegen, 2023 bei 100 Euro. Pro Monat kämen die Freelancer im Schnitt auf 8.022 Euro brutto. Rund zwei Drittel seien zufrieden mit ihrem Einkommen.

(Bild: Freelancermap)

Rund 41 Prozent wollten ihre Stundensätze auch in den kommenden zwölf Monaten erhöhen. Die Hauptgründe dafür seien die Inflation (59 Prozent), mehr Berufserfahrung (51 Prozent) und die Angleichung an marktübliche Stundensätze (47 Prozent). 52 Prozent wollen hingegen nichts an ihrem Stundensatz ändern und sieben Prozent damit heruntergehen. Befragt wurden nach Angaben von Freelancermap 3210 Freiberufler, rund die Hälfte davon IT-Freelancer (48 Prozent).

Die besten Stundensätze nach Fachgebieten gibt es mit durchschnittlich 120 Euro im Feld Beratung und Management, darauf folgt das SAP-Umfeld mit 117 Euro und IT-Infrastruktur mit 102 Euro. Die am besten zahlenden Branchen sind Banken und Finanzen (112 Euro Stundensatz), Luft- und Raumfahrt (111 Euro), Versicherungen (110 Euro) sowie Firmen aus dem Gesundheits-, Chemie- und Pharmabereich (108 Euro).

Gestiegen sind laut dem Freelancer-Kompass aber auch die Bedenken im Hinblick auf die Altersvorsorge. Der Anteil derer, die sich um ihre Finanzen im Ruhestand Sorgen machen, sei von 39 Prozent im Vorjahr auf nun 49 Prozent geklettert. Die entsprechenden Rücklagen erhöhten sich auch auf 1.312 Euro monatlich, im Vorjahr seien es noch 1.108 Euro gewesen.

Was vom Stundensatz ĂĽbrigbleibt: Soviel Gewinn machten Freelancer 2024.

(Bild: Freelancermap)

Zudem scheint die abgekühlte Wirtschaftslage auch nicht an den Freelancern vorbeizugehen: 2024 habe mit 53 Prozent noch eine knappe Mehrheit ihre wirtschaftliche Lage als gut oder sehr gut bezeichnet – 2025 seien das jetzt nur noch 45 Prozent. Rund ein Drittel rechnet noch mit einer Verbesserung der Auftragslage, zwei Prozent weniger als im Vorjahr. 38 Prozent gehen von einer gleichbleibenden Lage aus (2024: 42 Prozent) und inzwischen 29 Prozent von einer Verschlechterung (2024: 23 Prozent).

79 Prozent der Freelancer beklagten auch fehlende politische Rahmenbedingungen als Problem für ihre Tätigkeitsform. Dauerbrenner bleibt dabei die Scheinselbstständigkeits-Problematik. 68 Prozent forderten, entsprechende Regelungen abzuschaffen, ebenso viele wünschten sich weniger Bürokratie. 61 Prozent würden auch eine Steuerreform begrüßen.

Die Nutzung generativer KI-Tools ist laut der Umfrage für viele Freelancer Normalität. 77 Prozent gaben an, solche Tools zu nutzen. 82 Prozent verwendeten sie für Textgenerierung, 48 Prozent fürs Coden und 36 Prozent für die Kommunikation mit den Kunden. Auf die Frage, welche Programmiersprachen in Zukunft an Bedeutung zunehmen, dominiert mit deutlichem Abstand Python mit 61 Prozent. Darauf folgen TypeScript (36 Prozent), JavaScript (28 Prozent), Java (25 Prozent) und Rust (23 Prozent).

(Bild: Freelancermap)

Letztlich zeichnet der Freelancer-Kompass ein positives Bild: 81 Prozent seien zufrieden oder sehr zufrieden mit ihrer Situation als Freiberufler. 69 Prozent beurteilten ihre Life-Work-Balance als gut oder sehr gut. 34 Prozent könnten sich auch nicht vorstellen, wieder in Festanstellung zu gehen; 27 Prozent würden es bei attraktivem Gehalt erwägen.

Details zum Freelancer-Kompass können Interessierte hier bei Freelancermap einsehen.

(axk)