T-Mobile USA bekämpft Gewerkschaften

Das Vorgehen von T-Mobile USA beeinträchtigt die Verhandlungen des T-Mobile-Mutterkonzerns Deutsche Telekom über ein globales Gewerkschaftsabkommen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 183 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

T-Mobile USA liegt im Clinch mit den Gewerkschaften. Das Unternehmen sieht es nicht gerne, wenn sich Mitarbeiter organisieren. Zuletzt hat T-Mobile in den USA wiederholt in Stellenanzeigen nach Personal gesucht, das sich aktiv gegen die Organisierung der Mitarbeiter einsetzen sollte. Treffen mit Vertretern der Gewerkschaft CWA (Communications Workers of America) werden prinzipiell abgelehnt. In Florida rief die Firma am Tag der Menschenrechte sogar die Polizei, als Gewerkschaftsaktivisten vor einer T-Niederlassung Informationen verteilten. Diese Ereignisse beeinträchtigen die Verhandlungen des T-Mobile-Mutterkonzerns Deutsche Telekom über ein globales Gewerkschaftsabkommen.

Bereits im November des Vorjahres gab es heftige Kritik: Nachdem T-Mobile ein Teilnetz des Konkurrenten Cingular übernommen hatte, wurde 110 von Cingular übernommenen Technikern gekündigt. Laut Gewerkschaft hat das Unternehmen dafür ausschließlich Mitarbeiter ausgesucht, die der CWA angehören. Diese strengte daraufhin ein Verfahren gegen T-Mobile USA vor dem National Labor Relations Board an.

Im Mai dieses Jahres kündigte Telekom-Chef Kai Uwe Ricke ein internationales Abkommen mit dem internationalen Gewerkschaftenverband UNI (Union Network International) an. Darin sollen einheitliche Mindestrechte für alle Mitarbeiter des Konzerns festgeschrieben werden. Nach Ansicht von UNI sind bei T-Mobile USA aber nicht einmal die Mindeststandards der UN-Organisation ILO (Internationale Arbeitsorganisation) gesichert. Anfang vorigen Monats wurden in Stellenanzeigen von T-Mobile USA anti-gewerkschaftliche Anforderungsprofile entdeckt. Ein Employee Relations Generalist im Human Relations Department sollte etwa "passende Interventionen mit dem Ziel der Erhaltung eines produktiven und gewerkschaftsfreien Umfelds" sowie "Entwicklung und Durchführung von Fortbildungen in Arbeitsrecht/Human-Resources-Angelegenheiten (z.B. [...] Gewerkschaftsvermeidung)" unterstützen. Nach einem Protestbrief der UNI an die Deutsche Telekom Holding entschuldigte sich diese, gelobte Besserung und änderte den Text.

Allerdings tauchten bald wieder solche Textpassagen in Stellenanzeigen von T-Mobile USA auf. Wieder schrieb die UNI an das internationale Telekom-Management, woraufhin wieder Texte adaptiert wurden. Damit nicht unmittelbar verbunden verteilten CWA-Mitarbeiter am 8. Dezember, dem internationalen Tag der Menschenrechte, in Tampa, Florida, vor einem T-Mobile-Gebäude Informationen über das Recht der Mitarbeiter, sich zu organisieren, sowie über den Tag der Menschenrechte. T-Mobile schickte Sicherheitspersonal und einen Manager. Dieser forderte die Gewerkschafter zum Gehen auf und erklärte, in seinem Handbuch ein ganzes Kapitel über die Behandlung von Gewerkschaftsvertretern zu haben. Zur Unterstützung rief er die Polizei und drohte den Aktivisten mit Festnahmen.

Am nächsten Tag musste die UNI wieder gegen eine Jobausschreibung mit Anti-Gewerkschafts-Inhalt protestieren, drei Tage später waren gar fünf neue Anzeigen aufgetaucht. "Ich bin schwer besorgt, weil zu einer Zeit, in der [die Deutsche Telekom und UNI] positive Schritte hin zu einem sozial verantwortlichen globalen Abkommen setzen, T-Mobile-USA fortfährt, die weltweite Gewerkschaftsbewegung zu unterminieren", schrieb UNI-Generalsekretär Philip J. Jennings an die Deutsche Telekom Holding.

T-Mobile International betonte gegenüber heise online, dass die US-Tochter in gewissen Bereichen "autark" sei, weshalb eine Stellungnahme nicht möglich sei. Stellungnahmen der Deutschen Telekom Holding und von T-Mobile USA stehen aus. Gegenüber US-Medien sprach T-Mobile USA von einer "schlechten Wortwahl". Die Anzeigen hätten sicherstellen sollen, dass Bewerber Gewerkschaftsrechte und Gewerkschaftsaktivitäten verstünden. Der Begriff Gewerkschaftsvermeidung ("union avoidance") soll daher ersetzt werden; in Zukunft heißt es Gewerkschaftserkenntnisse ("union awareness"). (Daniel AJ Sokolov) / (jk)