Swisscom will mit Eutelsat Breitbandlücken schließen

Mit dem 2-Wege-System Tooway des Satellitenbetreibers Eutelsat will der Schweizer Carrier Breitbandanschlüsse auch in die DSL-freien Zonen der Alpenrepublik bringen.

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Von
  • Tom Sperlich

Das Schweizer Telekommunikationsunternehmen Swisscom AG wird die vorgeschriebene flächendeckende Breitbandversorgung in der Schweiz mit Unterstützung des Satellitenbetreibers Eutelsat gewährleisten. Die Swisscom erhielt im vergangenen Sommer erwartungsgemäß von der Eidgenössischen Kommunikationskommission (ComCom) erneut die Konzession, um der Schweizer Bevölkerung eine Grundversorgung mit Telekommunikationsdiensten zu liefern.

Seit dem 1. Januar 2008 ist Swisscom damit verpflichtet, bis Ende 2017 die Grundversorgungsdienste für alle Bevölkerungskreise und in allen Landesteilen zu gewährleisten. Neu und weltweit einmalig verpflichten die Konzessionsauflagen den Netzbetreiber, auch einen Breitband-Internetanschluss mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von mindestens 600 kBit/s (100 kBit/s Upload) bereitzustellen. Rund zwei Prozent der Schweizer Bevölkerung, an deren Wohnorten beispielsweise die Teilnehmeranschlussleitungen zu lang sind, konnten allerdings bisher keinen Breitbandanschluss nutzen. Würde die Swisscom alle abgelegenen Haushalte mit DSL über die Festnetzleitung versorgen wollen, müsste sie mehrere hundert Millionen Franken investieren.

Ursprünglich hatte der Carrier erwogen, die DSL-Lücken mit der mit Wimax vergleichbaren drahtlosen Breitbandtechnologie BWA (Broadband Wireless Access) zu schließen. Doch im Sommer 2007 musste Swisscom einen Wimax-Test nach einer Beschwerde von Elektrosmog-Gegnern auf gerichtliche Anordnung einstellen. Ende vergangenen Jahres bat der Carrier dann um eine Fristverlängerung für den Wimax-Start. Die Technik sei noch nicht ausgereift, und es gebe bislang noch keine tauglichen Endgeräte, hieß es zur Begründung der Verzögerung. Heute ließ die Swisscom nun verlauten, dass "die WiMAX-Technologie zum jetzigen Zeitpunkt nicht für die Grundversorgung zum Einsatz kommt."

Die bisher nicht versorgten Haushalte sollen nun mit verschiedenen Technologien erschlossen werden: Weiterer DSL-Ausbau, Mobilfunklösungen (HSDPA/UMTS/EDGE) sowie eventuell auch ISDN-Kanal und Satellitenverbindungen. Bei letzterer Zugangsart entschied sich Swisscom nun für eine Partnerschaft mit dem Satellitenbetreiber Eutelsat Communications. In etwa drei Monaten soll der Eutelsat-Dienst Tooway zum Einsatz kommen, der für Sende- und Empfangsrichtung ausschließlich Satellitenverbindungen nutzt.

Tooway nutzt Ka-Band-Kapazitäten auf dem Eutelsat-Satelliten Hot Bird 6, der aus der Orbitalposition 13 Grad Ost die komplette Fläche der Schweiz abdeckt. Für den 2-Wege-Dienst werden die Zürcher Einrichtungen des Swisscom-Internetproviders Bluewin via Glasfaser an das von der Eutelsat-Breitbandpartnerin Skylogic betriebene Tooway-Netzwerkoperationcenter in Turin angeschlossen.

Für den Empfang benötigen Kunden eine Satellitenschüssel mit einem Durchmesser von 67 Zentimetern, eine Sende- und Empfangseinheit sowie ein Satelliten-Modem gemäß DOCSIS-Spezifikation, das per Ethernet sämtliche PCs und Geräte im Haus an das Internet anbindet. Tooway wurde im Herbst 2007 in Europa eingeführt und basiert auf der von Viasat entwickelten Satellitentechnik SurfBeam. In Nordamerika nutzen laut Eutelsat rund 325.000 Haushalte den Dienst, der auf dem DOCSIS-Protokoll basiert.

Tooway wird laut einer Mitteilung der Swisscom nicht der gesamten Schweizer Bevölkerung zur Verfügung stehen. Die Breitband-Satellitenlösung oder die Mobile-Lösungen (HSDPA/UMTS) kommen nur dann zum Einsatz, wenn keine DSL-Verbindung vorhanden oder möglich ist. (Tom Sperlich) / (vbr)