Supermicro kassiert Umsatzprognose und befĂĽrchtet Nasdaq-Rauswurf

Der Umsatz des Serverherstellers liegt unter den eigenen Erwartungen, der Gewinn erfüllt hingegen die Prognose. Die Zahlen sind vorläufig, die Aktie reagierte.

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Netzwerk-Hardware

(Bild: Bigc Studio/Shutterstock.com)

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Supermicro befindet sich weiter in Schwierigkeiten. Eine nach US-Börsenschluss am Wahlabend anberaumte Ergebnispräsentation konnte Bedenken der Anleger nicht ausräumen und lieferte mehr Fragen als Antworten. Die Nasdaq mahnt derweil verspätete Pflichtberichte an, eine Auslistung droht. In deren Gefolge könnte Supermicro auch aus dem wichtigen Aktienindex S&P 500 fliegen.

In einer Mitteilung präsentierte der Serverhersteller lediglich unverbindliche Zahlen, die nicht durch einen Wirtschaftsprüfer abgesegnet sind. Der Grund ist simpel: Supermicro hat derzeit keinen, nachdem EY (Ernst & Young) sein Mandat niedergelegt hat.

Im vergangenen Quartal erzielte Supermicro einen Umsatz zwischen 5,9 und 6 Milliarden US-Dollar und verfehlte damit knapp die eigene Prognose von 6 bis 7 Milliarden. Das, so das Management, sei überwiegend auf die Knappheit der neuen Blackwell-Chips von Nvidia zurückzuführen – die sind noch immer nicht in ausreichenden Stückzahlen lieferbar. Von einem Analysten nach verbindlichen Vorbestellungen Blackwell-basierter Systemen gefragt, wollte Supermicro-Patriarch Charles Liang keine klare Aussage machen. Für das letzte Kalenderquartal 2024 (das bei Supermicro bereits als 2. Quartal des Geschäftsjahres 2025 geführt wird) prognostiziert das Unternehmen einen Umsatzrückgang auf 5,5 bis 6,1 Milliarden US-Dollar, auch der Gewinn pro Aktie dürfte fallen.

An der Börse befindet sich die Supermicro-Aktie weiter auf Talfahrt und verlor am nach der Ergebnispräsentation etwa 16,5 Prozent an Wert (Stand: 6. November, 12:30 Uhr). Im Jahresvergleich rangiert das Papier mit etwa zehn Prozent im Minus – die immensen Wertzuwächse des AI-Boomjahres 2024 sind somit wieder perdu.

Die durchwachsene Prognose sei ebenfalls auf die Blackwell-Knappheit zurückzuführen, so das Supermicro-Management, das auf eine starke und stabile Partnerschaft mit Nvidia verwies. Die jüngsten Turbulenzen rund um angeblich unlautere Geschäftspraktiken hätten diese Zusammenarbeit nicht beeinflusst, konstatierten die Unternehmenslenker.

Dabei gibt es auch für Nvidia möglicherweise Grund, genauer hinzuschauen. Der EY-Rückzug führte dazu, dass Supermicro seinen Berichtspflichten gegenüber der US-Börse Nasdaq nicht rechtzeitig nachkommen konnte – der verschwitzte Termin könnte nun weiteres Ungemach nach sich ziehen. Am 20. September mahnte Nasdaq den jährlichen Bericht über die Geschäftszahlen (Typ 10-K) bei Supermicro an, die sich derweil jedoch in der Bredouille befinden: Es gebricht schlicht an einem Wirtschaftsprüfer, der bereit wäre, die Richtigkeit des Jahresberichts festzustellen.

Daran arbeitet man "sorgfältig", zeigte sich ansonsten in der Konferenzschalte mit Analysten jedoch schmallippig. Supermicro sei gegenwärtig schlicht nicht in einer Position, die Aussagen zum neuen Wirtschaftsprüfer erlaube. Ob das Unternehmen bis zum Stichtag am 16. November dem Nasdaq einen überzeugenden Plan vorlegen könne, wie es die Börse forderte, blieb ebenfalls offen. Danach droht schlimmstenfalls der Rauswurf aus dem Nasdaq und dadurch auch das Aus für Supermicro im Index S&P 500 der fünfhundert größten börsennotierten Unternehmen.

Auch die Untersuchungsergebnisse des "Spezialkomitees", das die durch Ernst&Young erhobenen Vorwürfe durchleuchten und mögliche Verstöße abstellen soll, bleiben weiter geheim. Offenbar gibt es bereits erste Resultate, welche die Konzernführung jedoch weiter unter Verschluss hielt. Voraussichtlich in den nächsten Wochen möchte man einen vollständigen Bericht vorstellen.

Eins machte Konzernlenker Liang jedoch deutlich: Ans Aufhören oder an die Aufteilung seiner Macht denkt er derzeit nicht ernsthaft. Früher oder später werde er sich aus dem Unternehmen zurückziehen, so der Gründer auf Nachfrage, aber das geschehe hoffentlich nicht in den nächsten zwei Jahren. Als Aufsichtsratsvorsitzender und Geschäftsführer vereint der 66 Jahre alte Liang derzeit die beiden wichtigsten Ämter des Unternehmens auf sich.

(cku)