Systematisches Cybermobbing, Cyberstalking: BKA geht gegen "New World Order" vor

Jahrelang haben organisierte Trolle insbesondere verletzliche Menschen aus der Live-Streaming-Szene drangsaliert. Nun schreitet die Polizei ein.

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Handschellen liegen auf einer Tatastur

(Bild: Oleksiy Mark/Shutterstock.com)

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Das Bundeskriminalamt (BKA) und Strafverfolger von sechs Bundesländern gehen gegen eine Online-Gruppierung namens "New World Order" (NWO) vor. Am heutigen Dienstagmorgen haben sie Wohnungen von zehn Mitgliedern der Gruppe durchsucht und dabei zahlreiche elektronische Geräte und Speichermedien sichergestellt, teilte das BKA mit. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main wirft den zehn Personen vor, Rädelsführer einer kriminellen Vereinigung zu sein, die Straftaten wie systematisches Cybermobbing und Cyberstalking begangen hat.

Als Opfer sollen sie sich Personen aus der Live-Streamer-Szene ausgewählt haben, häufig vulnerable oder kognitiv beeinträchtigte Menschen. In sozialen Medien sollen die organisierten Trolle der "New World Order" sie verfolgt, bedroht und beleidigt haben. In den jeweiligen Kommentarfunktionen sollen die Beschuldigten zudem Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen oder volksverhetzende Inhalte gepostet haben. Die Opfer sollten verhöhnt und dazu gebracht werden, ihre Online-Präsenz aufzugeben.

Die Beschuldigten sollen außerdem versucht haben, an personenbezogene Daten der Geschädigten zu gelangen, um diese in dem jeweiligen Stream zu veröffentlichen, genannt Doxing. Dazu verwendeten sie unter anderem gespoofte Telefonnummern, um die Daten mit falschen Identitäten aus öffentlichen und nicht öffentlichen Datenbanken sowie von Behörden zu erlangen.

Weiter sollen die Beschuldigten sogenanntes Swatting betrieben haben. Dabei tauchen Einsatzkräfte in der Wohnung des Opfers auf, während es ein Livestreaming betreibt. Dazu sollen die Beschuldigten Notrufe bei der Feuerwehr, der Polizei oder beim Gasstördienst missbraucht haben.

"Online begangene Straftaten bleiben nicht folgenlos, denn Täter haben jederzeit mit einer konsequenten Strafverfolgung zu rechnen, insbesondere, wenn besonders vulnerable oder schutzbedürftige Personen ins Visier genommen werden", betonte das BKA. Im März dieses Jahres ging die Polizei beispielsweise gegen Hasspostings gegen Frauen mit Razzien bei Beschuldigten vor.

Die Gruppe NWO soll laut Recherchen des Fernsehmagazins Kontraste und des "Spiegel" seit Jahren Live-Streamer organisiert angegriffen haben. Es sollen 75.000 interne Chatnachrichten und Tonaufnahmen von Gesprächen aus unterschiedlichen Quellen und einem Zeitraum von rund sechs Jahren vorgelegen haben. NWO soll es auch auf Politiker und Politikerinnen abgesehen und diese mit Bombendrohungen unter anderem an Schulen bedrängt haben.

(anw)